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ABDA will schnelle Novellierung der Approbationsordnung

Delegierte sollen beim Deutschen Apothekertag den Weg frei machen

mp | Pharmaziestudierende sowie Apotheker aus Offizin und Klinik fordern seit Jahren, die Approba­tionsordnung so zu novellieren, dass das Studium den wachsenden Anforderungen an die klinisch-pharmazeutische Patientenbetreuung besser gerecht wird. Die ABDA-Spitze schien bislang auf die Bremse zu treten. Nun macht sie plötzlich Druck: In einem Leitantrag für den Deutschen Apothekertag will sie die Bundesregierung auffordern, die Apothekerausbildung zügig zu erneuern. Doch wie das neue Stu­dium aussehen soll und wann eine Vor­lage bereitsteht, bleibt unklar.

Die aktuelle Approbationsordnung für Apotheker hält sich hartnäckig, genau genommen seit 20 Jahren. Pharmaziestudierende wie Bianca Partheymüller sind enttäuscht. „Die Approbationsordnung stammt aus einer Zeit, in der wir noch nicht einmal unser komplettes Genom entschlüsselt hatten“, schreibt sie in einer Kolumne auf DAZ.online. Partheymüller ist seit 2021 Beauftragte für Lehre und Studium beim Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Sie beklagt, dass die Approbationsordnung älter sei als viele Studierende und aus einer Zeit stamme, in der Apothekerinnen und Apotheker als „Schubladenzieher“ wahrgenommen wurden. Sie will im Studium Inhalte lernen, mit denen sie als Pharmazeutin den gesundheitlichen Anforderungen der Gesellschaft im 21. Jahrhundert gerecht werden kann.

Foto: NDABCREATIVITY/AdobeStock

Viel Zeit im Labor verbringen Pharmaziestudierende heute. Themen wie Arzneimitteltherapiesicherheit, Digitalisierung oder pharmazeutische Dienstleistungen kommen dabei zu kurz.

Approbationsordnung war nie im Gespräch

Doch in den letzten Jahren scheint die Novellierung der Approbationsordnung nicht im Mittelpunkt des Interesses der ABDA-Spitze gestanden zu haben. Zumindest wurde das von der Politik nicht so wahrgenommen. „In den Gesprächen, die ich in den letzten Jahren geführt habe, war vom Thema Approbationsordnung nie die Rede“, wunderte sich CDU-Apothekenexperte Michael Hennrich kürzlich im Gespräch mit der DAZ-Redaktion. Er habe in den letzten Jahren den Eindruck gehabt, dass einige Bereiche der Standesvertretung ein defensives Verständnis über die Zukunft des Apothekerberufs hätten.

Tatsächlich sollte der Deutsche Apothekertag 2019 über das Schicksal einer neuen Approbationsordnung entscheiden. Ein Antrag aus der Feder des damaligen Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), Prof. Dr. Frank Dörje, und zwei Landesapothekerkammern wollte Tempo ins Spiel bringen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sollte aufgefordert werden, eine Arbeitsgruppe mit der Erneuerung der Apothekerausbildung zu beauftragen.

Der damalige Vorstand der Bundesapothekerkammer (BAK) war jedoch dagegen. Denn so hätte die BAK keinen Einfluss darauf nehmen können, wie sich eine Arbeitsgruppe zusammensetzt. Also brachte die BAK prompt einen Ad-hoc-Antrag auf den Weg. Sie würde sich selbst darum kümmern, dass die Approbationsordnung erneuert wird. Die Präsidentin der Apothekerkammer Hessen, Ursula Funke, forderte, diesen Ad-hoc-Antrag umgehend in einen Ausschuss zu verweisen. Ohne dass eine Diskussion stattfinden konnte, stimmten die Delegierten diesem Antrag zu.

Um über ein neues Pharmaziestudium zu verhandeln, versammelten sich im Dezember 2020 dann erstmals Vertreter aller interessierten Verbände an einem Runden Tisch. Bundesapothekerkammer, Hochschullehrer, Berufsfachverbände und der BPhD: Sie alle wollen die Approbationsordnung nach ihren Vorstellungen erneuern. Was dort diskutiert und beschlossen wurde, drang nicht nach außen. Im frühen Herbst 2021 soll ein weiterer, möglicherweise letzter Runder Tisch stattfinden. Wenn sich die Verbände einigen, möchte die ABDA mit der neuen Approbationsordnung auf das BMG zugehen.

ABDA: Gesetzgeber soll schnell novellieren

Zudem will die ABDA bei der zukünf­tigen Regierung Druck machen. Der Geschäftsführende Vorstand will den Gesetzgeber dazu auffordern, „in der nächsten Wahlperiode schnellstmöglich die Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) zu novellieren“ und an das Berufsbild anzupassen. Dies ist Gegenstand eines Leitantrages, über den die Delegierten auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) 2021 abstimmen sollen. Den Antrag brachte die ABDA gemeinsam mit der Landesapothekerkammer Hessen auf den Weg. Präsidentin Funke ist heute Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer. Die ABDA will laut Antrag im Studium verankern, was die Apotheke in naher Zukunft erwartet: Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit, pharmazeutische Dienstleistungen, Arzneimittel aus dem 3D-Drucker und Digitalisierung im Gesundheitswesen. Einen Schwerpunkt sieht die ABDA im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit, gerade bei älteren und multimorbiden Patienten und den damit verbun­denen Problemen der Polymedikation. Aber auch bei anderen pharmazeutischen Aufgaben hätten sich die Anforderungen in den letzten 20 Jahren so deutlich verändert, dass sich das in der Ausbildung widerspiegeln müsse.

Bleiben soll die Struktur aus drei Staatsexamina, das Bachelor/Master-System lehnt die ABDA ab. Die Novellierung dürfe auch nicht dazu führen, dass weniger Studierende zugelassen oder betreut werden können, schreiben die Autoren in ihrem Antrag.

Auf Nachfrage der DAZ-Redaktion nennt die BAK keinen Zeitraum, bis wann ein Vorschlag des Runden Tisches für eine novellierte Ausbildung vorliegen wird, der dem BMG unter­breitet werden kann. Die Abstimmung zwischen den Fachorganisationen laufe noch, heißt es. Sie alle eine jedoch der Wunsch, „das Verfahren für die Novellierung auf Grundlage des abgestimmten Vorschlages zu initiieren und dann zeitnah umzusetzen, damit die Ausbildung schnell an die aktuellen Anforderungen an eine moderne Ausbildung der Apothekerinnen und Apotheker angepasst werden kann“.

20 Jahre vorausdenken?

Bianca Partheymüller vertritt für den BPhD die Pharmaziestudierenden in den Verhandlungen zur Erneuerung der Approbationsordnung. So sehr es sie freut, dass sich endlich etwas ändern soll – die jetzige Herangehens­weise der Standesvertretung kommt ihr halbherzig vor. „Bei den Verhandlungen am Runden Tisch haben sich die Verhandlungspartner nie gemeinsam die Frage gestellt, wohin sich der Apothekerberuf entwickeln soll.“ Für sie stellen sich beim Prozess grundsätzliche Fragen zur Pharmazie. „Nehmen wir an, dass die Approbationsordnung nur alle zwei Jahrzehnte novelliert wird – müssten wir dann nicht bei einer neuen Approbations­ordnung 20 Jahre vorausdenken?“

Wird es Diskussionen geben?

Die Autoren zwei weiterer Anträge für den Deutschen Apothekertag 2021 fordern konkrete Änderungen im Pharmaziestudium. So will die Apothekerkammer Nordrhein gemeinsame Lehrveranstaltungen mit Medizin­studierenden festschreiben. In einem weiteren Antrag fordert unter anderem die Berliner Kammerpräsidentin Dr. Kerstin Kemmritz, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pharmazie an der Universität und in Fortbildungen zu lehren.

Nicht ausgeschlossen ist, dass sich zum Apothekertag Ad-hoc-Anträge mit der Approbationsordnung beschäftigen werden. Neben dem Antrag des ABDA-Vorstandes werden die Delegierten auch über diese Anträge am 22. und 23. September 2021 abstimmen. |

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