Aus der Hochschule

„Wir müssen miteinander reden!“

Freiburg: Interprofessioneller Workshop für Studierende der Medizin und Pharmazie

Der Titel „… Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – Risiken und Nebenwirkungen in der Kommunikation“, steht an der Universität Freiburg für ein gemeinsames Lehrprojekt in Pharmazie und Medizin. Studierende beider Fachbereiche äußerten den Wunsch, bereits während des Studiums Kontakt zu kooperierenden Berufsgruppen aufzunehmen. Dies griffen Lehrende aus den Fachbereichen gerne auf und freuten sich über eine Förderung aus Mitteln des Studierenden-Vorschlagsbudgets der Universität Freiburg.

Kommunikation ist im Berufsalltag das Fundament für eine konstruktive Zusammenarbeit, und Missverständnisse lassen sich vorbeugen. Damit Patientinnen und Patienten von einer bestmöglichen Beratung profitieren können, ist die gegenseitige Ergänzung durch die Interaktion von Medizinern und Pharmazeuten unerlässlich. „Ziel der Veranstaltung ist, einen Dialog zu schaffen, um gegenseitige Einblicke in die jeweiligen beruflichen Vorgehensweisen zu erhalten“, so Apothekerin Petra Mußler. Wichtiger Baustein dafür ist, schon im Studium den Bezug zu realitätsnahen Situationen aus dem Berufsalltag zu ermöglichen und die Bedeutung der Kommunika­tion als Mittel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit hervorzuheben. An dieser interdisziplinäre Aufgabe beteiligten sich die Bereiche der Klinischen Pharmazie, der Pharmakologie (Medizin) und das Studiendekanat der Medizin. Als ideale Schnittstelle zwischen den Fächern der Medizin und Pharmazie wurde das Seminar zur Pharmakotherapie an Fallbeispielen mit Medikationsanalysen gewählt.

Foto: Andrey Burmakin/AdobeStock

Aufgrund der vollen Stundenpläne beider Studierenden-Gruppen ging es darum, kein „Add-on“, sondern möglichst eine Implementierung in den bestehenden Stundenplan zu generieren. Eine Aufnahme in das Curriculum der Mediziner hat Modellcharakter. Die in der Vergangenheit übliche Teilnahme von Studierenden an Visiten in unterschiedlichen Krankenhäusern war durch die COVID-19-Situation in diesem Jahr nicht realisierbar. In Anbetracht der Analogie der heutzutage meist über digitale Medien stattfindenden Kommunikation zwischen Medizinern und Pharmazeuten, bot sich das Abhalten der Veranstaltungen im Online-Format an. Die Aufgabenstellung der Medikationsanalyse wurde dieses Jahr online durch Bereitstellung von Patientenfällen aus der Pharmakologie durch Prof. Dr. Norbert Klugbauer und seine Kolleginnen und Kollegen realisiert.

Den Part zur Kommunikation erhielten die Studierenden in einem Mix aus Video-Material und live Online-Workshops mit der Kommunikationstrainerin und Psychologin Dr. Anna Ertelt-Rozier. So erlernten die Studierenden neben grundlegenden Konzepten der Kommunikation, wie beispielsweise dem 4-Ohren-Modell nach Schulz von Thun, auch hilfreiche Tipps für den Berufsalltag sowie Feedback-Regeln. Eine dieser Regeln stellt beispielsweise die ressourcenorientierte Kommunikation anstelle einer defizitorientierten dar. Theoretische Inhalte wurden im Verlauf des Workshops in praktischen Beispielen erprobt, und nun wird das Erlernte im derzeit laufenden Semester durch die Anwendung im Seminar zur Pharmakotherapie gefestigt. Das wöchentlich stattfindende Seminar beinhaltet neben der Vorstellung zuvor bearbeiteter Medikationsanalysen die Präsentationen der von den Studierenden aufgenommenen Videos und Podcasts zu Muster-Gesprächen. Durch die Gespräche in unterschiedlichen Konstellationen und Szenarien wird die Rolle von Medizinern, Pharmazeuten und Patienten erlebt. Dabei werden gezielt die Aspekte der Kommunika­tion betrachtet. Die Ergebnisse werden durch Selbstreflexion, Peer-Reviews und die Diskussion in dem Online-Seminar beleuchtet. Aufgrund der positiven Resonanz der Beteiligten und der Praxisrelevanz für die Studierenden ist eine Fortführung des neu integrierten Modells geplant. |

Elena Denzer (Studentin), Petra Mußler (Apothekerin)

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