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Geld verdienen mit pharmazeu­tischen Dienstleistungen

Foto: contrastwerkstatt/AdobeStock
Noch ist vieles unklar, doch schon bald werden die Apotheken die Möglichkeit haben, ihren Kunden honorierte pharmazeutische Dienstleistungen anzubieten. Doch wie kann damit Geld verdient werden und welcher Kundenbindungseffekt ist zu erwarten? Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich Apothekenexperte Prof. Dr. Reinhard Herzog im Rahmen der FUTUREPHARM, die am 11. März 2022 online stattfindet. Wir haben vorab mit ihm gesprochen.

AZ: Welchen Stellenwert messen Sie den pharmazeutischen Dienstleistungen bei? Nur eine zusätzliche Leistung der Apotheken oder eine Startschuss für die Weiterentwicklung des Berufs und irgendwann dann auch des Honorars – vielleicht weg vom rein packungsbezogenen Honorar?

Herzog: Der momentane Stellenwert neuer Dienstleistungen ist überschaubar; vergessen wir aber nicht, dass ja bereits zahlreiche Dienstleistungen erbracht werden, die eben bislang packungsbezogen und entsprechend honoriert erbracht werden. Die Chance auf eine Weiterentwicklung ist jedoch zweifelsohne gegeben und sollte genutzt werden. Bislang reden wir aber von einer „Blackbox“, und die Geheimniskrämerei und das Gezerre um doch sehr überschaubare Beträge ist alles andere als ein positives Startsignal. Immerhin scheint – pandemiebedingt – beim Thema Impfen ein gordischer Knoten durchschlagen worden zu sein.

AZ: Werden die Dienstleistungen kurzfristig einen wirtschaftlichen Impact auf die Apotheken haben? Der Honorartopf ist ja überschaubar.

Herzog: Der wirtschaftliche Impact ist momentan gering, und man sollte auch nicht zu große Hoffnungen hegen, wenn man alleine die monetären Relationen sieht. Über 7 Milliarden Euro Rohertrag aus Rx-Packungen (ehrlich gerechnet mit allen Rabatten) wollen erst mal kompensiert sein. Wollte man dies auch nur ansatzweise umschichten, käme das einer tektonischen Verschiebung gleich – mit allen Risiken. Eines davon, gerne übersehen: die Ärzte! Oder glaubt jemand, dass diese nicht sehr genau beobachten, was dort geschieht – und ihren Teil als immer noch Therapieverantwortliche einfordern werden? Auch das setzt Grenzen, neben schlichten Aufwands-Nutzen-Betrachtungen. Die Dienstleistungen sollten ja kein Selbstzweck oder bloße Streichelmaßnahme der apothekerlichen Berufsseele sein, sondern evidenzbasiert einen Nutzen für Patienten wie Gesellschaft stiften. Das Aufschnüren der bisherigen Packungshonorare ist hochgefährlich.

FUTUREPHARM

Geld verdienen mit pharmazeutischen Dienstleistungen – so geht es

„Geld verdienen mit pharmazeutischen Dienstleistungen - so geht es“ – der Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Herzog findet im Rahmen der Futurepharm am Freitag, 11.03.2022, 14:20 - 15:20 Uhr online statt.

Alle wichtigen Informationen zur Interpharm online und zur Futurepharm findet man auch online unter www.interpharm.de.

AZ: Welches Budget wäre wünschenswert?

Herzog: Abgesehen von einem Start- oder Grundbudget (wie die jetzigen 150 Mio. Euro, mehr darf es ja immer sein ...) sollten sich künftige Honorare nach dem erzielten Nutzen richten und fair z. B. 50 : 50 aufgeteilt werden. 1 Euro Patienten- bzw. Gesellschaftsnutzen sollte also zu 50 Cent an die Apotheken zurück­fließen, der Rest dann im Wesentlichen den Kostenträgern zugutekommen. So ist es für alle fair. Die Rolle der Ärzte ist ggf. ebenfalls miteinzubeziehen, sodass es bei manchen Leistungen auch eine Drittelung werden kann. Ein solches Modell hält das Interesse bei allen Beteiligten hoch, erfordert aber Vorarbeit und eine studienbasierte Herangehensweise – was für uns Arzneimittelfachleute aber eigentlich selbstverständlich sein sollte.

AZ: Was erwartet die Teilnehmer bei Ihrem Vortrag auf der Futurepharm?

Herzog: Die Teilnehmer erwartet:

  • eine komprimierte Darstellung der wirtschaftlichen und berufspolitischen Ist-Situation (wovon leben wir heute?)
  • eine Vorstellung der elementaren Kalkulationsgrundlagen für neue Dienstleistungen
  • ein individueller Entscheidungsbaum: ja oder nein zu Dienstleistungen?
  • ein Ausblick auf die mittlere und fernere Zukunft mit ihren Chancen und Risiken, die sich aus dieser „neuen Welt“ mit den grandiosen Möglichkeiten der Technik, IT und Diagnostik ergeben.

AZ: Herr Herzog, vielen Dank für das Gespräch! |

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