- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 45/2021
- Lästiges Jucken bald ...
Arzneimittel und Therapie
Lästiges Jucken bald Geschichte?
Ligelizumab punktet mit überzeugender Wirksamkeit bei chronischer Urtikaria
Eine spontan auftretende Nesselsucht (Urtikaria), die mindestens sechs Wochen andauert, wird auch als chronische oder chronische spontane Urtikaria bezeichnet. Sie ist gekennzeichnet durch wiederkehrende, juckende Quaddeln und Schwellungen der Haut. Die Symptome treten ohne erkennbaren Auslöser auf. Unkontrolliert führt sie zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität.
Die Standardtherapie sieht den Einsatz von H1-Antihistaminika der 2. Generation vor. Wenn durch die Standarddosis keine ausreichende Symptomkontrolle erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit, die Dosis bis auf das Vierfache zu steigern. Ist auch unter dieser hohen Dosis keine Linderung zu verzeichnen, spricht man von Antihistamin-refraktären Nesselsucht. Dies betrifft in etwa die Hälfte der Patienten mit chronischer Urtikaria. In Deutschland ist seit 2013 der humanisierte monoklonale Antikörper Omalizumab (Xolair®) als Zusatztherapie für die Behandlung von chronischer Urtikaria bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren zugelassen. Doch nicht jeder Patient profitiert von der Behandlung.
Große Hoffnungen ruhen auf Ligelizumab (Novartis®). Auch hier handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, der laut Studien seinem Vorgänger in einigen Punkten überlegen sein soll. Sowohl Omalizumab als auch Ligelizumab binden allergieauslösende IgE-Antikörper, Ligelizumab allerdings mit deutlich höherer Affinität und länger als sein Vorgänger. Damit punktet Ligelizumab mit einer besseren Wirksamkeit und längeren Dosisintervallen.
Darüber hinaus gibt es weitere Therapieansätze, die bei der Behandlung von Antihistamin-resistenter chronischer Urtikaria in der Praxis zum Einsatz kommen. Welches Therapeutikum in welcher Dosierung für die Patienten den größten Effekt hat, wurde in einer Metaanalyse an der Pharmazeutischen Fakultät in Chiang Mai, Thailand, evaluiert. Als primäres Outcome zählten neben messbaren Veränderungen der Urtikaria-Symptome auch Patienten reported outcomes sowie die Therapieadhärenz. In die Analyse eingeschlossen wurden 23 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 2480 Teilnehmern, in denen 18 verschiedene Arzneistoffe oder Dosierungen gegen Placebo verglichen wurden. Einen positiven Effekt gegenüber Placebo zeigten Ciclosporin, Dapson, Hydroxychloroquin und Zafirlukast. Den mit Abstand größten Effekt zeigten Ligelizumab und Omalizumab. Die standardisierten mittleren Differenzen bei der Veränderung der Urtikaria-Symptome betrugen für Ligelizumab in der niedrigen Dosierung von 72 mg -1,05 [95%-KI: -1,37 bis -0,73]. Für die höhere Dosis von Ligelizumab (240 mg) betrug sie -1,07 [95%-KI: -1,39 bis -0,75]. Für Omalizumab mit einer Dosis von 300 mg -0,77 [95%-KI: -0,91 bis -0,63]. Für Omalizumab (600 mg) -0,59 [95%-KI: -1,10 bis -0,08]. Auch in den Bereichen Patienten reported outcome und Therapieadhärenz lagen beide Antikörper vorn.
Die Ergebnisse der Kollegen aus Thailand untermauern die Überlegenheit von Ligelizumab und Omalizumab (Xolair®) bei Antihistamin-refraktärer chronischer Urtikaria. Ligelizumab hat Anfang 2021 von der FDA den Status „Therapiedurchbruch“ erhalten. Aktuell laufen die Phase-III-Studien (PEARL 1 und PEARL 2) zu Ligelizumab mit 2000 Patienten in 48 Ländern. Die Ergebnisse werden noch dieses Jahr erwartet. Wenn der monoklonale Antikörper der nächsten Generation die Erwartungen erfüllt, steht einem Zulassungsantrag nichts mehr im Weg. |
Literatur
Nochaiwong S et al. Evaluation of Pharmacologic Treatments for H1 Antihistamine-Refractory Chronic Spontaneous Urticaria - A Systematic Review and Network Meta-analysis. JAMA Dermatol DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.3237
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.