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Die Katze im Sack

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Approbationsordnung für Apotheker in die Jahre gekommen ist und den Anforderungen an eine zukunftsweisende pharmazeutische Ausbildung nicht mehr gerecht wird. Die letzte Novellierung fand im Jahr 2000 statt, in der immerhin das Fach „Klinische Pharmazie“ als fünftes Prüfungsfach implementiert wurde. Schon zehn Jahre später war klar, dass diesem neuen wegweisenden Fach an zu vielen pharmazeutischen Hochschulen nur ein Schattendasein zugebilligt wurde. Weitere tiefgreifendere Änderungen wurden gefordert, um Deutschlands zukünftige Apothekerinnen und Apotheker mithilfe eines Ausbaus der Klinischen Pharmazie fit zu machen für die großen pharmazeutischen Herausforderungen, allen voran die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit.

Es folgten unzählige Diskussionen darüber, wie eine entsprechende Approbationsordnung ausgestaltet werden müsste. Doch die ABDA und die für dieses Thema zuständige Bundesapothekerkammer (BAK) standen gewaltig auf der Bremse. Immerhin fasste die BAK nach dem Deutschen Apothekertag 2019 (DAT 2019) den Beschluss, die Approbationsordnung zu novellieren. Dazu rief sie sogar einen Runden Tisch unter anderem mit Vertretern von Hochschulen, Studierenden und Krankenhausapothekern ins Leben.

Doch in guter ABDA-Tradition drang so gut wie nichts von dem nach außen, was dort diskutiert und entschieden wurde. Nur so viel: Bremse war gestern, jetzt soll Gas gegeben werden (s. S. 9). Mit einem für den DAT 2021 vorgesehenen Leitantrag des Geschäftsführenden Vorstands der ABDA und der Landesapothekerkammer Hessen soll der Gesetz- bzw. Verordnungsgeber jetzt aufgefordert werden, schnellstmöglich die Approbationsordnung noch in der nächsten Wahlperiode zu novellieren. Mit der Zustimmung zu diesem Antrag sollen die Delegierten den Weg dafür frei machen, dass diese Forderung an die Politik herangetragen werden kann. Doch wie die neue Approbationsordnung im Detail aussehen soll, darüber wurden die Delegierten wie auch die interessierte pharmazeutische Öffentlichkeit bislang nicht informiert. Mit einer Zustimmung werden die Delegierten wohl sprichwörtlich die Katze im Sack kaufen müssen.

Die Katze im Sack müssen sie auch kaufen, wenn sie für den Antrag zur Erhöhung des Budgets für pharmazeutische Dienstleistungen stimmen (s. a. DAZ 2021, Nr. 33, S. 16). Hier wissen sie schon jetzt nicht, welche Leistungen derzeit Gegenstand der Verhandlungen für den aktuellen Honorartopf sind. Wie die ABDA jetzt die Politik davon überzeugen will, mehr Geld für pharmazeutische Dienstleistungen auszugeben, ohne selbst in eigenen Kreisen zu kommunizieren, wie diese denn aussehen sollen, das bleibt ein weiteres streng gehütetes Geheimnis unserer Berufsvertretung.

Bleibt nur zu hoffen, dass die laufende Organisationsanalyse, die die Stärken und Schwächen der Institution ABDA aufdecken soll, eine Wende in der Kommunikationspolitik einläuten wird. Die Ergebnisse dieser Strukturanalyse sollten bald vorliegen – nach außen gedrungen ist auch hier nichts. Eine weitere Katze, die darauf wartet, aus dem Sack gelassen zu werden.

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