DAZ aktuell

Wer macht was beim Medikationsmanagement?

Rückblick auf die Rollenverteilung von Ärzten und Apothekern bei ARMIN

cm/dab | Eine aktuelle Publikation hat das Rollenverständnis von Apothekern und Ärzten im Medikationsmanagement-Projekt ARMIN untersucht. Wie schätzten die teilnehmenden Heilberufler ihren eigenen und gemeinsamen Aufgabenbereich ein? In vielen Punkten bestand Konsens, in manchen gingen die Meinungen weit auseinander.

Im Vorfeld des ABDA-Prestigeprojekts ARMIN (Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen) hatte man sich wohlüberlegt, welche Aufgaben des Medikationsmanagements in die Hände von Ärzten und welche in die von Apothekern gehören. Doch wie klar waren die Aufgaben tatsächlich verteilt und wie haben die Heilberufler die Vorschläge umgesetzt?

In einer aktuellen Publikation beschäftigen sich die ABDA-Verantwortlichen mit dem Evaluationspartner, der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie der Universität Heidelberg, mit dieser Frage und damit, wie die Berufsgruppen jeweils ihren eigenen Beitrag und den des anderen Heilberufs bei der Betreuung der Patienten einschätzten. Dazu wertete das Team insgesamt 275 Fragebögen aus. Davon waren 112 Antwortbögen von 165 angefragten Ärzten sowie 163 Antwortbögen von 243 angefragten Apothekern. Die Rückmeldequote lag in beiden Berufsgruppen bei knapp 70 Prozent. Die Resultate sind jetzt im Fachjournal „BMC Health Services Research“ erschienen (doi: 10.1186/s12913-022-08378-4).

Arzt- oder Apothekersache?

Die Studienautoren wollten insbesondere wissen, welche Aufgaben die Heilberufler nach eigener Einschätzung vollständig selbst oder nur mit Unterstützung der jeweils anderen Profession erledigten, welche sie sich teilten und welche sie beim heilberuflichen Partner sahen. Beim Thema klinische Parameter herrschte weit­gehend Einigkeit: Diese gehören aus Sicht sowohl der Mehrheit der Ärzte (94,7 Prozent) als auch der Apotheker (88,3 Prozent) vorrangig in die Hände der Mediziner. Auch Medikamentenüber- und -untergebrauch ist laut Ärzten (81,3 Prozent) und Apothekern (61,3 Prozent) eher etwas für die Mediziner. Bei der Dosierung gaben hingegen 74,1 Prozent der Ärzte an, sich allein oder lediglich mit Unterstützung der Apotheker darum zu kümmern, von den Pharmazeuten sahen dies nur 39,3 Prozent der Befragten so.

Eindeutig pharmazeutisch ist den Umfrageergebnissen zufolge die Kontrolle der Lagerbedingungen für Arznei­mittel. 94,5 Prozent der Apotheker erklärten, diesen Teil weitgehend selbst zu übernehmen, 75 Prozent der Ärzte stimmten dem zu. Auch das initiale Erfassen der Medikation der Patienten obliegt hauptsächlich den Apothekern, meinen die meisten von ihnen (90,8 Prozent). Das sehen unter den Ärzten nur 54,5 Prozent so.

Gemeinsame Aufgaben

Gefragt nach den Aufgaben, um die sich die Heilberufler überwiegend gemeinsam kümmerten, nannten Ärzte am häufigsten Interaktionen zwischen Arzneimitteln (53,6 Prozent), Doppelverordnungen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen (jeweils 43,8 Prozent) sowie das Fortschreiben des Medikationsplans (41,1 Prozent). Den letzten Punkt nannten die Apotheker besonders oft (50,3 Prozent), gefolgt von unerwünschten Wirkungen (37,4 Prozent) und dem Erklären und Aushändigen des Medikationsplans (33,7 Prozent). Letzteres zählt allerdings gleichzeitig zu den Aufgaben, bei denen die Einschätzungen am weitesten auseinanderliegen: 65,1 Prozent der Mediziner gaben an, dies weit­gehend allein zu übernehmen – dem schlossen sich nur 27,7 Prozent der Apotheker an. Überboten wird diese Differenz beim Beheben von Problemen in der Selbstmedikation: Hier erklärten 90,8 Prozent der Apotheker, sich in erster Linie selbst zu kümmern. Nur 29,4 Prozent der Ärzte sehen das genauso. Und auch die Frage, wer OTC-Arzneimittel in den Medikationsplan schreibt bzw. sie nach dem Absetzen wieder entfernt, wurde ganz unterschiedlich beantwortet: 72,4 Prozent der Apotheker meinen, diese Aufgabe komme vorrangig ihnen zu, während nur 18,8 Prozent der Ärzte dieser Ansicht sind.

Interprofessionelle Kommunikation stärken

„Grundsätzlich haben sich die an ARMIN teilnehmenden Ärzte und Apotheker viele Aufgaben im inter­professionellen Medikationsmanagement geteilt“, fassen die Studienautoren zusammen. So sei es auch im Konzeptpapier vorgesehen gewesen. Viele Tätigkeiten hätten sich zudem gegenseitig ergänzt. „Bei einigen Aufgaben war die Zuteilung aber offenbar weniger klar, sodass diese möglicherweise nicht ausreichend oder doppelt erfüllt wurden.“ In solchen Projekten, in denen sich Aufgaben überlappten, sollte deshalb nach Wegen gesucht werden, die interprofessionelle Kommunikation zu stärken, um Ressourcen zu schonen und Lücken in der Versorgung zu schließen. |

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