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Corona-Ticker

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

3 von 4 leiden ein Jahr nach Hospitalisierung an Long-COVID

mab | Laut Aussage des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach auf seinem Twitter-Profil werden „die Langzeitwirkungen von COVID [...] unser Gesundheitssystem noch lange sehr viel Geld kosten. Die Forschung für Long-COVID muss dringend ausgebaut werden“. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet“ publizierte Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass von ehemals hospitalisierten COVID-19-Patienten lediglich knapp ein Viertel fünf Monaten (25,5%) bzw. ein Jahr (28,9%) nach ihrer Krankenhausentlassung sich als vollständig genesen bezeichnen. Bei der prospektiven longitudinalen Kohortenstudie waren 2320 hospitalisierte COVID-19-Patienten nach ihrer Entlassung hinsichtlich ihrer Genesung untersucht worden. Dabei wurden neben dem subjektiven Empfinden auch die körperliche Leistungsfähigkeit sowie die Organfunktion gemessen. 807 der Probanden (davon 64,4% Männer, durchschnittliches Alter 58,7 Jahre) nahmen nicht nur fünf Monate, sondern auch ein Jahr nach ihrer Entlassung an der Studie teil. Neben der Quantifizierung der Genesenen sollten in der Studie auch Faktoren, die mit einer geringeren Genesungswahrscheinlichkeit einhergehen, identifiziert werden: Dabei konnten die Wissenschaftler insbesondere weibliches Geschlecht (Odds Ratio [OR]: 0,68), Fettleibigkeit (OR: 0,5) als auch invasive mechanische Beatmung (OR: 0,42) als Risikofaktoren ausfindig machen. Daneben fiel den Forschern auf, dass sowohl schwer als auch mittelschwer an Long-COVID erkrankte Personen häufig erhöhte Spiegel an Entzündungsmediatoren wie C-reaktives Protein und Interleukin-6 aufwiesen. Dies könnte laut den Studienautoren ein Ansatzpunkt zur Behandlung der Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung sein, für die es bisher weder wirksame pharmakologische noch nicht-pharmakologische Interventionen gibt [The PHOSP-­COVID Collaborative Group. The Lancet Respiratory Medicine 2022. doi: 10.1016/S2213-2600(22)00127-8].

USA: Remdesivir jetzt offiziell für Säuglinge zugelassen

cel/mab | Das erste Arzneimittel gegen COVID-19 für Kinder ist seit dem 25. April 2022 offiziell zugelassen – zumindest in den Vereinigten Staaten: Der RNA-Polymerase-Inhibitor Rem­desivir in Veklury® darf nun auch bei Säuglingen ab 28 Tagen (mindestens 3 kg) angewendet werden, wenn diese hospitalisiert oder leicht bis mittelschwer erkrankt sind und gleichzeitig ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben, der Krankenhauseinweisung und Tod einschließt. Zuvor bestand lediglich eine Notfallgenehmigung. Die Zulassung stützt sich der Herstellerfirma Gilead zufolge auf Ergebnisse der einarmigen, offenen Phase-II/III-Studie CARAVAN, an der auch 53 Kinder teilnahmen. Remdesivir erwies sich bei mit Corona hospitalisierten pädiatrischen Patienten als sicher, die meisten Kinder (85%) zeigten eine klinische Verbesserung, 60% der Kinder konnten an Tag 10 das Krankenhaus verlassen, an Tag 30 waren 83% entlassen. 72% der Kinder entwickelten unerwünschte Arzneimittelwirkungen (21% schwerwiegend, drei Todesfälle, die laut Gilead nicht mit Remdesivir zusammenhingen). Die ­Ergebnisse waren Anfang Februar auf der „Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections“ (CROI) vorgestellt worden. Neben den Daten aus CARAVAN zog die FDA auch Studiendaten von Erwachsenen für die Zu­lassung heran: „Angesichts des ähn­lichen Verlaufs der COVID-19-­Erkrankung bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten wird die heutige Zulassung von Veklury® bei bestimmten pädiatrischen Patienten durch die Wirksamkeitsergebnisse aus klinischen Phase-III-Studien bei Erwachsenen unterstützt“, erklärt die FDA dazu [Pressemitteilung der FDA, 25. April 2022 und Pressemitteilung Gilead, 25. April 2022].

Grafik: GEMINI/AdobeStock

Nachlassende Schutzwirkung bereits nach drei Monaten

Im Rahmen einer aktuellen Fall-Kontroll-Studie haben Wissenschaftler um Tartof et al. die Wirksamkeit und Schutzdauer in Bezug auf Infektionen mit der Omikron- und Delta-Variante nach zwei und drei Immunisierungen mit der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer untersucht. Insgesamt haben sie dafür die Daten von 11.123 Patienten ausgewertet, die zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 aufgrund einer möglichen COVID-19-Erkrankung in ein Krankenhaus oder die Notfallaufnahme eingewiesen worden waren. Es zeigte sich, dass die zweimalige Immunisierung mit Comirnaty® neun Monate und länger zu 41% vor einer Omikron-bedingten Krankenhauseinweisung und zu 31% vor einer Omikron-bedingten Notfallaufnahme-Einweisung schützte. Innerhalb der ersten drei Monate nach der dritten Dosis betrug der Schutz vor Omikron-bedingten Hospitalisierungen 85%, sank später als drei Monate nach der Auffrischungsimpfung aber rasch auf 55% ab (95%-Konfidenzintervall: 28 bis 71%). Im Bezug auf Einweisungen in eine Notfallaufnahme aufgrund einer Omikron-Infektion zeigte sich ein ähnliches Bild: Betrug die Wirkung in den ersten drei Monaten nach der dritten Dosis noch 77%, so sank sie danach auf 53% (95%-Konfidenzintervall: 36 bis 66%) ab. Insgesamt schützte die Impfung zwar stärker vor Krankenhaus- und Notfallaufnahmeeinweisungen infolge einer Delta-Infektion. Doch war auch dort eine nachlassende Schutzwirkung erkennbar. Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass möglicherweise zusätzliche Dosierungen angepasster oder neuartiger COVID-19-Impfstoffe erforderlich sein können, um eine hohe Schutzwirkung gegen SARS-CoV-2 aufrechtzuerhalten [Tartof SY et al. The Lancet Respiratory Medicine 2022].

Phagen-Impfstoff im Test

Die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe schützen vor schweren Krankheitsverläufen, können aber keine Schleimhautimmunität erzeugen. An entsprechenden Impfstoffen, die die Virusübertragung direkt in der Schleimhaut unterbinden, wird intensiv geforscht. Ein interessanter Impfstoff auf Basis von T4-Bakteriophagen, der an dieser Stelle angreift, wurde im Mausmodell untersucht, die Ergebnisse wurden im Preprint veröffentlicht. Als Antigene werden Spike-Protein-Trimere genutzt, die sich auf der Außenseite des Kapsids der Bakteriophage befinden. Daneben befinden sich innerhalb des Kapsids Nukleokapsidproteine von SARS-CoV-2, die ebenfalls als Antigen dienen. Ein Adjuvans ist nicht nötig. Nach intramuskulärer und intranasaler Applikation bei immundefizienten Mäusen zeigte sich, dass die intranasale Anwendung unter anderem höhere Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen mehrere Virusvarianten ­sowie eine stärkere CD4+- und CD8+-T-Zell-­Immunität und höhere sekretorische IgA-Titer induzierte als die intramuskuläre Anwendung. Infolge waren die intranasal geimpften Tiere auch besser vor einer SARS-CoV-2-Infektion geschützt. Der Impfstoff ist stabil bei Raumtemperatur und könnte laut den Autoren zur Auffrischung der Immunität bereits geimpfter Personen verwendet werden [Zhu J et al. ­BioRxiv 2022. https://doi.org/10.1101/2022.04.28.489809]. |

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