Therapien im Gespräch

„Was kann ich neben meiner Chemo noch tun?“

Welche komplementären Therapien bedenkenlos empfohlen werden können

mab | Der Wunsch nach komplementären Therapieansätzen bei Tumorpatienten ist ungebrochen. So wünscht sich etwa jeder zweite Betroffene neben seiner Chemotherapie eine ergänzende Therapie mit pflanzlichen Präparaten, Vitaminen oder Mineralstoffen. Um mögliche Interaktionen mit den Tumortherapeutika zu vermeiden, stehen verschiedene Nachschlagewerke zur Verfügung.

Das mögliche Interaktionspotenzial von scheinbar harmlosen Supplementen wird häufig leichtfertig von betroffenen Krebspatienten unterschätzt. Zu groß ist der Wunsch, Nebenwirkungen zu lindern oder seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. In einer Telefonauswertung mit 67 Brust- oder Prostatakrebspatienten hat sich eine Forschergruppe die Arbeit gemacht, die gesamte Medikation der Tumor­patienten und die damit verbundenen Interaktionen vor, während und sechs Monate nach der Chemotherapie auszuwerten (DAZ 18, S. 28). Dabei stellten sie 1747 poten­zielle Interaktionen fest. Etwa die Hälfte davon wurde als moderat eingestuft, mehr als ein Drittel (38%) jedoch als schwerwiegend. Doch wo kann man bei der Beratung von Tumorpatienten seriöse Informationen zu möglichen Interaktionen zwischen Supplementen und Onkologika finden? Neben der Datenbank des US-amerikanischen Sloan Kettering Cancer Center, in der sich 277 Monografien zu diätetischen Mitteln, Supplementen und pflanzlichen Mitteln, unter anderem mit Indikation, klinischen Daten (falls vorhanden), Wirkmechanismus, Nebenwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen sowie Referenzangaben, finden lassen, kann auch die Datenbank der Deutschen Gesellschaft für Hämato­logie und medizinische Onkologie (DGHO) zurate gezogen werden. Auch dort werden in Form von kurzen Monografien wichtige Informationen zur Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren erläutert. Ganz neu in diesem Jahr ist die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“, die von 72 Experten veröffentlicht wurde (DAZ 39, S. 28). Anhand von 30 verschiedenen Symptomen wird darin tabellarisch erläutert, welche medizinischen Systeme, Mind-Body-Verfahren, manipulativen Körpertherapien oder biologischen Therapien empfohlen werden „können“, „sollen“ oder „nicht sollen“. Aufgrund der begrenzten Anzahl an randomisierten klinischen Studien finden sich viele Kann-Empfehlungen, aber nur sehr wenige Soll-Empfehlungen. Unter Letztere fallen vor allem die körper­liche Aktivität und Sport, die die Lebensqualität und Fatigue bei Betroffenen verbessern sollen. Unter den biologischen Therapien finden sich viele Tipps, die für die Beratung in der Apotheke relevant sein dürften, so zum Beispiel die Einnahme von Cimicifuga racemosa, die zur Linderung von menopausalen Symptomen wie etwa Hitzewallungen bei Brustkrebs-Patientinnen erwogen werden kann (DAZ 27, S. 30). |

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