Arzneimittel und Therapie

Erst Gentest, dann Chemo?

Therapienutzen bei Brustkrebs frühzeitig evaluieren

mab | Chemotherapien gehen mit vielen Nebenwirkungen einher. Gleichzeitig profitieren nicht alle Krebspatientinnen und Krebspatient von einer solchen Therapie. Eine frühzeitige Selektion würde also Sinn machen. Der 21-Gen-Test kann wertvolle Unterstützung leisten, ob eine Chemo­therapie bei bestimmten Mammakarzinom-Formen sinnvoll ist oder nicht.
Foto: Dan Race/AdobeStock

Mithilfe des Oncotype DX®-Tests lässt sich mit relativ großer Sicherheit das Rückfallrisiko von Frauen mit Hormonrezeptor-positivem, HER(human epidermal growth factor receptor)-2-­negativem Brustkrebs, bei denen noch keine Lymphknoten befallen sind, voraussagen. Dabei wird die Aktivität von 21 verschiedenen Genen bestimmt, die ermittelten Recurrence-Score-Werte liegen zwischen 0 und 100. Höhere Werte stehen für eine schlechtere Prognose und sprechen für eine adjuvante Chemotherapie neben der standardmäßigen Hormontherapie. Die Aussagekraft des Tests bei Frauen, deren Lymphknoten bereits befallen sind (immerhin knapp ein Drittel aller Betroffenen), war bisher unklar. Dieser Fragestellung hat sich die Arbeitsgruppe um Kalinsky et al. angenommen und hat den Oncotype DX®

-Test an 5083 Frauen (33,2% prämeno­pausal, 66,8% postmenopausal)

mit Hormonrezeptor-positivem, HER-2-­negativem Brustkrebs und ein bis drei befallenen Lymphknoten erprobt. Alle Frauen wiesen Testwerte zwischen 0 und 25 auf und wurden 1 : 1 randomisiert auf eine alleinige endokrine Therapie oder eine Kombination aus endokriner und Chemotherapie zugeteilt. Untersucht werden sollte, wie sich eine Chemotherapie auf das invasive krankheitsfreie Überleben auswirkt und ob dieser Effekt von dem zuvor gemessenen Recurrence-Score beeinflusst wird. Das Ergebnis war eindeutig. Von den postmenopausalen Frauen, die nur die endokrine Therapie erhielten, hatten 91,9% fünf Jahre ohne erneute Krebserkrankung überlebt, in der Gruppe, die zusätzlich Chemotherapie erhalten hatte, waren es 91,3%. Eine adjuvante Chemotherapie konnte somit bei postmenopausalen Frauen keinen zusätzlichen Nutzen (Hazard Ratio für invasives Rezidiv, neuen Primärtumor oder Tod [HR]: 1,02, p = 0,89). Ein anderes Bild hingegen zeigte sich bei den prämenopausalen Frauen: Hier hatten nach fünf Jahren unter der reinen Hormontherapie lediglich 89% keinen Rückfall erlitten. Die Kombination aus Chemotherapie und endokriner Therapie erhöhte den Anteil der Frauen ohne Rückfall auf 93,9% (HR: 0,6, p = 0,02). |

Literatur

Kalinsky K et al. 21-Gene Assay to Inform Chemotherapy Benefit in Node-Positive Breast Cancer. NEJM 2021. doi: 10.1056/NEJMoa2108873

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