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DAZ aktuell
„Pharmacists for Future“ treten in Aktion
Nachhaltige Ideen für die Pharmazie gesucht
Vor zwei Jahren versammelten sich weltweit Millionen Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt. International protestieren sie, um Politiker aufzufordern, ernsthafte Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen. Seit einem Jahr zieht die SARS-CoV-2-Pandemie alle Aufmerksamkeit und Anstrengungen auf sich. Doch die Probleme, die mit einer globalen Erderwärmung einhergehen, sind nicht minder relevant. Auch Apothekerinnen und Apotheker sind besorgt.
Am 2. Februar trafen sich über die Online-Plattform Zoom 20 Pharmazeuten zum ersten Treffen der Pharmacists for Future. Die Gruppierung lehnt sich den Forderungen der Fridays for Future-Bewegung an und beschäftigt sich mit Fragen, die speziell für Apotheker relevant sind. Einerseits erarbeiten die Pharmacists for Future Möglichkeiten, wie öffentliche Apotheken CO2-Emmissionen einsparen können. Dabei spielt nicht nur die Energiewirtschaft eine Rolle. Es stellt sich auch die Frage, wie z. B. Non-Adhärenz oder das aktive Anbieten von Arzneimitteln entgegen der evidenzbasierten Pharmazie die Umwelt schädigt. In diesem Zusammenhang gilt es, sich kritisch mit dem Vergütungsmodell von Apotheken auseinanderzusetzen. Erhalten Offizinen ihre Existenzgrundlage pro abgegebener Arzneimittel-packung, haben sie nur bedingt Handlungsspielraum für eine nachhaltigere Pharmazie. Sie wollen auch erörtern, wie sich zunehmende Hitzewellen auf beratungsrelevante Aspekte ausüben und wie pharmazeutisches Personal die Umweltbelastung durch Arzneistoffe minimieren kann.
Schon vor der Gründung der Pharmacists for Future wollten sich Studierende und Apotheker organisieren, um den Gedanken der Nachhaltigkeit voranzutreiben. Viele schlossen sich beim Aktionsforum „Health for Future“ mit Ärzten, Pflegekräften und anderen Vertretern der Gesundheitsberufe zusammen. Ein Forum für konkret pharmazeutische Fragestellungen fehlte bislang. Daher bildeten drei Mitglieder des Vereines demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) die Arbeitsgruppe „Klima und Gesundheit“ und riefen die Pharmacists for Future ins Leben. Der VdPP entwarf ein Logo für die Bewegung, doch aufgrund eines Patentstreits mit der ABDA um das rote Apotheken-„A“ kann dies derzeit nicht abgedruckt werden. Im Sommer 2020 schloss sich der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) an, einem Netzwerk von Einzelpersonen und Organisationen aus dem Gesundheitsbereich. KLUG verfolgt das Ziel, das Bewusstsein für die Folgen der Klimakrise zu schärfen. Die Pharmacists for Future wollen mit diesem Netzwerk zusammenarbeiten.
Die Apothekerin und Vorstandsreferentin des VdPP Esther Luhmann war bei der Gründung der Pharmacists for Future beteiligt. „Viele Apothekerinnen und Apotheker setzen bereits gute Ideen zur Nachhaltigkeit um. Doch oft fehlt es am Austausch untereinander. Die Pharmacists for Future ermöglichen diesen Austausch“, so Luhmann.
Von den Hochschulen in die Offizinen
In die Apotheken erhält das Thema Nachhaltigkeit vor allem über die Universitäten Einklang. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) eröffnete kürzlich die Arbeitsgruppe „Umwelt und Klima“, die am 1. Februar 2021 erstmals tagte. Auch Lehrende an den Fakultäten greifen das Thema auf. So bietet der pharmazeutische Chemiker Professor Michael Müller an der Universität Freiburg die Vorlesung „Sustainable Pharmacy“ an. An der Universität Mainz organisierten Dozierende im Rahmen der Toxikologie ein Seminar mit dem Thema Nachhaltigkeit. Die Pharmacists for Future wollen Umweltaspekte flächendeckend in die Ausbildung integrieren und Bildungsangebote sowohl während als auch nach dem Studium schaffen. So ist es aktuell mehrheitlich der Apothekennachwuchs, der Antworten zur Klimakrise auch im Rahmen der eigenen Profession geben möchte.
Die Gruppierung trifft sich vorerst digital jeden ersten Dienstag im Monat. Beim nächsten Treffen am 2. März wollen die Mitglieder Arbeitsgruppen bilden, um die einzelnen Themenfelder separat zu bearbeiten. |
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