Arzneimittel und Therapie

Gegen mutierte Polio-Impfstoffviren

WHO-Notfallzulassung für neuen oralen Impfstoff

mab | Die Verbreitung der Kinderlähmung konnte seit der Einführung der ersten Schluckimpfung 1961 bis heute zu 99,9% zurückgedrängt werden. Trotzdem gibt es immer noch Bevölkerungsgruppen, die nicht durchgeimpft sind. Dadurch können sich über den Stuhl von geimpften Kindern ausgeschiedene lebende Viren in diesen Kohorten weiterverbreiten und gegebenenfalls auch wieder zu patho­genen Viren mutieren (zirkulierende Vakzine-abgeleitete Polioviren, cVDPV). Lange wurde diese Gefahr unterschätzt: Waren es 2018 noch lediglich 71 Erkrankungsfälle, die auf die mutierte Virenform zurückgeführt werden konnte, so waren es 2020 bereits 739. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich daher des Themas angenommen und erstmals einen neuen oralen Polioimpfstoff mittels einer Notfallzulassung genehmigt. Der neue Polioimpfstoff, der gegen Typ 2 der Polioviren wirkt, unterscheidet sich zum Wildtyp in fünf Stellen, sodass eine Mutation sehr unwahrscheinlich (aber nicht ausgeschlossen) ist. Grundlage der Zulassung sind zwei vor Kurzem in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studien (doi: 10.1016/S0140-6736(20)32540-X), in denen die Wirksamkeit und Un­bedenklichkeit der Vakzine nachgewiesen wurden. |
 

Literatur

First ever vaccine listed under WHO emergency use. Pressemitteilung der WHO, 13. November 2020

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