Arzneimittel und Therapie

Depression bleibt

Therapie nach pharmakogenetischer Anpassung nur kurz erfolgreich

Eine groß angelegte Studie zur Anwendung pharmakogenetischer Testung von Arzneimittel-Gen-Interaktionen bei Major Depression zeigt erneut das Potenzial der Methode, ohne jedoch zu signifikanten Erfolgen zu kommen.

Eine pharmakologische Therapie bei Major Depression führt nur bei ca. 40% der Betroffenen zu einer Verbesserung der Symptomatik. Ein Abklingen der Symptome ist häufig erst nach dem zweiten oder dritten Anlauf zu verzeichnen. Die größte Herausforderung ist jedoch eine Therapieresistenz, die bei 20% der Patienten festzustellen ist. Eine vorherige pharmakogenetische Testung könnte aufgrund einer gezielten Arzneimittelauswahl und durch individuelle Dosisanpassung zu einer erfolgreicheren Therapie führen, so die Hoffnung.

In einer randomisierten Studie wurden dazu Patienten mit Major Depression entweder wie üblich (Kontrollgruppe; n = 978) oder nach DNA-basierter Genotypisierung von vier pharmakodynamischen und acht pharmakokinetischen Genvarianten (Interventionsgruppe; n = 966) zielgerichtet mit einem Antidepressivum behandelt. Ausgewertet wurden das Verhältnis der Verschreibungen nach 30 Tagen und die Remissionsraten nach 12 und 24 Wochen. Bei bestätigter Arzneimittel-Gen-Interaktion wurden insgesamt weniger Antidepressiva verschrieben (18%) als in der Kontrollgruppe ohne Testung (45%). Ein Unterschied in der Verbesserung der Symptome konnte nach zwölf Wochen (16,5% vs. 11,2%) gezeigt werden. Dieser Effekt war jedoch nach 24 Wochen nicht mehr sichtbar. Da die Studie zwar randomisiert, jedoch nicht verblindet war, kann zudem ein Placebo-Effekt nicht ausgeschlossen werden. |

Literatur

Oslin DW, Lynch KG, Shih M et al. Effect of Pharmacogenomic Testing for Drug-Gene Interactions on Medication Selection and Remission of Symptoms in Major Depressive Disorder: The PRIME Care Randomized Clinical Trial. JAMA 2022;328(2):151–161, doi:10.1001/jama.2022.9805

Laura Kneller, MSc Toxikologie

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