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First A geht an Shop Apotheke

Erster Medikamenten-Lieferdienst geschluckt – angeblich für einen zweistelligen Millionenbetrag

jb | Die letzte Meile zwischen Apotheke und Kunde bzw. Patient ist in den Fokus von Start-ups gerückt. First A, Mayd, Kurando versprechen Medikamente innerhalb von 30 Minuten zu liefern. Sozusagen ein outgesourcter Express-Botendienst. Nun wurde das erste von ihnen geschluckt. Von niemandem geringeren als der Shop Apotheke. Wie der Versender am Dienstag in der vergangenen Woche bekannt gab, hat er 100 Prozent von First A übernommen für einen zweistelligen Millionenbetrag.

Ob Mayd, First A oder Kurando – das Prinzip der Liefer-Start-ups ist jeweils ähnlich. Kundinnen und Kunden laden sich eine App auf ihr Smartphone und bestellen darüber die entsprechenden OTC-Arzneimittel oder Schönheitsprodukte. Fahrradkuriere holen diese bei „Partner-Apotheken“ ab und liefern die Produkte innerhalb von 30 Minuten aus. Angeboten wird der Service allerdings bislang nur in großen Städten, wie Berlin oder München. Die jeweilige Apotheke tritt dabei komplett in den Hintergrund. Sie findet sich im Kleingedruckten wieder, bestellt wird bei First A und Konsorten.

Zumindest für den Lieferdienst First A, der Anfang 2021 von den Geschwistern Antonie Nissen und Leif Löhde gegründet wurde und im September dann den Betrieb aufnahm, sind die Start-up-Zeiten nun vorbei. Die Gründer haben ihr Unternehmen komplett an Shop Apotheke verkauft. Das teilte der Versandhändler am Dienstagabend in der vergangenen Woche mit. Alle drei Gründer und das derzeitige Managementteam sollen dabei an Bord bleiben, und das Unternehmen soll auch künftig eigenständig agieren, um das Wachstum von First A zu leiten und zu managen, heißt es. Der Kaufpreis setzt sich laut Shop Apotheke aus einem bei Vollzug fälligen Betrag und bedingten erfolgsabhängigen Earn-Outs auf Basis vorab vereinbarter finanzieller Erfolgsparameter über die kommenden vier Jahre zusammen und soll sich voraussichtlich insgesamt auf einen zweistelligen Millionenbetrag belaufen.

Die Akquisition von First A soll das bereits existierende Konzept Shop Apotheke Now ergänzen, bei dem der Versender in Kooperation mit Partnerapotheken vor Ort Same-Day-Delivery anbietet – laut eigener Aussage in 14 Metropolregionen. Shop Apotheke werde ab sofort mit zwei verschiedenen Marken aktiv sein und nicht nur die Liefermöglichkeiten erweitern, sondern auch alle „Use Cases“ und Zielgruppen innerhalb des Online-Apothekenmarktes abdecken, ins­besondere auch mit Blick auf das ­E-Rezept, so Stephan Weber, CCO und Mitbegründer des Online-Händlers. Shop Apotheke verspricht sich von der „Verbindung von traditionellem E-Commerce mit innovativer digitaler Technologie neue Perspektiven für die künftige On-Demand-Lieferung von E-Rezepten“. Außerdem will das Unternehmen die kundenzentrierte Strategie damit stärken, wie es in der Mit­teilung erklärt.

Shop Apotheke kompensiert Schwäche

Klar ist: Shop Apotheke bekommt damit einen weiteren Fuß in das Vor-Ort-Geschäft. Die schnelle Lieferung ist schließlich die große Schwäche des Versandhandels, weswegen die Versender seit geraumer Zeit mit Vor-Ort-Apotheken kooperieren. Shop Apotheke dürfte mit der Übernahme eine Reihe von Partnerapotheken dazugewonnen haben. Es wäre daher wenig überraschend, wenn andere Versender ähnliche Pläne haben.

Und: Die Finanzkraft, die First A mit der Übernahme nun im Rücken hat, könnte im Wettbewerb mit anderen Liefer-Start-ups von Vorteil sein – auch wenn beispielsweise Mayd durchaus erfolgreich Geld gesammelt hat. Nach 13 Millionen Euro Anschubfinanzierung konnten in einer Finanzierungsrunde Anfang Januar 30 Millionen Euro gesichert werden. Letz­teres entspricht aber in etwa der Summe, die Shop Apotheke im Jahr 2021 allein für Werbung ausgab – laut Nielsen Media Research waren es rund 29,2 Millionen und damit eine andere Liga. Die Frage ist daher nicht, ob ein weiteres Liefer-Start-up von einem ­Investor übernommen wird, sondern wann und von wem. |

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