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Arzneimittel und Therapie
Trotz Unterversorgung besser geschützt
Typ-2-Diabetikerinnen entwickeln seltener kardiovaskuläre Ereignisse als Männer
Personen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Das gilt für Frauen genauso wie für Männer. Gleichzeitig werden Typ-2-Diabetikerinnen im Vergleich zu Männern häufig unzureichend medikamentös behandelt, wie die Post-hoc-Analyse der randomisierten, placebokontrollierten Studie REWIND zeigt. Trotzdem kommt es bei den betroffenen Frauen nicht zwangsläufig zu einem vermehrten Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse.
Geringere Ereignisrate trotz Untertherapie
In der Erhebung wurden das Risikomanagement und das Outcome bei 9901 Typ-2-Diabetikern (46,3% Frauen) mit hoher kardiovaskulärer Gefährdung über 5,4 Jahre untersucht. Signifikant weniger Frauen als Männer (20,0 versus 41,4%) wiesen eine kardiovaskuläre Vorerkrankung auf.
Die ermittelten Befunde sind komplex: So sind Frauen hinsichtlich der kardioprotektiven Therapie offenbar benachteiligt. Denn zu Studienbeginn erhielten nur 73% der Frauen gegenüber 81% der Männer das indizierte Statin. Auch ACE-Hemmer und Sartane wurden Frauen mit entsprechender Indikation seltener verordnet als Männern (80 versus 83%). Das Gleiche galt für Acetylsalicylsäure (44 versus 58%).
Bemerkenswert ist dabei, dass Frauen, die zwar ein hohes kardiovaskuläres Risiko aber noch keine bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung vorwiesen (80% der Teilnehmerinnen), trotz dieser Untertherapie auf lange Sicht seltener als Männer (2,1 versus 3,3%) ein schweres kardiovaskuläres Ereignis erlitten – von Schlaganfällen abgesehen. Folglich kam es mit 4,9 versus 8,1% auch zu weniger kardiovaskulär bedingten Todesfällen und zu einer etwas geringeren Gesamtmortalität bei den Frauen. Allerdings war die Rate der Schlaganfälle bei Frauen im Vergleich zu Männern etwas erhöht (3,9 versus 2,7%). Insgesamt betrachtet aber war das Risiko für ein schweres kardiovaskuläres Ereignis (MACE, major adverse cardiac event) trotz der weniger konsequenten kardioprotektiven Therapie mit einer Hazard Ratio von 0,77 um rund 23% niedriger als bei Männern.
Vorteile auch noch bei bereits manifester Vorerkrankung
Auch bei Typ-2-Diabetikerinnen mit manifester kardiovaskulärer Vorerkrankung war die kardiovaskuläre Ereignisrate geringer als bei einem vergleichbaren männlichen Kollektiv: Die Hazard Ratio für MACE betrug in dieser Subgruppe 0,64, und somit resultierte eine um 36% geringere Ereigniswahrscheinlichkeit. Bedingt war dies insbesondere durch eine bei Frauen signifikant geringere Inzidenz an fatalen und nicht fatalen Myokardinfarkten (5,5 versus 9,2%, p = 0,002).
Hinsichtlich Herztod, Gesamtmortalität, Schlaganfallhäufigkeit sowie Häufigkeit einer Klinikeinweisung aufgrund einer Herzinsuffizienz waren die Ergebnisse bei Mann und Frau relativ ähnlich – mit allerdings auch in diesem Bereich leichten numerischen Vorteilen auf Seiten der Frauen.
Die Studienleiterin Dr. Giulia Ferrannini erklärt sich die Ergebnisse durch die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Pathophysiologie der Erkrankung. Sie fordert, geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei der Therapie von Typ-2-Diabetikern stärker zu berücksichtigen. |
Literatur
Ferrannini G et al. Gender differences in cardiovascular risk, treatment and outcomes: a post-hoc analysis from the REWIND-Trial. Abstract beim Jahrestreffen der European Association for the Study of Diabetes (EASD) (2021)
Ferrannini G. Women with diabetes less likely to receive comprehensive cardiovascular prevention than men, international study finds. Pressemitteilung der Diabetologia. www.eurekalert.org/news-releases/929417
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