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„E-Rezept muss jeden Tag Thema sein“
Gematik-Verantwortlicher appelliert an Apotheken und Praxen
„Was noch nicht zu 100 Prozent ausgereift ist, kann man nicht in die Fläche bringen.“ Diese Aussage stammt von Karl Lauterbach, der als Nachfolger Jens Spahns im Bundesgesundheitsministerium offenbar eine andere Herangehensweise in Sachen Digitalisierung an den Tag legen will. Bei einer virtuellen Talk-Veranstaltung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stellte er sich Anfang März den Fragen seiner ärztlichen Berufskollegen. Wie die DAZ bereits berichtete, wurde im Rahmen dieses Formats auch bekannt, dass Lauterbach das Dispensierrecht für Ärztinnen und Ärzte im Notdienst prüfen will. Wörtlich sagte er: „Das ist auf jeden Fall etwas, das wir prüfen müssen, das ist ganz klar. Das ist etwas, das im Notdienst eine Rolle spielt und etwas, das auch eine Humanisierung der Versorgung zur Folge hätte. Weil zum Teil sind das ja erhebliche Qualitätsverluste in der Versorgung der Patienten, die damit einhergehen, wenn der Arzt nicht abgeben kann.“
Zum Mega-Thema Digitalisierung äußerte sich der SPD-Minister dagegen eher weniger offensiv – vermutlich ebenfalls zum Gefallen der KBV, da bekanntermaßen viele Ärztinnen und Ärzte sich unzufrieden zeigen mit dem aktuellen Stand der Dinge. Nach dem Aufschub für das E-Rezept hatte Lauterbach auch den Start der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verschoben. Beides begründete er damit, dass die Technik noch nicht so weit sei. „Wir brauchen zuerst Applikationen, die einen spürbaren Nutzen für Ärzte und Patienten bringen.“ Das E-Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zählt Lauterbach nicht dazu.
Das entspricht nicht dem Eindruck von Florian Hartge. Hartge verantwortet als Chief Operating Officer (COO) bei der Gematik die operative Umsetzung des E-Rezepts und weiterer Anwendungen der Telematikinfrastruktur. Gegenüber der DAZ stellt er direkt klar, dass mehr als 6000 digitale Arzneimittelverordnungen aus seiner Sicht eine andere Sprache sprechen. Von den ersten Testläufen in der Fokusregion Berlin/Brandenburg ausgehend sei man inzwischen bei einem regulären Betrieb in vielen Praxen und Apotheken angekommen: „Technisch reden wir also über einen sehr hohen Entwicklungsgrad.“ Organisatorisch müssten jedoch die Anbieter von Apotheken- und Praxissoftware sowie die Apotheken und Praxen selbst noch nachziehen. „Wir haben im persönlichen Kontakt Apothekenteams kennengelernt, in denen die Themen ‚E-Rezept‘ und ‚Telematikinfrastruktur‘ überhaupt noch keine Rolle gespielt haben“, erklärt Hartge. Auf die Frage, ob sie E-Rezepte verarbeiten können, sei geantwortet worden, dass vor einigen Wochen der Dienstleister alles eingerichtet und der Chef eine entsprechende Schulung besucht hat, doch bisher sei das Team in die neuen Prozesse noch nicht involviert. Hartge ist sicher: „Ohne aktive Beteiligung und einem gewissen Enthusiasmus wird das nicht funktionieren.“ Daher rät er den Apotheken, und natürlich auch den Praxen, sich beim jeweiligen Dienstleister fortbilden zu lassen und dieses Wissen dann im Team zu verbreiten. Auch Arbeitsprozesse müssten sich entsprechend verändern. Kurzum: „Das E-Rezept muss jeden Tag Thema sein, auch wenn heute noch die Papierrezepte mengenmäßig überwiegen.“
Der Gematik-COO verrät, dass der Deutsche Apothekerverband, Ärztevertreter sowie das Ministerium an einem Konzept gearbeitet haben, wie trotz Störungen der Telematikinfrastruktur auf Ebene der Praxis, Apotheke oder TI weitergearbeitet werden kann. Diese Handlungshilfe soll bald veröffentlicht werden. Außerdem hält er es für möglich, dass es bei der Entwicklung der weiteren E-Rezeptarten auch noch mal zu einzelnen Modellprojekten kommen kann, denn an konkreten Einführungsterminen halte man fest, „natürlich immer unter der Prämisse, dass hierfür alle erforderlichen Dienste und Komponenten flächendeckend zur Verfügung stehen und keine technischen Gründe im Einzelfall dagegensprechen“, so Hartge. |
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