Arzneimittel und Therapie

Neue Malaria-Vakzine wirkt

Protein-basierter Impfstoff beweist sich in Phase-II-Studie

Seit Langem wartet die Welt auf einen wirksamen Malaria-Impfstoff. Alle Blicke sind daher zurzeit auf das Präparat mit dem Namen R21/Matrix-M gerichtet. Der Impfstoff-Kandidat, der aus der Impfstoffschmiede der Universität Oxford stammt, zeigte in einer klinischen Phase-II-Studie eine Wirksamkeit von bis zu 77%.

Der Impfstoff-Boom dieses Jahr hört nicht auf: Kürzlich wurden im Journal „The Lancet“ die Daten zur Phase-IIb-Studie des Impfstoff-Kandidaten R21/Matrix-M gegen Malaria veröffentlicht [1]. Zu den Hauptautoren der Studie gehört unter anderem Prof. Adrian Hill. Er war schon Teamleiter bei der Entwicklung des SARS-CoV-2-Impfstoffs Vaxzevria.

Novavax-Adjuvanz soll helfen

R21/Matrix-M ist eine Weiterentwicklung des schon existierenden Malaria-Impfstoffs RTS,S/AS01 (Glaxo­Smith­Kline). Dieser wurde 2019 in einem Pilotprojekt zugelassen. Bislang wurden damit über 650.000 Kinder in Ghana, Kenia und Malawi geimpft [2]. Die Immunogenität von RTS,S/A0S1 ist jedoch eher gering und erreichte nicht die von der Weltgesundheitsorganisation WHO geforderte Wirksamkeit von 75%. Als Antigen wird das Oberflächenprotein Circumsporozoit des Sporozoiten genutzt, welches im Impfstoff auf die Ober­fläche von Hepatitisviren gesetzt wird. Der Sporozoit gilt als das in­fektiöse Entwicklungsstadium des Malaria-Erregers Plasmodium falciparum. Auch der neue Impfstoff zielt auf dieses Protein ab, soll jedoch mit dem Adjuvans Matrix-M (hergestellt von Novavax, Schweden) eine verstärkte immunogene Wirkung zeigen [3]. Hauptbestandteil des Adjuvans sind Saponine, Steroid-ähnliche Strukturen, die vor allem in höheren Pflanzen vorkommen und die Immunantwort, z. B. durch Anregung der T-Helferzellen, verstärken. Das Adjuvans wurde schon bei Impfstoffen gegen Influenza und COVID-19 eingesetzt. Die Malaria-Studie war jedoch der erste Einsatz bei Kindern.

Auch ein Lebendimpfstoff überzeugt

Gleich mehrere Antigene liefert ein vor Kurzem in einer Phase-I-Studie getesteter Lebendimpfstoff. Um eine Malaria-Infektion zu verhindern, bekamen die Probanden gleichzeitig eine Chemoprophylaxe mit Pyrimethamin oder Chloroquin, die die Parasiten im Leber- bzw. Blutstadium abtöten. Drei Monate nach der Impfung wurde geprüft, inwiefern die Probanden vor einer homologen Infektion (mit dem gleichen Stamm wie der des Impfstoffs) und einer heterologen Infektion geschützt sind. Bestand die Chemoprophylaxe aus Pyrimethamin, so schützte der Impfstoff nach drei Monaten sieben von acht Probanden (87,5%) vor einer homologen und sieben von neun Probanden (77,8%) vor einer heterologen Infektion. Das beste Ergebnis zeigte die Kombination mit Chloroquin: Hier waren nach drei Monaten alle sechs von sechs Teilnehmern vor einer heterologen Infektion geschützt.

Mwakingwe-Omari A et al. Two chemoattenuated PfSPZ malaria vaccines induce sterile hepatic immunity. Nature 595, 289–294 (2021). doi: 10.1038/s41586-021-03684-z

Überzeugende Ergebnisse

In der randomisierten Doppelblindstudie wurde R21 an 450 gesunden Kindern aus Burkina Faso im Alter von fünf bis 17 Monaten mit zwei verschiedenen Dosierungen des Adjuvans Matrix-M getestet. Gruppe I bekam 5 µg R21 plus 25 µg Matrix-M, Gruppe II bekam 5 µg R21 plus 50 µg Matrix-M, Gruppe III war die Kontrollgruppe und bekam eine Tollwut-Impfung. Alle drei Impfungen wurden im Abstand von vier Wochen zwischen Mai und Juni durchgeführt und damit kurz vor Einsetzen der risikoreichsten Jahreszeit für Malaria im Juli. Die Effektivität der Impfung wurde 14 Tage bis sechs Monate nach der dritten Impfdosis beobachtet. Während dieser Zeit wurden alle Probanden überwacht, sodass im Falle einer Infektion eine schnelle Behandlung gewährleistet werden konnte – besonders bei Kindern der Kontrollgruppe. Ein Jahr nach der dritten Impfung wurde eine zusätzliche Booster-Impfung durchgeführt. Die Impfung wurde generell gut vertragen: Unerwünschte Ereignisse waren unter anderem leichtes Fieber, Appetitlosigkeit oder Müdigkeit. Schwere unerwünschte Ereignisse konnten nicht mit der Impfung in Verbindung gebracht werden. Insgesamt zeigte die Impfung eine Wirksamkeit von 75%, bei der höheren Adjuvans-Konzentration bis zu 77%. Die Antikörper-Titer in Gruppe II waren doppelt so hoch wie in Gruppe I.

Weitere Studien folgen

In einer Follow-Up-Studie sowie der Phase-III-Studie wird der Impfstoff nun in fünf verschiedenen afrikanischen Ländern bei einer größeren Anzahl an Probanden und einer größeren Altersspanne weiter getestet. |

 

Literatur

[1] Datoo MS, Natama MH, Somé A, et al. Efficacy of a low-dose candidate malaria vaccine, R21 in adjuvant Matrix-M, with seasonal administration to children in Burkina Faso: a randomised controlled trial. Lancet. 2021;397(10287):1809-1818

[2] RTS,S malaria vaccine reaches more than 650 000 children in Ghana, Kenya and Malawi through groundbreaking pilot programm, Informationen der WHO, www.who.int/news/item/20-04-2021-rts-s-malaria-vaccine-reaches-more-than-650-000-children-in-ghana-kenya-and-malawi-through-groundbreaking-pilot-programme, Abruf am 05. Juni 2021

[3] Collins KA, Snaith R, Cottingham MG, Gilbert SC, Hill AVS. Enhancing protective immunity to malaria with a highly immunogenic virus-like particle vaccine. Sci Rep. 2017;7:46621

Laura Kneller, MSc Toxikologie

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