Prisma

Blumiger Kompass

Warum sich Sonnenblumen stets nach Osten ausrichten

Foto: kan taengnuanjan/EyeEm/AdobeStock

us | Wer sich verlaufen hat und eine Sonnenblume findet, kann sich an ihr orientieren. Sonnenblumen (Helianthus anuus) richten ihre Blüten nämlich immer nach Osten aus. Amerikanische Wissenschaftler haben nun untersucht, was passiert, wenn man sie stattdessen nach Westen dreht. Sie säten die Blumen in Töpfen an zwei Standorten mit unterschiedlichem Klima aus: In Kalifornien, wo mediterranes Klima herrscht, und im Bundesstaat Virginia mit moderat-feuchtem Klima. Kurz bevor die Pflanzen ihre Hüllblätter öffneten, drehten die Forscher jede zweite Pflanze so, dass ihr Blütenstand nach Westen zeigte. Während der Blütezeit maßen sie die Umgebungstemperatur, die Temperatur des Blütenstandes und machten Videoaufnahmen, um die Anzahl der bestäubenden Insekten zählen zu können, die die Blumen besuchten. Sie stellten fest, dass die Blüten der ostwärts gerichteten Sonnenblumen früh am Tag signifikant wärmer wurden als westwärts ausgerichtete Pflanzen. Das führte dazu, dass nach Osten zeigende Blüten öfter von Insekten besucht wurden. Später am Tag besuchten Insekten auch die westwärts gerichteten Blumen häufiger. Von Sonnenblumen ist jedoch bekannt, dass sie ihren Pollen in den frühen Morgenstunden freisetzen. Die Wissenschaftler erwärmten einige der nach Westen gerichteten Blumen künstlich. Dadurch konnten sie die Zahl der Insektenbesuche nur wenig erhöhen. Nach Osten zeigende Blüten wiesen im Durchschnitt einen 2 cm größeren Durchmesser auf. Die Samen der nach Osten ausgerichteten Pflanzen waren außerdem rund 0,5 mm breiter und 20% schwerer als die ihrer westwärts zeigenden Artgenossen. Dieser Unterschied trat jedoch nur bei Blumen in kalifornischem Klima auf. Die Studie zeigt, was für ein empfindliches Mikroklima für eine optimale Bestäubung der Pflanzen notwendig ist. |

Literatur

Creux NM et al. Flower orientation influences floral temperature, pollinator visits and plant fitness. New Phytol. 2021 Jul 27. doi: 10.1111/nph.17627

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