Praxis

Bezahlen an der Haustür

Ein Überblick über mobile Bezahl-Devices im Botendienst

„Wenn möglich zahlen Sie bitte bargeldlos!“ Dieser Hinweis begegnet uns seit Beginn der Corona-Pandemie in so gut wie allen Einzelhandelsgeschäften. Die bargeld- und kontaktlose Bezahlung hat durch ihre hygienischen Vorteile enorm an Bedeutung gewonnen. Die Kunden nehmen diese Bezahlvariante an und fragen sie ebenso in den Apotheken oder auch bei der Lieferung von Arzneimitteln per ­Bote nach. Verschiedene Anbieter ermöglichen mit mobilen Karten­terminals die Bezahlung an der Haustüre.

Vorbestellungen von Arzneimitteln per Telefon, E-Mail oder App mit einer anschließenden Lieferung per Botendienst haben mit Beginn der Pandemie einen Aufschwung erfahren. Bietet dieser Weg der Arzneimittelversorgung doch eine gute Möglichkeit, um Kontakte im Alltag zu reduzieren. Mobile Bezahlmöglichkeiten haben sich im Einzelhandel oder der Gastronomie bereits fest etabliert. Die entsprechende Hardware, sogenannte mobile Bezahl-Devices, ermöglichen auch den Apotheken bargeld- und kontaktloses Bezahlen im Botendienst. Die Geräte verbinden sich entweder über das Smartphone oder eine integrierte SIM-Karte per LTE mit dem Internet und machen eine schnelle mobile Zahlungsabwicklung möglich.

Mittels Near Field Communication (NFC) kann die kontaktlose Bezahlung zum Beispiel mit einer Girocard vorgenommen werden. Dienste wie Apple Pay oder Google Pay setzen das Smartphone oder eine Smartwatch mit NFC-Chip zur Zahlung ein. Die Geräte hält man zur kontaktlosen Zahlungsabwicklung über das Kartenterminal. Die sogenannten Wallet-Apps verbinden sich im Vorfeld mit einer Kreditkarte, dem Paypal-Konto oder der Girocard. Die bezahlten Beträge werden dann über das jeweilige hinterlegte Zahlungsmittel mit dem Kunden abgerechnet.

Foto: sumup/Federico Ferramola

Bargeld- und kontaktloses Bezahlen in der Apotheke oder beim Botendienst ist mithilfe von mobilen Bezahl-Devices möglich – im Bild exemplarisch das Gerät der Firma SumUp.

Die Kartenterminals gibt es teilweise schon mit einem integrierten Drucker, der die Ausstellung eines papiergebundenen Kassenbons beim Kunden an der Haustüre ermöglicht. Geräte ohne Drucker übermitteln ausschließlich digitale Belege per E-Mail oder SMS. Die mobilen Geräte verfügen über aufladbare Akkus und werden teilweise im Set mit der passenden Ladestation geliefert. Die Anbieter unterstützen teils unterschiedliche, aber dennoch alle die gängigsten Zahlungsmethoden via Girocard, Kredit- oder Debitkarte, Apple Pay und Google Pay.

Welche Geräte gibt es?

Das Unternehmen SumUp bietet ­kompakte, mobile Kartenterminals ohne Fixkosten oder eine monatliche Gebühr an. Der Hersteller berechnet vielmehr einen bestimmten Prozentsatz je vorgenommener Zahlung und Kartentyp. Für Debitkarten sind es ­aktuell 0,90 Prozent, bei Kreditkarten 1,90 Prozent pro Zahlung.

Aktuell stehen drei verschiedene ­Terminaltypen mit einmaligen Anschaffungskosten zwischen 29 und 149 Euro zur Auswahl. Das günstigste Modell „SumUp Air“ wird mit der ­SumUp-App gesteuert und per Bluetooth mit dem Smartphone oder einem Tablet verbunden. Das „SumUp Solo“ stellt die mobile Verbindung über eine integrierte SIM-Karte her und ist mit seinem kleinen Taschenformat besonders kompakt. Die beiden genannten Geräte werden über einen Touchscreen bedient. Es steht auch ein Terminal mit integriertem Drucker zur Auswahl. Es besitzt eine Tastatur und verfügt ebenfalls über eine SIM-Karte zum Aufbau der Internetverbindung. Die Bezahlung kann mit allen Terminals kontaktlos oder per Chip und PIN-Eingabe erfolgen. Der Apo­thekensoftwareanbieter Pharmatechnik bietet zur ­Planung und Verwaltung von Botendiensttouren Zusatzmodule für die Apotheke an. Eine integrierte Bezahlfunktion sorgt für die Übertragung von mobilen Zahlungen, hier über das „Sum­Up Air“, in die Warenwirtschaft der Apotheke. Nach Abschluss des Botendienstes können die Touren in der Apotheke bei Bedarf bearbeitet und anschließend verbucht werden.

Die Terminals MOVE/3500 und Move/5000 von Ingenico besitzen ein farbiges Display, für die Bedienung wird die Tastatur genutzt. Bei dem Move/5000 ist der Bildschirm zudem mit einer Touchfunktion ausgestattet. Über eine SIM-Karte wird eine 4G-Verbindung (LTE) hergestellt und die Terminals können so auch ohne eine WLAN-Verbindung zum Beispiel im Botendienst eingesetzt werden.

Verifone bietet mit dem V400m ein Gerät mit integriertem Drucker, farbigem Touchdisplay und einer Tastatur an. Die mobile Internetverbindung wird über LTE aufgebaut. Das Terminal unterstützt Zusatzanwendungen wie die elektronische Unterschriftenerfassung.

Das Clover Flex von Clover ist ein mobiles Terminal mit eingebautem Bondrucker und einem Scanner für 1D- und 2D-Barcodes. Die Zahlung kann durch Einstecken oder Durchziehen der Karte erfolgen, die Bons können ausgedruckt und alternativ per SMS oder E-Mail an den Kunden übermittelt werden. Über eine LTE-Verbindung können Zahlungen unterwegs überall entgegengenommen werden. Geschäftsberichte und Zahlungsstatistiken können auf dem Gerät, im Internet oder über eine zugehörige App eingesehen werden. Das Clover Flex besitzt keine Tastatur, es wird über einen Touchscreen bedient. Dieser ist abwischbar und kann hygienisch mit Isopropanol gereinigt werden.

Das Terminal myPOS Carbonvon myPOS ist neben einem Touchdisplay mit einem integrierten Thermodrucker ausgestattet. Das Gerät ist staub-, stoß-und wasserfest und damit sehr robust.

Der reader 2 von Zettle by Paypal ist ein sehr kompaktes Gerät mit einer Tastatur und einem Bildschirm. Das Terminal wird über eine App per Bluetooth mit dem Smartphone oder Tablet verbunden, für eine mobile Verbindung ist 3G/UMTS oder 4G/LTE erforderlich.

Concardis bietet mit dem A77 ein ­Terminal mit einem 5,5“ großen Touchdisplay. Das Gerät kann für die Übermittlung von Zahlungsbelegen im PDF-Format einen QR-Code erzeugen, den der Kunde über das eigene Smartphone abscannt.

Der Apothekensoftwareanbieter ADG bietet über eIPAY von dem Netzbetreiber afc bargeldlose Bezahlmöglichkeiten, die in die Warenwirtschaft integriert sind. Ob und wie ein Einsatz im Botendienst möglich ist, dazu macht ADG weder auf der Homepage noch auf Nachfrage nähere Angaben.

Noventi

bietet über die Lösung Noventi Pay ein bargeldloses Zahlungssystem an, bei dem nach Angaben auf der Webseite keine monatliche Grundgebühr oder Anschaffungskosten anfallen. Es bestehen Anbindungsmöglichkeiten an Software- und Kassensysteme, der Transaktionspreis liegt bei maximal 0,07 Euro und es wird ein Terminal mit Touchscreen und kontaktloser Bezahlmöglichkeit angeboten. Ob dieses Angebot auch für den mobilen Anwendungszweck zum Einsatz kommen kann, ist auf der Webseite nicht dargestellt. Eine Übersicht der mobilen Terminals, die Preise für die Geräte sowie die Höhe der Gebühren bei verschiedenen Zahlungsdienstleistern sind in Tab. 1 dargestellt.

Tab. 1: Übersicht mobiler Terminals, mit Preisen sowie Gebührenhöhe, Stand Januar 2022
Anbieter
Gerät
Kaufpreis oder Mietkosten
Transaktionskosten
Akzeptierte Zahlungsdienste
Ingenico
Move/3500
Miete
über den Zahlungsdienstleister „Die Bezahlexperten“, ab 9,99 Euro mtl.
ab 7 Cent je Transaktion + 0,25 bis 1,5 Prozent je nach Kartenart
EC-Cash, girocard, maestro, Mastercard, Visa, Diners Club, V Pay, American Express, Discover, Union Pay, Apple Pay, Google Pay
über den Zahlungsdienstleister „Telecash“, keine Angaben zu Preisen
keine Angaben zu Preisen
girocard, maestro, Mastercard, Visa, American Express, V Pay, JCB, Diners Club, Discover, Union Pay, Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay
Move/5000
Miete
über den Zahlungsdienstleister „Pay One“, Tarif: Pay One All Card Flat
monatliche Gebühr je nach vereinbartem Transaktionsvolumen und Laufzeit von 29,90 bis 104,90 Euro
girocard, maestro, Mastercard, Visa, V Pay, Union Pay, JCB, Diners Club, Apple Pay, Google Pay
Miete
über „Die Bezahlexperten“, ab 12,99 Euro monatlich
ab 7 Cent je Transaktion + 0,25 bis 1,5 Prozent je nach Kartenart
EC-Cash, girocard, maestro, Mastercard, Visa, Diners Club, V Pay, American Express, Discover, Union Pay, Apple Pay, Google Pay
Verifone
V400m
Miete
über „Die Bezahlexperten“, ab 9,99 Prozent monatlich
ab 7 Cent je Transaktion + 0,25 bis 1,5 Prozent je nach Kartenart
EC-Cash, girocard, maestro, Mastercard, Visa, Diners Club, V Pay, American Express, Discover, Union Pay, Apple Pay, Google Pay
Clover
Clover Flex
über „TeleCash“, keine Angaben zu Preisen
keine Angaben zu Preisen
girocard, maestro, Mastercard, Visa, American Express, V Pay, JCB, Diners Club, Discover, Union Pay, Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay
SumUp
SumUp Air, SumUp Solo oder Terminal mit Drucker
Kauf
29 bis 149 Euro zzgl. MwSt. je nach Gerätetyp, ohne Grundgebühr
0,9 Prozent für jede Debitkartenzahlung
1,9 Prozent für jede Kreditkartenzahlung
Electronic cash, maestro, Mastercard, Visa, American Express, V Pay, Union Pay, Diners Club, Discover, Apple Pay, Google Pay
Zettle by PayPal
Zettle Reader 2
Kauf
29,- Euro zzgl. MwSt., ohne Grundgebühr
0,95 Prozent für EC-Karten
2,75 Prozent für Kreditkarten
maestro, Mastercard, Visa, Visa Electron, V Pay, American Express, JCB, UnionPay, Discover, Diners Club, Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay
Concardis
Concardis A77 oder A920
Miete
Tarif: Smart Pay, ab 24,95 Euro je nach Gerät und Vertragslaufzeit
ab 0,99 Prozent umsatzabhängig je nach Kartenart und Gerät
Girocard, maestro, Mastercard, Visa, V Pay, Apple Pay, Google Pay
myPOS
myPOS go, carbon, slim, oder combo
Kauf
29 bis 249 Euro zzgl. MwSt. je nach Gerätetyp, keine Grundgebühr
0,90 bis 2,90 Prozent je nach Kartenart
maestro, Mastercard, Visa, American Express, Union Pay, JCB, Bacontact, iDeal, Apple Pay, Google Pay

Der Provider TeleCash bietet laut Internetauftritt Zahlungssysteme an, die auf den Apothekenmarkt abgestimmt sind. Die angebotenen Terminals sollen in Kassensysteme integrierbar sein, der mobile Einsatz einiger Modelle ist grundsätzlich möglich. Bei den anderen vorgestellten Anbietern sind keine Angaben zu einer Anbindung der Geräte an Apothekenwarenwirtschaftssysteme zu finden.

Mit einer bundesweiten Einführung des E-Rezeptes eröffnet sich über die Gematik-App, als auch über Apps von Drittanbietern ein weiterer digitaler Eingangskanal für die Bestellung von Arzneimitteln. Patienten können jederzeit und von überall ihre E-Rezepte per Smartphone an ihre Wunschapotheke senden. Bei der Bestellung kann der Patient die Lieferung per Botendienst auswählen und sich die Arzneimittel an seine Wunschadresse liefern lassen. Ein Besuch des Kunden in der Apotheke ist in diesem Szenario nicht mehr nötig. Mobile Bezahl-Devices bieten in diesem Umfeld sowohl der Apotheke als auch ihren Kunden ein hohes Maß an Flexibilität. Im Hinblick auf die Pandemie ist die bargeld- und kontaktlose Bezahlvariante zudem ein hygienischer Weg, Zahlungen abzuwickeln. Patienten finden ihre gewohnten Zahlungsmethoden auch im Botendienst wieder und dies kann wiederum die Kundenbindung der Apotheke positiv beeinflussen. Auch wenn die vorgestellten Geräte viel Komfort bei der Bezahlung bieten, ist es gerade für Apotheken sinnvoll, die Gebühren der unterschiedlichen Geräte und Anbieter im Blick zu behalten. Die Mehrkosten der prozentualen Gebühren pro Zahlung über ein Kartenterminal können bei der Lieferung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nicht in die Preiskalkulation einbezogen werden. Daher macht es Sinn, den Betrag der ausgelieferten Warenkörbe und die dafür anfallenden Gebühren gegenzurechnen, um Minusgeschäfte zu vermeiden. |

Apothekerin Kathrin Wild

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