Gesundheitspolitik

Kommentar: Lockern und schützen

Dr. Christine Ahlheim

Nach fast drei Jahren Corona-Pandemie ist der Wunsch nach Rückkehr zur Normalität allzu verständlich – zudem Impfungen einen guten Schutz vor schweren Verläufen bieten, der Einsatz von Paxlovid das Risiko bei älteren Patienten senkt und die Erkrankung aufgrund der meist harmlos verlaufenden Omikroninfektionen ihren Schrecken weitgehend verloren hat. Von daher ist die Aufhebung der Isolationspflicht für positiv Getestete in einigen Bundes­ländern durchaus zu begrüßen. Mit Maske zum Einkaufen und ohne Maske im Freien spazieren zu gehen, ist für Infizierte, die nicht krank sind, eine enorme Erleichterung und dürfte kaum zur Verbreitung von COVID-19 beitragen.

Doch bei aller Sehnsucht nach Lockerungen darf man das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und zu viele Schritte auf einmal machen – sonst gerät man leicht ins Stolpern. Vor allem der Schutz vulnerabler Gruppen sollte den Verantwortlichen nach wie vor ein wichtiges Anliegen sein.

Die geplante Honorarsenkung bei den Bürgertests ist daher ein Schritt in die falsche Richtung. Dadurch wird das Testen noch unattraktiver und weniger Apotheken (und andere Stellen) werden ein solches Angebot machen. Da es dann schwieriger ist, sich z. B. vor dem Besuch bei den Großeltern von einer geschulten Person testen zu lassen, werden viele auf Selbsttests zurückgreifen – womit das Risiko einer Ansteckung aufgrund eines fehlerhaften Abstrichs deutlich steigen könnte. Aber vielleicht erkennt man im Bundesgesundheits­ministerium ja noch, dass hier am falschen Ort gespart wird und der Schutz vulnerabler Personen nicht für ein paar Euros aufs Spiel gesetzt werden sollte.

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