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Polymedikation, Adhärenz und Prävention

ABDA-Grundsatzpapier zu pharmazeutischen Dienstleistungen

cm/ral | Im vergangenen Dezember wurde das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) verabschiedet. Darin enthalten ist ein Zuschlag für pharmazeutische Dienstleistungen. Welche dies sein sollen, war noch bis vergangene Woche ein gut gehütetes Geheimnis. Jetzt hat die ABDA ein Grundsatzpapier veröffentlicht, das Licht ins Dunkel bringt – wenn auch nicht viel.

Ganze zwei Seiten umfasst das Grundsatzpapier der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – ABDA. Was steht drin? „Die 18.750 Apotheken vor Ort können einen großen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation leisten, wenn ihre Kompetenzen erweitert und gezielte pharmazeutische Dienstleistungen mit einer tragfähigen Vergütung möglich werden“, schreibt die ABDA. Aus ihrer Sicht sollten drei Problemkreise vorrangig angegangen werden: Es gelte, die Risiken einer Polymedikation zu minimieren, mangelnde Therapietreue zu verbessern und die Vorsorge und Früherkennung von Volkskrankheiten auszubauen.

Arzneimittelprobleme erkennen

Laut ABDA sind alleine in der Altersgruppe 65+ rund 7,6 Millionen Bundesbürger von Polymedikation betroffen. Mit steigendem Alter treten dabei gehäuft Nebenwirkungen auf. Etwa 3 bis 7 Prozent der Krankenhauseinweisungen sind laut ABDA arzneimittelbedingt und „zwei Drittel dieser Krankenhauseinweisungen und der damit verbundenen Kosten für das System gelten als vermeidbar“. Einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung leiste die Durchführung von strukturierten Medikationsanalysen. Neben einer Bestandsaufnahme und Prüfung der Gesamtmedikation inklusive rezeptfreier Arzneien beinhalte diese auch das ausführliche Gespräch mit dem Patienten beziehungsweise der Patientin. Probleme, die so nicht direkt geklärt werden können, werden mit den verordnenden Ärzten besprochen. „Ergebnis der Medikationsana­lyse ist ein unter dem Gesichtspunkt der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) geprüfter und konsolidierter Medikationsplan“, hält die ABDA fest.

Patienten für mehr Therapietreue schulen

Viele ärztlich verordnete Arzneimittel werden von den Patienten nicht oder nicht richtig angewendet. Das ist auch der ABDA bekannt: „Bei Langzeit­therapien liegt die Therapietreue im Mittel nur bei etwa 50 Prozent“, ist im Strategiepapier zu lesen. Um die Therapietreue zu verbessern, könnten Apotheken spezifische pharmazeu­tische Dienstleistungen anbieten, die auf das Coaching des Patienten abzielen. „Das Coaching des Patienten erhöht im Ergebnis die Wirksamkeit der Arzneimitteltherapie und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung.“

Krankheiten vorbeugen

Auch im Bereich Prävention könnten sich die Apotheken verstärkt ein­bringen, meint die ABDA. Bei vielen Patienten würden häufig auftretende Erkrankungen zu spät entdeckt. „In Deutschland gibt es beispielsweise rund 7,5 Millionen Menschen mit Diabetes. Mindestens zwei Millionen von ihnen wissen noch nichts von ihrer Erkrankung.“ Da Diabetes chronisch verläuft und viele Patienten betrifft, seien die Folgekosten für das Gesundheitssystem enorm. „Eine DIMDI-Studie geht davon aus, dass ca. 10 Prozent der GKV-Ausgaben diabetesbedingt sind.“ Apotheken könnten mit ihrer hohen Zahl niedrigschwelliger Patientenkontakte erheblich zur Diabetes-Vorsorge beitragen, betont die Standesvertretung. „Beispielsweise können Apotheken das individuelle Risiko des Patienten bestimmen, zukünftig an Typ-2-Diabetes zu erkranken.“ |

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