Die Seite 3

Unseriös!

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Am 17. September wird wieder der Welttag der Patientensicherheit zelebriert. Dieser Tag soll vor allem ins Bewusstsein rufen, dass in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) noch vieles im Argen liegt und dringender Handlungsbedarf besteht.

Hier ist pharmazeutische Kompetenz gefragt. Das hat auch die Politik erkannt und möchte mit der Honorierung entsprechender pharmazeutischer Dienstleistungen für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit sorgen. 150 Millionen Euro schwer bzw. leicht ist der für das nächste Jahr zugebilligte Honorartopf. Doch was mit diesem Geld wie finanziert werden soll, darüber konnten sich der DAV und der GKV-Spitzenverband trotz Verlängerung einfach nicht einigen, die Schiedsstelle musste angerufen werden. Welche Dienstleistungen im Detail diskutiert wurden, bleibt ein wohlgehütetes Geheimnis. Nur so viel: Mit ihnen soll die Prävention und die Adhärenz gefördert sowie die Medikation einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Und das natürlich flächen­deckend, damit auch alle Patientinnen und Patienten davon profitieren.

Nur dass man da mit 150 Millionen Euro nicht weit kommt, wenn man für eine Analyse mindestens zwei Stunden Arbeitszeit einer approbierten Fachkraft einsetzen will, für die selbst der immer wieder kolportierte Stundenlohn von 80 Euro betriebswirtschaftlich vollkommen unterdimensioniert ist (s. S. 48).

Das wird die Verhandlungspartner sicher auch umgetrieben haben und könnte erklären, warum der GKV-Spitzenverband von einer Vergütung nach dem Gießkannenprinzip spricht, das er strikt ablehnt. Dass er regionale, wirtschaftlich schwache Apotheken auf dem Land durch die honorierten Dienstleistungen gestärkt sehen will, nicht die wirtschaftlich starken, hochfrequentierten Apotheken in den Städten, hatte er bereits im VOASG-Gesetzgebungsverfahren deutlich gemacht.

Trotzdem betont der GKV-Spitzenverband (s. a. S. 13): „An erster Stelle steht für uns neben der Prävention die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Die Apotheken sollen ihre besondere pharmakologische Kompetenz nutzen, um sämtliche Maßnahmen eines Medikationsprozesses optimal zu managen und somit die Patientinnen und Patienten bestmöglich vor Risiken bei der Arzneimitteltherapie zu schützen. Das wäre ein echter Mehrwert für die Patientinnen und Patienten und damit auch eine zusätzliche Vergütung wert.“

Was bedeutet das jetzt? Möchte der GKV-Spitzenverband, dass die wirtschaftlich starken Apotheken solche Leistungen umsonst erbringen? Oder soll dieser echte Mehrwert nur der Landbevölkerung zugutekommen?

Fakt ist, dass der Honorartopf von 150 Millionen Euro nicht für eine flächendeckende Implementation notwendiger AMTS-verbessernder Maßnahmen reicht. Doch mehr Geld möchten die gesetzlichen Krankenkassen den Apotheken wohl nicht zubilligen. Vor diesem Hintergrund den Eindruck zu erwecken, mit dem vorhandenen Geld die Apotheken in strukturschwachen Regionen stärken zu wollen und gleichzeitig das notwendige Mehr an Arzneimitteltherapiesicherheit für alle Patienten erreichen zu können, ist schlichtweg unseriös.

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