Aus den Ländern

Christiansen: „Die Apotheken brauchen mehr Geld, nicht weniger“

Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Kiel

KIEL (tmb) | Der traditionsreiche Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein ist aus dem Ostseebad Damp in die Landeshauptstadt Kiel umge­zogen. Nach langer Corona-Pause fand am 24. und 25. September ein Kongress zur Genetik statt. Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen nutzte die Eröffnung für ein politisches Statement und forderte mehr Geld für die Apotheken. Er rechnete vor, dass die Apotheken schon einen zweistelligen Milliardenbetrag an Effizienzreserven gehoben haben.

Zwei Mal ist der Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein ausgefallen. Nun fand die als Frühjahrskongress bekannte Tagung ausnahmsweise im Herbst statt. Christiansen betonte, wie wichtig das Fortbildungsthema „Von Genen und Genetik“ ist. Dies habe sich bei den Corona-Impfstoffen gezeigt, und das Thema sei sogar im Schulunterricht angekommen. Den Bogen zur Politik schlug Christiansen mit dem Hinweis, alle im Saal hätten das heilberufliche Gen. Dies sei von der Politik wenig erforscht und vor allem wenig beachtet. Viele würden zur Selbstausbeutung neigen.

Foto: DAZ / tmb

Dr. Kai Christiansen betrachtet die „Zitrone Apotheke“ als ausgequetscht.

Schon Milliarden an Effizienz­reserven gehoben

Dagegen spreche Bundesgesundheitsminister Lauterbach von angeblichen Effizienzreserven in Apotheken und wolle den Apothekenabschlag erhöhen. Christiansen argumentierte, dieser Abschlag sei vor Jahrzehnten auch mit dem Ziel eingeführt worden, die Krankenkassen an hohen Rabatten des Großhandels zu beteiligen. Darum sollten die Krankenkassen heute stattdessen an den vielfältigen Gebühren des Großhandels beteiligt werden. Christiansen folgerte: „Die Zitrone Apotheke ist ausgequetscht.“ Lauterbach solle sich nicht wundern, wenn die Apotheken in der nächsten Pandemie nicht mehr solche Leistungen wie in den vorigen Jahren erbringen könnten. „Die Apotheken brauchen mehr Geld, nicht weniger“, erklärte Christiansen, anderenfalls werde aus dem heilberuflichen Gen ein Gendefekt.

Christiansen griff die beim Deutschen Apothekertag thematisierte Entwicklung des Wertschöpfungsanteils der Apotheken auf. Ihr Anteil an den GKV-Ausgaben ist zwischen 2005 und 2021 von 2,8 auf 1,9 Prozent gesunken. Wenn die Apotheken nicht von der Entwicklung in der GKV abgekoppelt wären, hätte das Apothekensystem demnach jährlich 2,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung, folgerte Christiansen – oder anders ausgedrückt: Die Apotheken hätten in 16 Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag an Effizienz­reserven gehoben.

Forderungen: Mitarbeiterpakt und Abschaffung von Null-Retax

In diesem Zusammenhang verwies Christiansen auf den beim Apothekertag mit großer Mehrheit angenommenen Antrag aus Schleswig-Holstein, nach dem die Honorierung der Apothekenmitarbeiter über einen Mit­arbeiterpakt verbessert werden soll. Außerdem müssten Nullretaxationen beendet werden, forderte Christiansen. Dabei gehe es nur um den Profit der Krankenkassen, denn es werde offenbar gezielt nach teuren Rezepten gesucht.

Zum Start des E-Rezepts in Schleswig-Holstein griff Christiansen die Auseinandersetzungen um die Übertragungswege auf. Es sei be­dauerlich, dass sich die Ärzteschaft den offiziellen Wegen verweigere. Die Apotheker seien hingegen bereit, „das E-Rezept zur Welt zu bringen, wie auch immer“.

Programm zur Therapie mit genetischen Methoden

Für den Kongress hatte der Fortbildungsbeauftragte Prof. Dr. Walter Raasch ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Es bot einen breit angelegten Überblick über die Entwicklung verschiedener Therapien mit genetischen Methoden und ihr Potenzial für die pharmazeutische Praxis. Mehr dazu finden Sie demnächst in der DAZ. Außerdem gehörten ein Workshop für PTA und Praxisfortbildungen für PKA zum Fortbildungsangebot des Wochenendes. |

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