Prisma

Mehr Essen, weniger Schlaf

Auch Fruchtfliegen leiden unter sozialer Isolation

Foto: Macro Stud/AdobeStock

mab | Einsamkeit tut auf Dauer nicht gut. Das haben wir alle in den letzten Monaten lernen müssen, in denen wir uns von einem Lockdown zum nächsten gehangelt haben. Bei manchen hat sich diese Zeit neben unregelmäßigem Schlaf auch durch das ein oder andere Kilo mehr auf den Hüften bemerkbar gemacht. Dass nicht nur der Mangel an Sportangeboten zu diesem Corona-Bauch geführt haben könnte, sondern vielleicht auch molekulare Mechanismen dahinter stecken, zeigt eine vor Kurzem in „Nature“ publizierte Studie. Wissenschaftler haben an Fruchtfliegen (Drosophilae), die normalerweise ein geselliges Zusammenleben bevorzugen, die Auswirkungen einer längerfristigen Isolation getestet. Dazu sonderten sie zunächst unterschiedlich große Fruchtfliegen-Gruppen unter Reagenzgläsern über sieben Tage ab. Auch zu zweit wirkten die kleinen Fliegen noch sehr zufrieden. Erst als die Forscher einzelne Fruchtfliegen über eine Woche isolierten, zeigte sich Erstaunliches: Die Fliegen begannen weniger zu schlafen, aber gleichzeitig mehr zu fressen. Bei weiteren Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass die isolierten Fruchtfliegen eine veränderte Expression ­bestimmter Gene aufwiesen, die im Zusammenhang mit Hunger stehen. Zudem veränderte sich die Aktivität der sogenannten P2-Neuronen, die für die Schlaf- und Hungerregulierung zuständig sind. Studienautor Wanhe Li erklärt: „[...] Die P2-Neuronen scheinen mit der Wahrnehmung der Dauer der sozialen Isolation oder der Intensität der Einsamkeit verbunden zu sein, wie ein Timer, der herunterzählt, wie lange die Fliege allein gewesen ist.“ Auch andere Tiere fressen mehr und schlafen weniger, wenn sie länger alleine sind. Der Grund dafür ist unklar. Die Forscher vermuten, dass soziale Isolation möglicherweise als Indikator für eine anstehende schwierige Zeit stehen könnte. Um sich besser darauf vorzubereiten, versuchen Tier (und Mensch?) so lange wie möglich wach zu bleiben, und sich frühzeitig eine gute Speckschicht anzufressen. |

Literatur

Li W et al. Chronic social isolation signals starvation and reduces sleep in Drosophila. Nature 2021. doi: 10.1038/s41586-021-03837-0

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