Arzneimittel und Therapie

Angst und Schlaflosigkeit unter Montelukast

Über neuropsychiatrische Auswirkungen des Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten

Montelukast ist ein vielverordnetes Add-on-Therapeutikum bei Asthma-Patienten. Galt es zum Zulassungszeitpunkt noch als sicheres und gut verträgliches Therapeutikum, so häuften sich zuletzt Berichte über mögliche neuropsychiatrische Nebenwirkungen. Im Rahmen einer Kohortenstudie hat die Arbeitsgruppe um Paljarvi T et al. versucht, das Risiko zu quantifizieren.

Als Leukotrien-Rezeptor-Antagonist ist Montelukast (z. B. Singulair®) bei unzureichendem Ansprechen auf inhalative Glucocorticoide sowie bei Kindern von zwei bis 14 Jahren als Alternative zu inhalativen Glucocorticoiden zugelassen. In den kontrollierten klinischen Zulassungsstudien waren hauptsächlich milde und seltene Nebenwirkungen unter dem Therapeutikum registriert worden.

Foto: TheVisualsYouNeed/AdobeStock

Neue Kohortenstudie

Seit der Markteinführung mehrten sich jedoch Sicherheitssignale, die auf ein erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische Nebenwirkungen hindeuteten. Aufgrund methodischer Mängel in den Beobachtungsstudien nahm die Arbeitsgruppe um Paljarvi T et al. dies zum Anlass, erneut eine Kohortenstudie zu dieser Fragestellung durchzuführen.

Als Auswertungsgrundlage dienten die elektronischen Daten des TriNetX Analytics Netzwerks mit mehr als 51 Millionen Patienten aus 56 Gesundheitseinrichtungen, die hauptsächlich in den USA angesiedelt sind.

Insgesamt wurden die Daten von 154.946 Patienten im Alter zwischen 15 und 64 Jahren mit bestehender Diagnose von Asthma oder allergischer Rhinitis ausgewertet. Davon waren 77.473 neu mit Montelukast, der Rest mit anderen Arzneimitteln therapiert worden. Im Nachbeobachtungszeitraum von zwölf Monaten zeigte sich, dass im Vergleich zu nicht exponierten Patienten unter Montelukast sowohl in der Gruppe der Asthma-Patienten (Odds Ratio [OR]: 1,11) als auch in der Heuschnupfen-Gruppe (OR: 1,07) die Wahrscheinlichkeit für neuropsychiatrische Ereignisse stieg.

Am häufigsten wurden bei den Asthma-Patienten Angststörungen (OR: 1,21) sowie bei den Heuschnupfen-Patienten Schlaflosigkeit (OR: 1,15) registriert. Die Risikoerhöhung für andere psychiatrische Störungen (z. B. Stimmungs- oder Zwangsstörungen sowie nicht tödliche Selbstverletzung) fiel nur gering aus und war nicht signifikant.

Cave psychiatrische Symptome

Trotz dieser geringen absoluten Risikoerhöhung kann das Risiko auf Bevölkerungsebene aufgrund der hohen Verordnungszahlen (2019: 32,8 Millionen verordnete Tagesdosen in Deutschland) relevant sein. Die Autoren empfehlen daher, bei Patienten unter Montelukast-Therapie verstärkt auf potenzielle psychiatrische Symptome zu achten, insbesondere wenn Schlaflosigkeit oder andere psychische Probleme aus der Anamnese bekannt sind. |

Literatur

Paljarvi T et al. Analysis of Neuropsychiatric Diagnoses After Montelukast Initiation. JAMA Netw Open. 2022. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.13643

Schwabe U, Ludwig WD. Arzneiverordnungs-Report 2020. Springer-Verlag GmbH

Apothekerin Marina Buchheit-Gusmão

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