Aus der Hochschule

Würzburger Pharmazie baut virtuelle Apotheke auf

Training für das Beratungsgespräch im „richtigen“ Leben

In Apotheken erwartet die Kundschaft eine fachkundige Beratung. Diese Kernkompetenz können Pharmaziestudierende der Universität Würzburg in einer virtuellen Apotheke einüben.

Der Arbeitsalltag in einer Apotheke ist auch davon geprägt, die Kundschaft zu beraten. Dafür ist fundiertes Wissen über die zahlreichen Medikamente und ihre Nebenwirkungen wichtig. Auch über die unerwünschten Wechselwirkungen, zu denen es zwischen Medikamenten kommen kann, müssen Apothekerinnen und Apotheker sehr gut informiert sein. Wer zum Beispiel regelmäßig Cholesterinsenker einnimmt, darf bei einer Infektion nicht jedes beliebige Antibiotikum schlucken. Sonst drohen Muskelschmerzen oder sogar Nierenversagen.

Wie man die Kundschaft gut berät, können die Studierenden der Pharmazie an der Universität Würzburg bald in einer virtuellen Apotheke trainieren. Oliver Scherf-Clavel, Juniorprofessor für Klinische Pharmazie, baut das neue digitale Lehrangebot zusammen mit studentischen Hilfskräften auf. Finanzielle Förderung dafür hat er bei der Dr. August und Dr. Anni Lesmüller-Stiftung (München) eingeworben. Diese wurde 1997 von Dr. Anni Lesmüller eingerichtet und hat das Ziel, die pharmazeutischen Wissenschaften „unter besonderer Berücksichtigung des Arzneimittels und der Aufgabenstellung des Apothekers in Geschichte und Gegenwart“ zu fördern.

Start noch im Winter­semester

Als Basis für die virtuelle Apotheke nutzt der Professor das Online-Apothekensimulationsprogramm My­Dispense. Die Monash University in Australien hat es entwickelt und kostenfrei zur Verfügung gestellt. An die Rahmenbedingungen in deutschen Apotheken wurde die Software unter der Leitung von Professor Christoph Ritter an der Universität Greifswald angepasst.

Die Greifswalder haben auch erste für Deutschland angepasste Übungen produziert. In Würzburg bauen Professor Scherf-Clavel und sein Team jetzt zahlreiche neue Beratungsfälle in das Programm ein. Noch im Wintersemester 2020/21 sollen die ersten Studierenden damit arbeiten.

Worum es in den Beratungsfällen geht? Zum Beispiel um schwangere Kundinnen, die in der Apotheke rezeptfreie Medikamente kaufen möchten. Hier können die Studierenden Schritt für Schritt und interaktiv das Kundengespräch durchlaufen. Das Programm gibt ihnen auch Feedback und erklärt zum Beispiel, warum ein bestimmter Ratschlag für die Kundin richtig war oder nicht.

Die virtuelle Apotheke ist als freiwillig zu absolvierendes Zusatzangebot für Studierende des siebten und achten Semesters konzipiert.

Foto: Oliver Scherf-Clavel / Universität Würzburg

Screenshot aus dem Apothekensimulationsprogramm MyDispense. Studierende der Pharmazie können damit Beratungsgespräche trainieren.

Rollenspiele auch in Präsenzform geplant

Digitale Lehrangebote sind in der Corona-Pandemie unverzichtbar. Sobald aber das Infektionsgeschehen wieder mehr persönliche Kontakte und Präsenzlehre erlaubt, möchte Scherf-Clavel die virtuelle Apotheke ins echte Leben holen: Studierende sollen dann an der Uni von Angesicht zu Angesicht ihre Beratungskompetenz in Rollenspielen trainieren können.

„Übungen in Präsenzform fördern die kommunikativen Kompetenzen noch einmal deutlich besser“, sagt der Professor. Die virtuelle Apotheke will er aber weiterhin erhalten und ausbauen – als digitales Trainingsfeld, auf dem die Studierenden jederzeit auch von zu Hause aus üben können. |

Prof. Dr. Oliver Scherf-Clavel, Institut für Pharmazie und Lebensmittel­chemie, Universität Würzburg

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