Wirtschaft

Neue Plattform startet in der Schweiz

DocMorris-Mutter Zur Rose-Gruppe ist an Well-App beteiligt / 4000 Ärzte angebunden

ts | Geht es um zukünftige Entwicklungen in unserem Gesundheitswesen, so lohnt der Blick in die Schweiz. Dort ist nun mit Well eine neue Gesundheitsplattform an den Start gegangen, hinter der u. a. die DocMorris-Mutter Zur Rose-Gruppe steht.

Die von der Well Gesundheit AG in Schlieren betriebene App versteht sich als unabhängige Plattform, die den Nutzern helfen will, „ihre Gesundheit zu organisieren“. Sie bringt Patienten mit Ärzten, Apothekern oder Krankenkassen zusammen. Nutzer könnten sich z. B. rund um die Uhr per Chat mit einem Arzt austauschen, einen digitalen Symptom-Check für eine medizinisch gestützte Ersteinschätzung durchführen, einen Termin mit einem Telemediziner vereinbaren oder Medikamente bestellen.

Well arbeitet nach eigenen Angaben derzeit mit diversen Ärztenetz­werken in der Deutschschweiz sowie mit Réseau Delta, dem größten Managed-Care-Netz von Hausärzten in der Westschweiz, zusammen. Alle individuellen Gesundheitsdaten seien verschlüsselt und sicher auf Servern in der Schweiz gespeichert. Zudem würden die App-Nutzer selbst entscheiden, wer auf welche Daten Zugriff habe.

Zu weiteren Details hüllt sich das Unternehmen derzeit in Schweigen. Fragen zu Nutzerzahlen oder der Rolle von Apotheken bleiben unbeantwortet. So muss man sich auf Unternehmensmitteilungen stützen. Danach beschäftigt Well rund 40 Mitarbeiter. Der „nationale Rollout“ der App fand am 4. Mai 2022 statt, zuvor war die Beta-Version verfügbar. Die Nutzerzahl lag beim offiziellen Starttermin im „fünfstelligen“ Bereich und soll seitdem „stark steigen“, zudem seien über 4000 Ärzte angebunden. Nach einem Bericht des Schweizer Magazins „Penso“ erwartet Well-Chef Alexander Bojer, bis Ende des Jahres über 100.000 Nutzer zu gewinnen.

Offen für weitere Partner

Zu den Gründern und Finanziers gehören die Schweizer Krankenversicherer CSS und Visana, der Telemedizin- und Digital-Health-Anbieter Medi24 sowie die Zur Rose-Gruppe. Jüngst kamen die Schweizer Gesundheits- und Logistikgruppe Galenica und der Klinik- und Infrastrukturinvestor Aevis Victoria dazu. Well betont, für weitere Partner offen zu sein.

Zur Rose erklärte auf Anfrage, dass die Technologie für den Betrieb der Plattform teilweise neu entwickelt wurde bzw. wird, „wobei die Zur Rose-Group ihr umfassendes Know-how als Technologieprovider beim Aufbau von E-Health-Öko­systemen einbringt und über PaaS (Platform as a Service) zur Verfügung stellt“. Zudem biete Zur Rose Schweiz auf der Well-Plattform ihre Dienste als Online-Apotheke an. Im Übrigen sei die Well Gesundheit AG ein eigenständiges Unternehmen. Mit ihrem Vorstandsvorsitzenden (CEO) Walter Hess sei die Zur Rose-Group im Verwaltungsrat von Well vertreten. Die Gründungspartner führten aber keine opera­tiven Funktionen bei Well aus.

Die Existenz von Well dürfte auch in Deutschland mit Interesse beobachtet werden. Entsprechende Aktivitäten verfolgt insbesondere der Well-Mitinitiator Zur Rose-Gruppe mit der 2020 gestarteten Gesundheitsplattform DocMorris+. Diese soll einen Zugang zu allen Gesundheitsdienstleistungen schaffen – von der Diagnose beim Online-Arztbesuch bis zum benötigten Medikament oder Gesundheitsprodukt. Die Markteinführung der DocMorris+ App wurde als „ein strategischer Meilenstein“ auf dem Weg zur integrierten Gesundheitsplattform gefeiert. Die Schweizer Well-Aktivitäten könnten nun der nächste Baustein sein. |

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