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- DAZ 37/2022
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Prisma
Heilsame Musik
Wie leise Töne Schmerz bei Mäusen lindern
mp | „Eine gute Sache an Musik: Wenn sie trifft, spürst du keinen Schmerz.“ Was Bob Marley wusste und im Lied Trenchtown Rock besang, konnten Wissenschaftler bereits in den 1960er-Jahren belegen: Musik kann Schmerzen unterdrücken. Musiktherapeuten und deren Patienten greifen gern auf dieses Phänomen zurück.
Aber welche neurologischen Mechanismen dahinterstecken, ist weitestgehend unklar. Wissenschaftler aus der chinesischen Stadt Hefei wollten mehr erfahren. Sie „behandelten“ Mäuse mit entzündeten Hinterpfoten mit klassischer Musik oder Rauschen.
Die Mäuse ertrugen stärkere Schmerzen, wenn sie vor dem Test 20 Minuten lang leise Geräusche gehört hatten, die sich nur um fünf Dezibel von der Umgebungslautstärke unterschieden. Lautere Musik stillte den Schmerz nicht. Für den analgetischen Effekt war es egal, ob ein Orchester oder ein schlichtes Rauschen die Geräuschkulisse gefüllt hatte.
Mit neuro-analytischen Methoden erkannten die Forscher: Die Musik hatte bei den Versuchstieren glutamaterge Signale gehemmt, die vom auditorischen Cortex zu den Thalamuskernen und zum Nucleus ventralis posterior ausgingen. Experimentell konnten die Forscher ausschließen, dass Angst- oder Stressreaktionen die Schmerzwahrnehmung beeinflusst hatten. Auf die Forschung folgte eine Veröffentlichung im Journal „Science“ im Juli 2022. Einfach auf den Menschen übertragen lassen sich die Ergebnisse nicht. Denn die menschliche Schmerzverarbeitung ist komplizierter als die der Maus. Auch räumen die Autoren ein, dass der emotionale Bezug zur Musik beim Menschen ein anderer ist. Es müsse noch erforscht werden, ob und wie sich die Art der Klänge beim Menschen auf die analgetische Wirkung auswirkt. Auch wenn noch viele Fragen offen sind: Die Forschung von Zhou und seinem Team könnte zu neuen schmerztherapeutischen Anwendungen führen. |
Literatur
Zhou W. et al. Sound induces analgesia through corticothalamic circuits. Science 2022, doi: 10.1126/science.abn4663
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