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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Erkranken Schwangere an COVID-19, so tragen sie ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Aufgrund der limitierten Datenlage haben viele zuständigen Behörden bisher gezögert, eine generelle Impfempfehlung für Schwangere auszusprechen. In Amerika hat sich das vor wenigen Tagen geändert.
Grafik: GEMINI / AdobeStock

Wir haben im Folgenden wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.

Impfempfehlung für Schwangere in den USA

Die amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatte ähnlich wie die Ständige Impfkommission STIKO bislang gezögert, eine generelle Impfempfehlung für Schwangere auszusprechen. Im Hinblick auf die kursierende Delta-Variante und nach Auswertung aktueller Daten kommt die CDC nun zu dem Schluss, dass eine Impfung mit mRNA-Impfstoffen sowohl für Frauen mit Kinderwunsch als auch für Schwangere und Stillende empfohlen werden kann. Bei der neuesten Untersuchung an knapp 2500 Frauen, die mit Kinderwunsch oder vor der 20. Schwangerschaftswoche mit mindestens einer Dosis eines mRNA-Impfstoffes immunisiert wurden, zeigte sich ein um das Alter adjustiertes Risiko für Fehlgeburten von 12,8% (95%-Konfidenzintervall: 10,8 bis 14,8%). Laut CDC treten Fehlgeburten bei 11 bis 16% der Schwangerschaften auf. Das ermittelte Risiko für Fehlgeburten nach einer COVID-19-Impfung liegt damit im erwarteten Bereich in der Allgemeinbevölkerung. Zudem haben drei Sicherheitsüber­wachungssysteme, in denen Schwangere nach der 20. Schwangerschaftswoche geimpft worden waren, kein Sicherheitssignal gezeigt. Auch in Deutschland prüft die STIKO laufend die Sicherheitsdaten zu Impfungen an Schwangeren. Eine neue Stellungnahme wird Ende August erwartet [Pressemitteilung der CDC, 11. August 2021 und Zauche LH et al. doi: 10.21203/rs.3.rs-798175/v1].

EMA prüft Tocilizumab

Der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde EMA bewertet aktuell die Anwendung des Interleukin-6-Rezeptor-Blockers Tocilizumab (Roactemra®) bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten, die bereits mit Glucocorticoiden und zusätzlichem Sauerstoff oder künstlicher Beatmung behandelt werden. Zusammen mit den eingereichten Daten werden vier randomisierte kontrollierte Studien in die Beurteilung mit einbezogen. Voraussichtlich Mitte Oktober ist dann mit dem Ergebnis zu rechnen [Pressemitteilung der EMA, 16. August 2021].

Jeder Vierte wird erneut hospitalisiert

Deutsche Forscher haben Daten der AOK ausgewertet, um die Sterblichkeit und Rate an Wiederaufnahmen in ein Krankenhaus von ehemals hospitalisierten COVID-19-Patienten zu bestimmen. Insgesamt flossen die Angaben von 8679 Personen im durchschnittlichen Alter von 72 Jahren in die Kohortenstudie ein. Alle Teilnehmer waren zu Beginn der Pandemie zwischen Februar und April 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung hospitalisiert worden. 24,9% der Patienten verstarben innerhalb des ersten Krankenhausaufenthaltes. Nach 90 Tagen betrug die Mortalität 27,9%, nach 180 Tagen 29,6%. War der Patient über 80 Jahre alt oder während seiner Hospitalisierung invasiv beatmet worden, so stieg die Sterblichkeit nach 180 Tagen auf mehr als die Hälfte (52,3% bzw. 53%). Als Risikofaktoren für einen Tod nach der Entlassung machten die Wissenschaftler eine vorhandene Gerinnungsstörung, männliches Geschlecht sowie einen Body-Mass-Index über 40 kg/m2 ausfindig. Zudem konnte ­gezeigt werden, dass gut jeder vierte Patient (26,8%) nach der Entlassung erneut ein Krankenhaus aufsuchen musste [Günster C et al. Plos One 2021. doi: 10.1371/journal.pone.0255427].

Remdesivir ohne Nutzen

Nachdem zu Beginn der Pandemie viel Hoffnung auf Remdesivir als mögliches COVID-19-Therapeutikum gelegt wurde, hatte das Virustatikum in den vergangenen Monaten in Studien oft enttäuscht. Nun kommt auch ein Cochrane-Review, in dem fünf randomisierte kontrollierte Studien mit mehr als 7000 hospitalisierten COVID-19-Patienten ausgewertet worden waren, zu keinem vielversprechenden Schluss. So konnte Remdesivir weder im Vergleich zu Placebo noch im Vergleich zur Standardbehandlung die 28-Tage-Sterblichkeit reduzieren. Nur mit wenig vertrauenswürdiger Evidenz konnten die Autoren einen kleinen oder gar keinen Nutzen auf die Beatmungsdauer sehen [Ansems K et al. Cochrane ­Library 2021. doi: 10.1002/14651858.CD014962].

Mix & Match-Impfung überzeugt erneut

In einer prospektiven Kohortenstudie wurden an 380 Mitarbeitern des deutschen Gesundheitswesens die Sicherheit, Reaktogenität und Immunogenität einer homologen Impfserie mit Vaxzevria® (zehn bis zwölf Wochen Abstand) bzw. Comirnaty® (drei Wochen Abstand) mit denen einer heterologen Immunisierung mit Vaxzevria® gefolgt von Comirnaty® (zehn bis zwölf Wochen Abstand) verglichen. Nach der zweiten Dosis traten unter der Vakzine von Biontech/Pfizer mit 65% am häufigsten systemische Nebenwirkungen auf (homologe Vaxzevria®-Impfung 39%, heterolog 49%). Waren bei der Messung der Antikörpertiter gegen die Rezeptor-Bindungs-Domäne von SARS-CoV-2 kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Schemata erkennbar, so zeigte sich die heterologe Impfung den homologen sowohl in der Neutralisationskapazität gegen die Alpha- und Beta-Variante überlegen (geometrischer Mittelwert ID50 gegen Alpha/Beta-Variante bei heterologer Impfung: 956,6/417,1; bei homologer Vaxzevria®-Impfung 212,5/48,5 und bei homologer Comirnaty®-Impfung 369,2/72,4) als auch in der T-Zell-Antwort (mediane IFN-γ-Konzentration 4762 mIU/ml vs. 1061 mIU/ml vs. 2026 mIU/ml) [Hillus D et al. The ­Lancet 2021. doi: 10.1016/S2213-2600(21)00357-X].

Spikevax wirksamer als Comirnaty®?

Neue Varianten und mögliche Durchbruchinfektionen erfordern fortlaufende Wirksamkeitsuntersuchungen der zugelassenen COVID-19-Impfstoffe. Amerikanische Forscher haben dazu die Wirksamkeit der mRNA-­Vakzinen von Moderna und Biontech/Pfizer im Zeitraum zwischen Januar und Juli 2021 verglichen und im Preprint veröffentlicht. Ausgewertet wurden die Daten von jeweils 25.589 geimpften und ungeimpften Personen. Zu Beginn schützten beide mRNA-Vakzinen mit 86% (Moderna) bzw. 76% (Biontech/Pfizer) sowohl vor einer Infektion als auch vor Krankenhausaufenthalten aufgrund einer COVID-19-Erkrankung (91,6% vs. 85%). Nachdem im Juli die Delta-Variante die zu Beginn des Jahres vorherrschende Alpha-Variante weitestgehend verdrängt hatte, zeigte sich folgendes Bild: Zwar war bei beiden Vakzinen die Wirksamkeit gesunken (76% Moderna vs. 42% Biontech/Pfizer). Jedoch wies der Moderna-Impfstoff im Vergleich zu Comirnaty® eine zweifache Risikoreduktion für Durchbruchinfektionen auf. Zudem zeigte sich ein um 60% geringeres Infektionsrisiko nach doppelter Immunisierung mit Spikevax im Vergleich zu Comirnaty®. Größere Studien sollen diesen Hinweis auf einen möglichen Wirksamkeitsunterschied nun genauer untersuchen [Puranik A et al. medRxiv 2021. doi: 10.1101/2021.08.06.21261707]. |

 

Weiterer Beitrag des Pandemie Spezials in DAZ 2021, Nr. 33

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