DAZ aktuell

Mut zur Weiterentwicklung

Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e. V.

Foto: BAH

Dr. Hubertus Cranz

Gesundheit ist nicht selbstverständlich und Gesundheitsversorgung kann fragil sein. Das hat uns die COVID-19-Pandemie – die nun bereits ins dritte Jahr geht – vor Augen geführt. 2022 werden wir uns weiter mit der Bekämpfung von COVID-19 und den Auswirkungen der Krise beschäftigen.

Gesellschaft und Politik brachten dem Thema Arzneimittelversorgung eine bislang nicht gekannte Wertschätzung entgegen. In Ansätzen findet sich diese auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wieder – allerdings ohne konkrete Maßnahmen für eine langfristig sichere Arzneimittelversorgung. Bedauerlich ist die angekündigte Beibehaltung des Preismoratoriums – eine schwere Belastung insbesondere für den Mittelstand. Es verhindert Innovationen – vor allem solche, die auf bekannten Wirkstoffen basieren.

Das E-Rezept wird nicht so schnell kommen wie erwartet. Doch nun bleibt mehr Zeit, es solide auszugestalten – auch unter Berücksichtigung des Grünen Rezepts. Das Durchreichen von E-Rezepten von Ärzten und Krankenkassen direkt an Versandhändler muss verhindert werden. Denn bleibt es weiterhin bei einer freien Apothekenwahl, glauben wir an das Poten­zial. Der nicht zu unterschätzende Vorteil der Vor-Ort-Offizin gegenüber den Versendern: Patientinnen und Patienten erhalten niederschwellig eine persönliche Beratung und können ihr Arzneimittel innerhalb weniger Stunden abholen oder es sich liefern lassen – ohne ein bis mehrere Tage zu warten.

Aktuelle Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor des BAH zeigen: Die Pandemie hat zu einem verstärkten Gesundheitsbewusstsein geführt. 94 Prozent der Menschen in Deutschland sind der Meinung, dass sie selbst für ihre Gesundheit verantwortlich sind. Die Zahlen untermauern den großen Stellenwert der Selbstmedikation. Und mehr Selbstmedikation in Verbindung mit einer kompetenten Beratung in der Apotheke bedeutet eine Entlastung der Kapazitäten in den Arztpraxen und des solidarisch finanzierten Gesundheitssystems – gerade in Zeiten der Pandemie und für die Zukunft nicht zu unterschätzende Faktoren. Alles in allem sollte 2022 ein gutes Jahr für Arzneimittelher­steller und Apotheken werden. Wichtig dabei ist der Mut zu einer sach­gerechten Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems. |

Das könnte Sie auch interessieren

Erwartungen für das neue Jahr

Prognosen und Wünsche für 2021

PwC-Umfrage zeigt: Höhere Zufriedenheit mit dem Gesundheitswesen und mehr Respekt vor der Pharmaindustrie

Corona ändert die Perspektive

AVNR-Chef Thomas Preis argumentiert gegen die geplanten GKV-Sparmaßnahmen

Apotheken wirtschaftlich stärken anstatt schwächen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.