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Neun Apotheken pro 100.000 Einwohner
Wie ist die geringe Apothekendichte in Dänemark zu erklären?
Schaut man sich die Statistiken zur Apothekendichte in den europäischen Ländern an, werden schnell enorme Unterschiede deutlich. Während in Deutschland durchschnittlich 22 Apotheken 100.000 Einwohner versorgen, sind es in Dänemark, dem Schlusslicht, nur neun. Dabei liegt Deutschland schon unter dem EU-Durchschnitt (32 Apotheken pro 100.000 Einwohner) und weit hinter Griechenland (88 Apotheken pro 100.000 Einwohner), dem Spitzenreiter. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zwischen dem dänischen und dem deutschen Apothekensystem. Auch die universitäre Ausbildung des pharmazeutischen Personals ist dort zum Teil anders geregelt. Neben dem fünfjährigen Pharmaziestudium, das mit einem Masterabschluss als „Apotheker“ endet, gibt es auch einen kürzeren Bachelorabschluss zum Pharmazeuten („Pharmakonom“), vergleichbar etwa mit dem früheren Pharmazieingenieur in Deutschland.
In Dänemark sind der Hauptapotheke Filialapotheken und ergänzende Abgabestellen angegliedert. In den Apotheken muss während der Öffnungszeiten mindestens ein Apotheker anwesend sein. Seit dem 1. Juni 2015 können Apotheken im Umkreis von 75 km um die Hauptapotheke bis zu sieben eigenständige Abgabestellen errichten. Seit 31. Dezember 2021 gibt es 524 Apotheken, davon 228 Hauptapotheken, einschließlich zwei Online-Apotheken, und 296 Filialapotheken.
Beschränkungen des Besitzes
Das dänische Apothekengesetz regelt die Zulassung und die Anforderungen für den Betrieb einer Apotheke in Dänemark. Die Lizenzen für den Betrieb einer Apotheke werden von der dänischen Arzneimittelbehörde erteilt. Eine wichtige gesetzliche Anforderung ist, dass nur Personen mit einem dänischen pharmazeutischen Master-Abschluss oder einem gleichwertigen und anerkannten ausländischen Abschluss eine Lizenz zur Führung einer Apotheke in Dänemark erhalten können. Dies gilt auch für Online-Apotheken. Diese Regelung gibt den Inhabern eine gewisse Sicherheit, denn unerwartete Konkurrenz ist nicht zu befürchten. Auf die Frage, ob neue Apothekenbesitzer leicht zu finden sind, entgegnete Vestergaard Pedersen: „Das ist in Dänemark kein großes Problem. Es kann in einigen Fällen schwierig sein, einen neuen Besitzer für Apotheken in kleinen Städten und für kleine Apotheken in Großstädten zu finden, aber das ist nicht die Regel.“ Es gibt bei den Apotheken auch keinen allgemeinen Mangel an Apothekerinnen und Apothekern, pharmazeutische Unternehmen hätten schon eher Probleme, Apotheker zu finden, so Vestergaard Pedersen.
Ausgleichsregelung zwischen den Apotheken
Um sicherzustellen, dass Apotheken in ländlichen Gebieten mit geringer Bevölkerungszahl rentabel sind, gibt es eine Ausgleichsregelung zwischen den Apotheken. Apotheken mit einem relativ hohen Umsatz über einem Schwellenwert müssen eine Abgabe an die dänische Arzneimittelbehörde zahlen. Apotheken mit einem geringen Umsatz unterhalb eines Schwellenwerts erhalten einen Zuschuss von dieser Behörde.
Um sicherzustellen, dass Arzneimittel auch außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten erhältlich sind, gibt es in jeder Region Apotheken, die länger geöffnet sind. Die Regionalräte der einzelnen Regionen machen dazu der dänischen Arzneimittelbehörde entsprechende Vorschläge. Die dänischen Apotheken – mit Ausnahme einer zentral gelegenen Apotheke in Kopenhagen – bieten keine Notdienste (24/7 Öffnungszeiten) an, diese Funktion wird von den Notaufnahmen der Krankenhäuser übernommen.
Apothekenverkaufsstellen, Arzneimittelabgabestellen
Aber was hat es mit der geringen Apothekendichte auf sich? In Dänemark stehen neben den 524 Apotheken viele weitere Anlaufstellen für Arzneimittel zur Verfügung. Derzeit gibt es 333 „Apothekenverkaufsstellen“ und 307 „Arzneimittelabgabestellen“, in denen auch verschreibungspflichtige Medikamente vertrieben werden. „Alle diese Einrichtungen müssen an eine Apotheke angeschlossen sein, aber eine pharmazeutische Beratung ist hier nicht erlaubt“, so Vestergaard Pedersen. Auch der Markt für rezeptfreie Arzneimittel ist in Dänemark vergleichsweise locker geregelt. Während diese Produkte in Deutschland apothekenpflichtig sind, können sie in Dänemark seit 2017 auch in Supermärkten und Tankstellen verkauft werden. Allerdings gibt es Einschränkungen, unter anderem beim Sortiment, der Packungsgröße und der Dosierung. Für Personal, das mit OTC-Medikamenten umgeht, ist ein E-Trainingsprogramm der dänischen Arzneimittelbehörde vorgeschrieben.
Vor dem Hintergrund dieser zahlreichen Zugangsmöglichkeiten zu Arzneimitteln lässt sich die auffallend geringe Apothekendichte relativieren. „Es gibt keine Probleme mit der flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln in Dänemark, das System funktioniert sehr gut“, betont Vestergaard Pedersen. Wobei die Frage bleibt, ob die pharmazeutische Beratung hier nicht insgesamt zu kurz kommt.
Zentrale Apothekenaufsicht
Die gesamte dänische Apothekenaufsicht wird zentral von der dänischen Arzneimittelbehörde durchgeführt. Eine Besonderheit ist, dass alle Apotheken die Richtlinien der Good Distribution Practice (GDP) einhalten müssen, die in Deutschland vor allem für Großhändler und pharmazeutische Unternehmen gelten. Insgesamt fünf Apothekeninspektoren führten im vergangenen Jahr rund 50 Inspektionen durch. Dabei wurde ein risikobasierter Ansatz verfolgt, wobei im letzten Jahr mehr Apotheken inspiziert wurden, die negativ aufgefallen waren. Im Juni 2022 sollen durch eine Reform der Überwachung mehr Inspektionen ermöglicht werden.
Aktuelles aus der Arzneimittelüberwachung
Hauptausrichterin der jährlich stattfindenden zentralen Fortbildungsveranstaltung für die örtliche Arzneimittel- und Apothekenüberwachung ist die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf, die von zwölf Bundesländern getragen wird. Vom 2. bis 4. März 2022 konnten sich pharmazeutische Überwachungsbeamte und interessierte Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes in einer Online-Konferenz zum Thema „Aktuelle Aspekte des Apothekenrechts und Qualitätsmanagement in der Arzneimittelüberwachung“ informieren.
Digitalisierung
Obwohl die Telemedizin in Dänemark verboten ist, das heißt keine Online-Diagnosen gestellt werden dürfen, ist das dänische Gesundheitssystem stark digitalisiert. Arzttermine können elektronisch vereinbart werden, es gibt eine elektronische Patientenakte, und bereits 98% aller ärztlichen Verordnungen werden per E-Rezept direkt an die Apotheke übermittelt. Der Versandhandel ist ebenfalls erlaubt, aber verschreibungspflichtige Arzneimittel müssen über den Webshop der dänischen Apothekervereinigung (www.apoteket.dk) und über die beiden Online-Apotheken bestellt werden.
Auch im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen sind die Dänen uns einen Schritt voraus. Arzneimittelberatung für Patienten mit Multimedikation und Langzeittherapie bei bestimmten Indikationen können Apotheker bereits abrechnen. Seit 2019 dürfen sie unter bestimmten Voraussetzungen sogar Folgerezepte für einige Medikamente ausstellen. Darüber hinaus fanden allein im vergangenen Jahr rund 80.000 Impfungen gegen SARS-CoV-2 in dänischen Apotheken statt. |
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