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Die nächsten Schritte für das E-Rezept

Online-Informationsveranstaltung für Apothekenteams

tmb | Das E-Rezept ist zum 1. September in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein gestartet, im Norden allerdings ohne die dortige Kassenärztliche Vereinigung (KV). Wie das Projekt in den nächsten Monaten weitergeht, war eines der Themen bei einer Online-Informa­tionsveranstaltung für Apothekenteams. Daraus lässt sich auch viel für die Apotheken in den anderen Regionen ableiten.

Kurz vor dem offiziellen Start des E-Rezepts informierten die Apothekerkammern und 
-verbände Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein sowie die Gematik in einer gemeinsamen Veranstaltung über den Stand des Projekts. An der Online-Veranstaltung für die Apothekenteams nahmen am 30. August zeitweise über 1000 Personen teil. Moderator Thomas Ertner betonte, dass trotz des Ausstiegs der KV Schleswig-Holstein alle übrigen Partner am Projekt festhalten. Die Veranstaltung vermittelte den Apothekenteams Antworten auf praxisorientierte Fragen. Außerdem zeichneten sich die Entwicklungen der nächsten Monate ab. Demnach werden die Apotheken außerhalb von Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein den Start der elektronischen Verordnungen in ihren Regionen unter anderen Rahmenbedingungen erleben.

Gestufter Start in Westfalen-Lippe

Hannes Neumann, Produktmanager für das E-Rezept bei der Gematik, betonte, dass das E-Rezept schon jetzt bundesweit in der Regelversorgung genutzt werden könne. Daher sollten prinzipiell alle Apotheken dafür bereit sein. Doch sogar in der Startregion Westfalen-Lippe werden sich die E-Rezepte zumindest anfangs wohl sehr unterschiedlich auf die Apotheken verteilen. Denn dort steigen die Arztpraxen gemäß einer gestuften Vorgehensweise in das Projekt ein. Jetzt sollen bis zu 250 Praxen mit elf verschiedenen Praxisverwaltungssystemen dabei sein. Ab Anfang Oktober soll die Zahl auf 350 bis 500 Praxen steigen, wobei weitere Systeme dazukommen. Ab Anfang November sollen über 500 Praxen und eine unbegrenzte Zahl von Praxisverwaltungssystemen beteiligt werden. Erst später ist ein flächendeckender Einsatz in Westfalen-Lippe geplant. Allerdings berichtete Neumann auch über eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nach der bundesweit schon neun Prozent der befragten Ärzte Erfahrungen mit dem E-Rezept gemacht hätten.

E-Rezept-Gipfel

Weitere Informationen zum E-Rezept gibt es beim E-Rezept-Gipfel des Deutschen Apotheker Verlags. Diese digitale Fortbildungsreihe unterstützt die Apothekenteams bei der Umsetzung des E-Rezepts. Vier Online-Vorträge stehen bereit und sind bis zum Jahresende abrufbar. Außerdem beantworten die Experten am 28. September ab 19.30 Uhr online in einer Live-Konferenz die Fragen der Teilnehmer.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Ticket-Kauf finden Sie auf DAZ.online: Geben Sie den Webcode I7NJ7 in die Suchmaske ein.

Noch Monate bis zum Stecken der Karte in der Apotheke

Kürzlich hat die Gesellschafterversammlung der Gematik beschlossen, dass E-Rezepte auch durch das Stecken der elektronischen Gesundheitskarte in der Apotheke eingelöst werden können sollen (siehe DAZ 35). Doch dieser einfache Übertragungsweg steht damit noch nicht zur Ver­fügung. Neumann erwartet, dass dies gegen Ende des Jahres in einzelnen Apotheken und Anfang 2023 als Regelversorgung möglich wird.

Neue wichtige Funktion für Apotheken: KIM

Bis dahin ist noch mehr zu erwarten. Bei der Veranstaltung zeichnete sich ab, dass in den nächsten Monaten in den Apotheken auch Handlungsbedarf beim Kommunikationsdienst KIM („Kommunikation im Medizinwesen“) besteht. KIM ermöglicht eine sichere Kommunikation zwischen den Beteiligten der TI, ähnlich wie per E-Mail, aber verschlüsselt und datenschutzkonform. Bisher gibt es etwa 100.000 Installationen, darunter in 65.000 Arztpraxen. Denn die Ärzte nutzen KIM bereits bei der elektronischen Krankschreibung, erklärte Neumann. Bisher nehmen jedoch erst etwa 300 Apotheken an KIM teil, obwohl gerade die Apotheken viel von KIM zu erwarten haben, wie Neumann und Gerald Haas vom Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (ADAS) erläuterten. KIM dürfte die Kommunikation mit Arztpraxen, Rückfragen zu (E-)Rezepten und die Heimversorgung wesentlich vereinfachen. Außerdem soll die legale Rezeptzuweisung für Zytostatika, für die bereits ein Nachrichtentyp definiert wurde, über KIM abgewickelt werden. Zumindest als Pilotprojekt soll dies schon Ende 2022 möglich sein. Apotheken mit Zytostatikazubereitung werden KIM daher auf jeden Fall benötigen. Allerdings ist keine Anschubfinanzierung von KIM für Apotheken durch die GKV vorgesehen. Neumann erwartet, dass die Softwareanbieter den Apotheken demnächst Angebote für den KIM-Zugang machen werden.

Pläne für 2023 und danach

Für Anfang 2023 kündigte Neumann eine Neuerung bei der Gematik-App an. Sie soll dann auch das Einlösen von E-Rezepten ohne Anmeldung in der App ermöglichen und zusätzliche Funktionen bieten, beispielsweise die Übermittlung von Abholcodes der Apotheke. Im zweiten Halbjahr 2023 möchte die Gematik zudem Mehrfachverordnungen und Verordnungen für PKV-Versicherte über das E-Rezept umsetzen. Allerdings wird auch dann noch nicht alles elektronisch verordnet werden können. Beispielsweise E-Rezepte für Hilfsmittel und Blutzuckerteststreifen sind erst später geplant. Für den Fall, dass Ärzte solche Artikel bis dahin über die Freitextfunktion im E-Rezept verordnen, empfiehlt Sandra Szabo vom Deutschen Apothekerverband, bei den Verordnern anzurufen. Sie müssten dann stattdessen das übliche Papierrezept ausstellen. |

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