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Management
Same procedure as last year?
Wie Sie gut in das Jahr 2022 starten können
Sie sagen: „Ach, vielen Dank. Das mit dem Planen ist nicht so meins. Ich lasse die Dinge lieber auf mich zukommen. Ich bin der voll gechillte Typ und ganz relaxed.“ Dann gehören Sie ebenfalls zu denjenigen, die sich nicht beschweren dürfen, wenn andere, planerisch aktivere Zeitgenossen, diejenigen sind, die dafür sorgen, dass es eben deren Dinge sind, die auf Sie zukommen und somit Ihr Jahr gestalten. Ist es nicht eine viel bessere Idee, alles so zu nehmen, wie es kommt, und im Vorfeld dafür zu sorgen, dass es genau so kommt, wie Sie und wahlweise Ihr gesamtes Team sowie Ihre Kunden es sich wünschen? Und mal ganz kritisch gefragt: Wer genau hat behauptet, dass Planen und „gechillt sein“ zwei konträre Pole sind?
Thinking-Time einplanen
Wählen wir für die Lesedauer dieses Textes also die Alternative und reihen uns in die Garde derjenigen ein, die es lieben zu gestalten. Doch gerade zu Beginn dieses Jahres in eine proaktive Planung zu gehen, scheint teils unfassbar schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu sein. Nach zwei Jahren Pandemie, kontinuierlichem Arbeiten am Limit und sich gefühlt fast täglich ändernden Vorschriften und Aufgaben ist zunächst eher Durchatmen angesagt. Tiefes Durchatmen, das Ausgebranntsein, Erschöpfung und auch Frust als Motor nutzen und wieder frischen Wind in den zusehends abgestumpften Apothekenalltag bringen darf. Auch wenn die Pandemie noch nicht ihr Ende erreicht hat, so ist doch mindestens ein kleines Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Noch ist es in weiterer Ferne als uns lieb ist und die alte Realität wird es wohl nicht zurückbringen. Nutzen Sie dies als Signal für Ihre Aufbruchsstimmung und lassen Sie keinen Zweifel aufkommen: 2022 – das wird ein gutes Jahr. Noch halten uns die Corona-Zusatzleistungen wie das Erstellen von QR-Codes in Atem und unausgesetzt auf Trab. Sie sagen daher möglicherweise: „Alles schön und gut, aber ich habe keine Zeit.“ Und Sie haben Recht. Die Zeit ist so knapp bemessen, dass Sie keine Zeit für proaktive Planung haben – Sie müssen Sie sich ebenfalls proaktiv nehmen. Blocken Sie sich Zeiten im Wochenverlauf, die Sie der kreativen Entwicklung Ihrer Apotheke, Ihrer Aktionen und Angebote widmen. Und wenn es pro Woche „nur“ 15 Minuten sind. Am Jahresende haben Sie so einen „Thinking-Time-Invest“ von sage und schreibe 690 Minuten, das heißt 11,5 Stunden erzielt (berechnet auf 46 Arbeitswochen!). Nicht auszudenken, was Ihnen in der Zeit alles einfallen kann! So wird es Ihnen nicht nur gelingen, kreativ zu werden. So wird es Ihnen ein Leichtes sein, vorausschauend zu agieren. Probleme zu antizipieren, statt passiv auf sie zu reagieren.
Antizipation – die Mutter der Aktion
Widmen wir uns zum Beispiel dem Thema Impfen. Dem ubiquitären Thema, an dem wir alle momentan nicht vorbeikommen und das die Gespräche allerorts dominiert. Zurzeit in Bezug auf COVID-19, ehemals war es die Grippeschutzimpfung und wie wird sich diese Thematik im kommenden Jahr festigen? Was meinen Sie? Ist das eine vorübergehende Phase oder eine zukünftige etablierte apothekenübliche Dienstleistung? Und wenn wir schon mit diesem Brainstorming beginnen wollen: Wie sind Ihre personellen Kapazitäten, Ihre Räumlichkeiten beschaffen? Wie können Sie diese in Zukunft so adaptieren, dass ein Angebot Ihrerseits kontinuierlich abgedeckt werden kann? Welche Veränderungen sind nötig und was müssen Sie berücksichtigen? Wer ist in einer ähnlichen Situation und mit wem können Sie sich darüber austauschen? Und natürlich ist das Thema „Impfen“ lediglich ein Platzhalter, den Sie beliebig austauschen können!
Wer schreibt, der bleibt: Die NET-Chance
All diese Fragen beantworten Sie am besten schriftlich. Und zwar in Ihrer allerbesten Tagesform. Bringen Sie sich in Ihren „Thinking-Time-Modus“ und wecken Sie Körper und Geist auf: Bewegen Sie sich vorher – am besten an der frischen Luft. Und ja: Ein geöffnetes Fenster reicht aus, falls die Zeit es ansonsten nicht zulässt. Möglicherweise legen Sie sich ein kleines Notizheft zu, das Sie auch unterwegs nutzen können. Denn sind die Gedanken einmal auf „fließen lassen“ programmiert, werden Sie sie kaum bremsen können! Derart gestalten sich auch leere Zeiten unbemerkt als Brainstorming-Gelegenheiten. Autofahren, Nachtdienste und Sporteinheiten werden zur „NET“-Chance für Ihre antizipatorische Planung: „No-extra-time“-Chance“ – ganz nebenbei.
Pharmazeutische Dienstleistungen
Wollen wir hier tiefer eintauchen, so werden wir an dem Thema „Pharmazeutische Dienstleistungen“ nicht vorbeikommen. Noch mysteriös hinter verschlossenen Türen verborgen, erwartet uns in diesem Jahr ein spannendes Feld weiterer Angebote für unsere Kunden und Patienten. Der Blick in die Glaskugel mag scheitern, doch ist jetzt die richtige Zeit, in das Thema einzutauchen. „Was wäre wenn?“ scheint im Gegensatz zu „Was sollen wir denn noch machen?“ oder „Wie sollen wir das schaffen?“ eine sehr konstruktive Fragestellung zu sein, die den Raum öffnet für Gedankenspiele und sowohl das lachende wie auch das weinende Auge mit einbezieht. Schritt für Schritt den Weg in Spezialisierungen zu wagen, die noch vor ein paar Jahren ausgeschlossen waren. Selbstkritisch zu überprüfen, wo ein noch besseres Zeitmanagement dazu führen kann, dass ein „beschäftigt“ sein zum „Auf-den-Punkt-Arbeiten“ wird und sich Zeitfenster für Neues offenbaren. Und zugegebenermaßen ist es gelegentlich ein sehr großer Spagat, der hier von jedem Einzelnen abverlangt wird. Ein Spagat zwischen „Land-unter“ und Phasen, in denen Leerlauf ist. Den ebenfalls jeder Einzelne benötigt, um sich wieder zu sammeln und den Sie nun ebenfalls nutzen dürfen, um sich auf die essenziellen, die Kernaufgaben unseres Heilberufes, Ihre Werte und Ihre individuelle Motivation zurückzubesinnen. Kräfte zu sammeln und diese als Aktivierungsenergie zu nutzen. Tief eintauchen in das, was Ihnen wichtig ist. Um dann durchzustarten. Und zwar bevor es dazu kommt, dass Sie in Handlungszwang geraten.
1. Zeit nehmen
2. Thinking-Time einplanen
3. NET-Time nutzen
4.Öffnende Fragen stellen
5. Geschriebenes überprüfen
6. TUN ☺
„Wie kann es uns gelingen, mühelos umfassende Beratung im Sinne der Arzneimitteltherapiesicherheit umzusetzen, sodass unsere Patienten noch mehr von unserem Wissen profitieren und wir mit den zukünftig honorierten Dienstleistungen ein neues Einkommensfeld für uns generieren können?“ Diese Frage wird im Laufe des Jahres – in welcher Form auch immer – auf Sie zukommen. Selbstverständlich ist auch hier nur ein Beispiel gewählt, das Sie für sich austauschen können. Und das „wir“ steht selbstredend auch für das „ich“.
Manche Fragen scheinen zunächst auf Beantwortung warten zu müssen. Manche Fragen benötigen hingegen auch keine, sondern fordern das Unterbewusstsein auf, unbemerkt auf die Reise nach Lösungsmöglichkeiten zu gehen. „Wieso fällt es uns (mir) so leicht, uns (mich) auf Neues einzustellen und Probleme als Wachstumschancen zu sehen?“ oder „Aus welchem Grund gelingt es uns (mir) so mühelos, den Apothekenalltag mit all seinen Herausforderungen als Motor für die Entwicklung neuer, kreativer, noch nie dagewesener Ansätze zu nutzen?“ Eine sehr tiefgründige Frage, die Ihre Gedankenwelt zum Träumen und Wünschen bringen kann: Wenn, im Sinne von „falls“, Sie es sich gestatten. Und auch hier gilt, dass Sie Ihre Gedankenwelt schriftlich fixieren. Ansonsten landen Sie in einer Traumwelt, die genau wie am Jahreswechsel mit guten Vorsätzen gespickt ist, die leider nur eine sehr kurze Halbwertszeit haben. Oft haben diese Ideen eine immens kleine Umsetzungswahrscheinlichkeit und sind genauso schnell verschwunden, wie sie geäußert worden sind.
Sie hingegen wollen ins Tun kommen. Sie wollen umsetzen. Sie wollen agieren und Ihr Jahr 2022 für sich selbst, für Ihr Team, für Ihre Apotheke schreiben. Überprüfen Sie daher vor der Umsetzung auch, ob Ihre Ideen tatsächlich Ihre eigenen Planungen bedienen oder ob es sich um die Erwartungen anderer handelt. Sinnvoll ist es ebenfalls, in regelmäßigen Abständen herauszufiltern, ob die Niederschriften und die sich daraus ergebenden Aktionen noch aktuell sind oder bereits überholt und Schnee von gestern. In dieser schnelllebigen Zeit ist das nicht unwahrscheinlich. Alles, was nicht jederzeit mit einem glasklaren, 100%igen „Ja. Das ist genau das Ziel unserer Apotheke. Das passt genau zu dem, was wir uns für uns vorstellen“, beantwortet wird, verdient Ihre Aufmerksamkeit nicht. Es ist völlig überflüssig und kostet Sie lediglich Energie. Und ist tagtägliche Energieeffizienz nicht genau das, worum es wirklich geht? Den Tag, die Woche zu erleben in einem energetischen Zustand, der uns durch das Jahr trägt? Und wenn – im Sinne von falls – Sie einmal aus diesem wünschenswerten Zustand purzeln, kommen Sie aufgrund der Sie motivierenden Planungen möglichst rasch wieder im Jahr 2022 an: Dem Jahr der Möglichkeiten, das sich Tag für Tag aufs Neue ganz frisch und unverbraucht präsentiert und unter dem Motto steht: New procedure for this year!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihrem Team einen Raketenstart ins Jahr 2022. |
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