Therapien im Gespräch

Nach der Zigarette ist Schluss!

Was man Betroffenen bei der Tabakentwöhnung raten kann

mab | Gesünder essen, mehr Sport und endlich aufhören zu rauchen. Sicher steht letzter Punkt bei etlichen Deutschen auf der Vorsatzliste für das neue Jahr. Denn immerhin raucht etwa jeder vierte Bundes­bürger über 15 Jahren. Dabei wissen die meisten Raucher über die schwerwiegenden Gesundheitsfolgen gut Bescheid. Trotzdem gelingt es ihnen nur selten, sich für immer von der Zigarette zu verabschieden. Welche Tipps man den Aufhörwilligen geben kann und welchen Erfolg sich Raucher von dem seit Ende letzten Jahres erhältlichen Cytisin erhoffen können, haben wir 2021 in der DAZ für Sie thematisiert.

Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu und mit Beginn des neuen Jahres fassen viele Raucher den Vorsatz, dem Glimmstängel endlich Lebewohl zu sagen. Evidenzbasierte Empfehlungen, wie dabei am besten vorgegangen werden soll, bietet die 2021 aktualisierte Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung“ (DAZ 24, S. 34).

Neben niedrigschwelligen Angeboten wie Apps und telefonischen Beratungsstellen, die aber häufig nicht den gewünschten Erfolg bringen, wird darin auch auf medikamentöse An­sätze näher eingegangen. So soll eine Nicotin-Ersatztherapie mit Kaugummis, Pflastern, Lutschtabletten und Co. nicht nur die Entzugssymptomatik lindern, sondern auch bei erfolgreicher Rauchabstinenz diese stabilisieren. Dass das tatsächlich funktionieren kann, zeigt ein Cochrane-Review, in dem Personen mit Nicotin-Ersatztherapie gegenüber Placebo eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, ihren Konsum um mindestens die Hälfte zu reduzieren bzw. komplett mit dem Rauchen aufzuhören. Schlägt eine Monotherapie mit einem Nicotin-Ersatzpräparat nicht an, so kann Betroffenen eine Kombinationstherapie aus Pflastern und Inhalern, Lutschtabletten, Kaugummis oder Sprays empfohlen werden. Auch wenn es bisher kaum Evidenz dafür gibt, kann unterstützend zur Nicotin-Ersatztherapie immer eine verhaltensbezogene und psychosoziale Intervention hinzugezogen werden, da diese sicher keine negativen Konsequenzen mit sich bringt.

Foto: JcJg Photography/AdobeStock

E-Zigaretten besser meiden

Trotz vielversprechender Studienergebnisse wird dagegen in der Leitlinie vom Gebrauch von E-Zigaretten abgeraten, da immer noch keine ausreichenden Hinweise auf mögliche Langzeitfolgen existieren. Vielmehr stehen bei schwierigen Fällen verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Bupropion, Vareniclin (Champix®) oder das seit Ende 2020 in Deutschland erhältliche Cytisin (Asmoken®) zur Verfügung. Letzteres wird aus dem Gold­regen (Laburnum anagyroides), dessen Blätter bereits im Zweiten Weltkrieg von russischen Soldaten aus Mangel an Tabak geraucht wurden (DAZ 17, S. 28), gewonnen. Cytisin weist einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Vareniclin auf, indem es als strukturähnliche Substanz Nicotin vom α4β2-Subtyp des nicotinischen Acetylcholinrezeptors verdrängt und so die Neurotransmitterfreisetzung beeinflusst. Eine moderate Freisetzung von Dopamin soll dabei die Symptome des Nicotin-Entzugs lindern. Die Therapie erfolgt in Tablettenform in steigender Dosierung über 25 Tage. Falls nach zwei Wochen kein deutlicher Effekt spürbar ist, sollte die Therapie abgebrochen werden. Ein erneuter Versuch ist aber nach drei Monaten möglich.

Tabakentwöhnung zulasten der Krankenkasse?

Zumindest in puncto Finanzen könnte es Betroffenen möglicherweise zukünftig leichter fallen, Abstand vom Glimmstängel zu nehmen. Dem Änderungsantrag vom Juli zum Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) zufolge sollen Versicherte, bei denen „eine schwere Tabakabhängigkeit“ festgestellt wurde, künftig einen „einmaligen Leistungsanspruch“ auf die Kostenübernahme von Arzneimitteln zur Tabakentwöhnung durch die Krankenkasse erhalten. Eine Wiederholung der Entzugstherapie soll frühestens drei Jahre später möglich sein. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll nun festlegen, welche Arzneimittel unter welchen Voraussetzungen erstattet werden können. Mit der Möglichkeit zur Kostenübernahme soll auch einkommensschwachen Personen ein Anreiz gegeben werden, mit dem Rauchen aufzuhören.

Vareniclin vs. Cytisin

Dass das Prinzip von Cytisin tatsächlich funktioniert, zeigen verschiedene Studien. In einer 1:1 randomisierten Studie mit knapp 1000 Teilnehmern führte die Cytisin-Therapie innerhalb von vier Wochen in signifikant mehr Fällen (40%) zu einer kontinuierlichen Rauchabstinenz im als die Nicotin-Ersatztherapie (31%). Dagegen zeigten sich kontroverse Ergebnisse im Therapieerfolg beim direkten Vergleich von Cytisin gegenüber Vareniclin: Während in einer Studie mit 679 Probanden die kontinuierliche Abstinenzrate nach sechs Behandlungsmonaten in der Cytisin-Gruppe 12,1% und 7,9% in der Vareniclin-Gruppe betrug, waren in einer weiteren Studie mit knapp 1400 Teilnehmern 11,7% der Cytisin-Gruppe und 13,3% der Vareniclin-Gruppe nach sieben Monaten Therapie über sechs Monate tabak­abstinent. Immerhin: Unter Cytisin traten deutlich weniger Nebenwirkungen wie abnormale Träume, Schlaf­losigkeit und Übelkeit auf, die unter Vareniclin häufig berichtet werden (DAZ 36, S. 22). Falls keines dieser zugelassenen Arzneimittel zum erwünschten Erfolg geführt hat, können laut Leitlinie off-label auch Nortriptylin oder Clonidin eingesetzt werden.

Akupunktur und Co.

Untersuchungen zu ergänzenden Maßnahmen wie Akupunktur, transkranielle Magnetstimulation und transkranielle Gleichstromstimulation lieferten zum Teil uneinheitliche Ergebnisse und können laut Lautlinie nicht empfohlen werden. Da es keine Hinweise auf schädliche Effekte gibt, muss aber auch nicht davon abgeraten werden. |

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