Deutscher Apothekertag 2021

Nachwuchssorgen

Ein Kommentar

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, DAZ-Chefredakteurin

Das Buhlen um die besten jungen Köpfe ist schon längst in vollem Gange. Nach dem Abschluss des Pharmaziestudiums und der Erlangung der Approbation lockt nicht nur die Industrie mit deutlich höheren Einstiegsgehältern als die öffentlichen Apotheken, auch Krankenhausapotheken können oft mehr bieten. Und so wird es nicht nur deshalb immer schwerer, freie Stellen in den Offizinapotheken mit Apothekerinnen und Apothekern zu besetzen. Auch andere akademische Berufe locken mit Einstiegsgehältern, von denen eine angestellte Apothekerin, ein angestellter Apotheker nur träumen kann.

Auf der Ebene der pharmazeutisch-technischen Angestellten sieht es keinesfalls besser aus. Im Gegenteil, hier beginnt das Problem schon damit, die Ausbildungsplätze mit jungen Menschen zu besetzen, die einen ausreichend qualifizierenden Schulabschluss haben. Der Antrag, der zum Ziel hat, den PTA-Beruf durch gezielte Maßnahmen wie zur Fort- und Weiterbildung attraktiver zu machen, ist zwar gut gemeint, wird das Problem aber nicht lösen. Zumal auch hier für die Absolventinnen und Absolventen deutlich attraktivere und besser bezahlte Ausbildungsberufe locken. Selbst mit den Pflegeberufen kann die PTA-Ausbildung nicht Schritt halten. Hier locken schon jetzt Ausbildungsvergütungen, hier sollen zukünftig deutlich bessere Gehälter gezahlt werden, eine Aussicht, die sich für den PTA-Beruf derzeit nicht bietet.

Guter Rat ist hier im wahrsten Sinne des Wortes wirklich teuer: Nur wenn dem pharmazeutischen Personal in den öffentlichen Apotheken Gehälter geboten werden, die mit denen anderer Berufe konkurrieren können, wird sich das Nachwuchsproblem lösen lassen.

Brandgefährlich ist die Diskussion rund um die Trennung von Abgabe und Beratung. Setzt sich die Ansicht durch, dass die Abgabe von „Päckchen“ billiger durch weniger qualifiziertes Personal in Super- und Drogeriemärkten sowie durch den Versand zu bewerkstelligen ist und die anspruchsvollere pharmazeutische Beratung und Betreuung losgelöst und zentralisiert angeboten werden kann, dann wäre damit das Ende der klassischen Vor-Ort-Apotheke besiegelt.

Deshalb wird jetzt alles davon abhängen, dass den Bekenntnissen der Politik zur Vor-Ort-Apotheke endlich Taten folgen. Wer es ernst meint mit der wohnortnahen Arzneimittelversorgung, wer wirklich mehr Arzneimitteltherapiesicherheit für Patientinnen und Patienten möchte, der muss endlich die Vor-Ort-Apotheken wirtschaftlich auf so solide Füße zu stellen, dass dort den Angestellten konkurrenzfähig attraktive Gehälter gezahlt werden können.

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.