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Arzneimittel und Therapie
Achtung, Infektionsgefahr!
Unter welchen Psoriasis-Therapeutika das Risiko am höchsten ist
Bei der Therapie von schweren Formen einer Psoriasis – einer chronischen Autoimmunkrankheit mit entzündlichen, schuppenden Veränderungen der Haut – spielen zunehmend immunologisch wirksame Arzneistoffe eine wichtige Rolle. Dass die gute Wirksamkeit dieser Therapeutika mit einem erhöhten Risiko für Infektionen assoziiert ist, ist bekannt. Da die meisten Wirkstoffe erst in den letzten Jahren zugelassen wurden, sind Daten zur langfristigen Anwendung Mangelware. Zudem können klinische Studien kein verlässliches Bild widerspiegeln: So werden schätzungsweise 30 bis 80% aller Psoriasis-Patienten aus verschiedenen Gründen von der Studienteilnahme ausgeschlossen. Gleichzeitig weist oftmals gerade dieses Patientenkollektiv das höchste Risiko für Infektionen auf. Ein Dilemma. Um mehr Daten zu erhalten, die das Risiko für schwere Infektionen unter den neuen Therapeutika quantifizieren, haben französische Forscher in einer Real-World-Studie verschiedene Biologika und Target-gerichtete Arzneistoffe unter die Lupe genommen (s. Kasten).
Analysierte Psoriasis-Therapeutika
TNF-alpha-Inhibitoren: Etanercept (z. B. Enbrel®), Infliximab (z. B. Flixabi®), Adalimumab (z. B. Humira®), Certolizumab (Cimzia®)
IL-12/23-Hemmer: Ustekinumab (Stelara®)
IL-17-Hemmer: Secukinumab (Cosentyx®), Ixekizumab (Taltz®), Brodalumab (Kyntheum®)
IL-23-Hemmer:Guselkumab (Tremfya®)
Phosphodiesterase-4-Hemmer: Apremilast (Otezla®)
Bundesweite Kohortenstudie
In der Kohortenstudie wurden die Daten von moderat bis schwer erkrankten Psoriasis-Patienten über einen Zeitraum von zehn Jahren ausgewertet. Die Analysen basieren auf Angaben der nationalen französischen Gesundheitsdatenbank, in der etwa 99% der französischen Bevölkerung registriert sind. Alle Patienten hatten neu entweder ein Biologikum oder ein synthetisches Therapeutikum verordnet bekommen (s. Kasten). Davor waren mindestens zwei Therapieversuche mit topischem Vitamin D innerhalb von zwei Jahren erfolgt. Patienten mit einer bestehenden HIV-Infektion, bestimmten Infektionskrankheiten oder einer früheren Krebserkrankung sowie organtransplantierte Personen wurden von der Analyse ausgeschlossen. Als primärer Endpunkt wurde das Risiko einer schweren Infektion unter Biologika oder Apremilast im Vergleich zu Etanercept ermittelt.
Adalimumab und Infliximab besonders kritisch
Insgesamt wertete die Arbeitsgruppe die Daten von 44.239 Psoriasis-Patienten aus. Innerhalb des Studienzeitraums erlitten 1656 eine schwere Infektion, die einen Krankenhausaufenthalt erforderte. Am häufigsten traten Infektionen des Magen-Darm-Trakts auf (38,9%), daneben kam es aber auch vermehrt zu Infektionen der Haut und der Lunge. Es zeigte sich, dass im Vergleich zu Etanercept das Risiko für Infektionen unter Adalimumab (gewichtete Hazard Ratio [gHR]: 1,22) und Infliximab (gHR: 1,79) am höchsten war. Ustekinumab-Anwender hatten dagegen sogar ein niedrigeres Infektionsrisiko im Vergleich zu Etanercept-Anwendern (gHR: 0,79). Kein erhöhtes Risiko für Infektionen zeigte sich dagegen unter Secukinumab, Ixekizumab, Brodalumab, Guselkumab oder Apremilast. Die Studienautoren geben jedoch zu bedenken, dass vor allem Guselkumab nur von wenigen Studienteilnehmern (1,2%) angewandt wurde. Weitere Studien müssen daher dieses Ergebnis bestätigen. Zudem zeigte sich, dass das Infektionsrisiko stieg, wenn die Personen neben den immunologischen Arzneimitteln gleichzeitig nichtsteroidale Antirheumatika oder systemische Glucocorticoide einnahmen. Die Autoren heben hervor, dass der gezielte Vergleich von verschiedenen Biologika mit Etanercept die Aussagekraft der Studie stärkt. Frühere Studien hingegen haben zum Vergleich eher nicht biologische Arzneistoffe wie Methotrexat herangezogen. Die Ergebnisse können Ärzte bei der Wahl der Medikation unterstützen, wenn bei Psoriasis-Patienten bereits ein erhöhtes Risiko für Infektionen bekannt ist. |
Literatur
Penso L et al. Association Between Biologics Use and Risk of Serious Infection in Patients with Psoriasis. JAMA Dermatol. 2021;157(9):1056–1065
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