Prisma

Die Kaffee-Sünde …

Und die Lösung aus dem Labor

Foto: KreaFoto /AdobeStock

Die Vorstellung von Kaffee im Labor klingt wenig romantisch. Die Vorstellung von Regenwald-­Rodungen aber auch nicht.

mp | Wenn es um die Umwelt geht, ­erwartet die Menschheit unbequeme Wahrheiten. Eine davon: Kaffee ist schlecht für den Planeten. Die Pflanze Coffea arabica benötigt ein spezielles Klima und Unmengen an Wasser, um zu gedeihen. Für eine Tasse Kaffee werden circa 140 Liter Wasser verbraucht. In der Nähe von Plantagen wird die Wasserqualität merklich schlechter. Weil die Nachfrage weiter steigt, roden Produzenten Regenwälder – und gefährden damit ihre eigene Existenz. Denn die Gefahr für Dürren steigt, und dem Kaffee wird es zu heiß. Schätzungen zufolge werden in 30 Jahren 88% der Kaffee-Anbaugebiete in Mittelamerika unbrauchbar sein.

Was soll man mit dieser Information anfangen? Keinen Kaffee mehr zu trinken, ist für die Wenigsten eine Option. Kraft schöpfen könnten Besorgte etwa aus der Tatsache, dass Wissenschaftler an nachhaltigen Kaffeequellen forschen. Vorreiter sind die Finnen, die weltweit pro Kopf am meisten Kaffee konsumieren. Seit den 1970er-Jahren versucht man, Kaffee aus Pflanzenzell-Kulturen herzustellen – bisher erfolglos. Doch Wissenschaftler des technischen Forschungszentrums VTT in Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands, gelang ein Durchbruch: Nach unzähligen Versuchen fanden die Skandinavier eine Zelllinie, die im Bioreaktor eine Masse produziert, die geröstet zum Kaffee­kochen verwendet werden kann. Und das Geschmacks-Gremium des VTT kam zur Erkenntnis: Die Brühe schmeckt und riecht wie Kaffee. Aber das Gremium gibt auch zu: Kaffeekochen ist eine Kunst. Und bis das Laborprodukt auch dem feinsten Gaumen mundet, muss noch viel geforscht werden. Projektleiter Heiko Rischer zeigt sich dennoch zuversichtlich. „Wir sind nur vier Jahre davon entfernt, die Produktion hochzufahren und eine Zulassung für unser Produkt zu bekommen. Wir haben bewiesen, dass Labor-Kaffee real sein kann.“ Verzichten müssen wir also vorerst auf den Kaffee nicht. Der unbequeme Teil der Wahrheit: eventuell werden wir Abstriche beim Genuss machen müssen. |

Literatur

Sustainable coffee grown in Finland. News des VTT Forschungszentrums vom 15. September 2021, www.vtttresearch.com

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