Arzneimittel und Therapie

Blutdrucksenkung nicht um jeden Preis

Welche Nebenwirkungen am häufigsten unter einer antihypertensiven Therapie auftreten

Anders als vermutet, birgt eine antihypertensive Therapie keine erhöhte Sturzgefahr. Dafür steigt das Risiko für Nierenschäden und Synkopen, so das Fazit einer britischen Metaanalyse.

Der kardiovaskuläre Nutzen einer Blutdrucksenkung ist unbestritten und in zahlreichen Studien bestätigt. In den Leitlinien wurden entsprechend die empfohlenen Zielwerte in den vergangenen Jahren abgesenkt. Dies könnte aber auch mit unerwünschten Begleiterscheinungen assoziiert sein, insbesondere für gebrechliche und multimorbide Patienten. Ob und in welchem Ausmaß dies der Fall ist, wurde in einer britischen Metaanalyse untersucht. Auswertungsgrundlage waren die Daten von 58 randomisierten klinischen Studien mit mehr als 280.000 Teilnehmern. Die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei drei Jahren, in den meisten Studien wurde ein Antihypertensivum gegen ein Placebo oder keine Therapie untersucht. Der primäre Studienendpunkt subsumierte die Sturzhäufigkeit. Sekundäre Endpunkte waren ein akutes Nierenversagen, Frakturen, Hyperkaliämie und Hypokaliämie, Hypotension und Synkopen. Zusätzlich wurden die Gesamtsterblichkeit und das Auftreten schwerer kardiovaskulärer Ereignisse erfasst.

Es konnte keine Assoziation zwischen einer antihypertensiven Therapie und einem erhöhten Sturzrisiko festgestellt werden (relatives Risiko [RR]: 1,05; Daten aus sieben Studien). Auch die Zahl der Frakturen erhöhte sich nicht (RR: 0,93; Daten aus fünf Studien). Auf andere klinische Parameter hingegen wirkte sich die antihypertensive Therapie nachteilig aus. So beim Auftreten akuter Nierenschäden (RR: 1,18; Daten aus 15 Studien), Hyperkaliämie (RR: 1,89; Daten aus 26 Studien), Hypokaliämie (RR: 1,54; Daten aus zwölf Studien), Hypotension (RR: 1,97; Daten aus 35 Studien) und Synkopen (RR: 1,28; Daten aus 16 Studien). Die guten Nachrichten: Die antihypertensive Therapie verringerte die Gesamtmortalität (Hazard ratio [HR]: 0,93; Daten aus 32 Studien), die Häufigkeit von Schlaganfällen (HR: 0,84; Daten aus 17 Studien) sowie die kardiovaskuläre Sterblichkeit (HR: 0,92; Daten aus 21 Studien), nicht hingegen die Häufigkeit von Myokardinfarkten.

Diese Daten machen deutlich, dass auch eine antihypertensive Therapie individuell gestaltet werden sollte. Bevor eine blutdrucksenkende Behandlung begonnen wird, sollten Pro und Kontra sorgfältig abgewogen werden. Die Angst vor vermehrten Stürzen und Frakturen scheint nicht begründet zu sein, hingegen besteht ein erhöhtes Risiko für akute Nierenschäden und Synkopen. Dies ist vor allem bei Patienten mit schlechter Nierenfunktion zu bedenken. Ist eine antihypertensive Behandlung angezeigt, muss das Wirkstoffprofil des Blutdrucksenkers berücksichtigt werden (z. B. kein RAAS-Hemmer bei Hyperkaliämie) – also auch hier die Forderung nach einer individualisierten Therapie. |

Literatur

Albasri A, et al. Association between antihypertensive treatment and adverse events: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2021 Feb 10;372:n189. doi: 10.1136/bmj.n189

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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