Arzneimittel und Therapie

Dupilumab auch für die Kleinen

Erste systemische Therapie verspricht Ruhe für juckende Kinderhaut

Der monoklonale Antikörper Dupilumab (Dupixent®) kann jetzt auch bei Kindern mit schwerer atopischer Dermatitis angewendet werden. Die Europäische Kommission hat die Zulassung entsprechend erweitert. Damit steht für Kinder erstmals eine systemische Therapie­option zur Verfügung. Dupilumab verbessert das Hautbild der Betroffenen deutlich und lindert den quälenden Juckreiz.

Die atopische Dermatitis ist eine weitverbreitete chronische Hauterkrankung. Mit 11,8% bis 13,6% aller Drei- bis Elfjährigen sind besonders Kinder betroffen [1]. Die kleinen Patienten quälen vor allem der starke Juckreiz sowie die nässenden oder verkrustenden Ekzeme. Je nach Alter sind die Symptome unterschiedlich ausgeprägt. Während Kleinkinder eher unter Kopfhaut- und Wangenekzemen leiden, sind bei Kindern über zwei ­Jahren häufig die Beugestellen und Extremitäten erfasst. Die Symptome belasten die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark. Häufig schlafen sie schlecht oder fühlen sich unglücklich und depressiv, nicht zuletzt, da sie aufgrund ihrer Haut oft gehänselt werden [2]. Das Behandlungsspektrum ist bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen deutlich eingeschränkt. Systemische Therapien fehlten bislang. Die Europäische Kommission hat nun die Zulassung des Biologikums Dupilumab (Dupixent®, Sanofi) auch auf Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren mit schwerer atopischer Dermatitis, die für eine systemische Therapie infrage kommen, ausgeweitet. Dupilumab ist ein monoklonaler Antikörper, der die Signalwege der Interleukine IL-4 und IL-13 hemmt [3]. Beide Zytokine stimulieren die Typ-2-Inflammation, die bei der Entstehung der Atopischen Dermatitis eine wichtige Rolle spielen kann. Somit greift der Wirkstoff direkt in die Entzündungs­kaskade ein [4].

Foto: Mascha Brichta – picture alliance/dpa

Deutlich gesteigerte Lebensqualität

In der zulassungsrelevanten LIBERTY-AD-PEDS-Studie mit 367 Kindern reduzierte das Medikament das Krankheitsgeschehen deutlich [5]. Im Vergleich mit Placebo erreichten nach vier Monaten fast dreimal so viele Patienten mit Dupilumab (gewichtsunabhängige Standarddosis von 300 mg alle vier Wochen) und einer Hintergrundtherapie mit topischen Corticosteroiden (TCS) eine erscheinungsfreie oder nahezu erscheinungsfreie Haut (TCS + Dupilumab: 32,8% TCS + Placebo: 11,4%; p < 0,0001). Der Schweregrad der Erkrankung wurde mit Dupilumab insgesamt deutlich reduziert. Bei knapp 70% der kleinen Patienten verbesserte sich das Hautbild um mindestens 75% (Placebo: 26,8%, p < 0,0001). Der quälende Juckreiz wurde ebenfalls deutlich gelindert. Mit Dupilumab punkteten 50,8% der Patienten um mehr als vier Punkte niedriger auf der erhobenen Juckreizskala (Peak Pruritus Numerial Rating Scale; Placebo: 12,3%; p < 0,0001). Dementsprechend besserten sich auch weichere Parameter wie die Lebens- und Schlafqualität signifikant, wenn das Medikament angewendet wurde.

Dupilumab steht als Fertigspritze zur Verfügung und wird entweder von medizinischem Fachpersonal appliziert oder nach entsprechender Schulung auch zu Hause durch eine Pflegeperson. Wie bereits in vorangegangenen Studien an Erwachsenen und Jugendlichen gezeigt, ist der Wirkstoff gut verträglich. Beobachtet wurde eine erhöhte Rate an Infektionen der oberen Atemwege, Nasopharyngitiden, Konjuktividen sowie Reaktionen an der Einstichstelle wie Schwellungen und Rötungen.

Nicht zusammen mit Lebendimpfstoffen

Die Dosierung bei Sechs- bis Elfjährigen richtet sich nach deren Körpergewicht. Bei Patienten zwischen 15 und 60 kg wird eine Anfangsdosis von je 300 mg am ersten und fünfzehnten Tag appliziert. Die Folgedosen von 300 mg werden alle vier Wochen gegeben. Nach Ermessen des Arztes kann die Dosis auch auf 200 mg alle zwei Wochen erhöht werden. Patienten über 60 kg erhalten gleich eine Anfangs­dosis von 600 mg am ersten Tag und alle zwei Wochen eine Folgedosis von 300 mg. Ernsthafte Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Allerdings darf Dupilumab nicht zusammen mit Lebendimpfstoffen oder attenuierten Impfstoffen verabreicht werden. Daher sollte der Impfstatus vor einer möglichen Therapie überprüft und gegebenenfalls aufgefrischt werden. |

Literatur

[1] Robert Koch-Institut (Hrsg.) Journal of Health Monitoring KiGGS Welle 2: Gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen. 2018, Berlin

[2] Zuberbier T et al. Patient perspectives on the management of atopic dermatitis. J Allergy Clin Immunol 2006;118:226-232

[3] Fachinformation Dupixent® 300 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze

[4] Wollenberg A et al. ETFAD/EADV Eczema task force 2020 position paper on diagnosis and treatment of atopic dermatitis in adults and children. J Eur Acad Dermatol Venereol 2020;34:2717-2744

[5] Paller AS et al. Efficacy and safety of dupilumab with concomitant topical corticosteroids in children 6 to 11 years old with severe atopic dermatitis: A randomized, double-blinded, placebo-controlled phase 3 trial. J Am Acad Dermatol 2020;83:1282-1293

Apotheker Dr. Tony Daubitz

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