Die Seite 3

Vorgeschmack

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Zwei große Herausforderungen kommen mit den honorierten, pharmazeutischen Dienstleistungen auf uns zu. Einerseits geht es darum, zusammen mit den Krankenkassen konkrete Tätigkeiten zu finden, die in den Apotheken zukünftig erbracht werden. Andererseits muss es hierfür natürlich eine angemessene Vergütung geben.

Bis unmittelbar vor Erscheinungstag dieser DAZ-Ausgabe waren der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband aufgefordert, über erste pharmazeutische Dienstleistungen zu verhandeln. Das Ergebnis dieser monatelangen Gespräche stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest – jedenfalls wurde es bisher nicht öffentlich kommuniziert.

Ob es dabei tatsächlich zu Überraschungen kommt, bleibt abzuwarten, denn die „neuen“ Dienstleistungen werden sich höchstwahrscheinlich aus drei bekannten Gebieten rekrutieren. Erstens wird es um Tätigkeiten gehen, die die Apotheken schon heute erbringen im Rahmen der Arzneimittelabgabe, Patientenbetreuung sowie Prävention bzw. Früherkennung von Volkskrankheiten. Dafür spricht, dass die ABDA großen Wert darauf legt, dass alle Apotheken wenigstens eine der vereinbarten Tätigkeiten anbieten können. Zweitens wird es um tatsächliche Innovationen in der pharmazeutischen Versorgungslandschaft gehen, zumindest hier in Deutschland. Dazu gehören die Arbeit mit Medikationsplänen (Aktualisierungen, Analysen) sowie die aktive Begleitung von Patientengruppen in bestimmten Phasen ihrer Medikation. Schließlich werden wir uns früher oder später auch über Tätigkeiten unterhalten, die bisher zum Hoheitsgebiet der Ärzteschaft zählten und eher nicht als pharmazeutisch anzusehen sind, wie beispielsweise Impfungen oder Testungen. Beides genießt seit dem Start der Modellvorhaben bzw. seit der Corona-Pandemie bereits eine gewisse Salonfähigkeit in deutschen Apotheken.

Der Wert pharmazeutischer Dienstleistungen wird mithilfe von Parametern wie Patientennutzen, Verbesserung von Sicherheit und Wirksamkeit der Arzneimitteltherapie zu erfassen sein. Doch lange bevor solche Ergebnisse zu erkennen sind, werden Krankenkassen, Gesellschaft und Politik über den Preis der Leistungen sprechen. Dieser konkrete Betrag wird es sein, über den sich auch öffentlich ausgetauscht wird, in den Medien und natürlich auch in den Apotheken. Und es hat mit Schwarzmalerei wenig zu tun, wenn man damit rechnet, dass diese Auseinandersetzung den Apotheken eher schaden als nützen wird.

Einen Vorgeschmack erhielten die Apothekerinnen und Apotheker in den letzten Monaten, als es um die Honorierung der Maskenverteilaktion, Corona-Testungen und jüngst der Ausstellung digitaler Impfzertifikate ging. Tätigkeiten also, die den Apotheken von heute auf morgen übertragen wurden und an deren Vergütungsgestaltung sie nicht beteiligt waren. Hinzu kamen nachträgliche, politisch motivierte Honorarkürzungen. Dennoch sahen sich die Apotheken heftigen und zum Teil polemischen Debatten ausgesetzt. Auch innerhalb des Berufsstandes kam es zu lautstarken Meinungsdifferenzen.

Es scheint, als habe man sich mit den Dienstleistungen zwar eine wichtige pharmazeutische Perspektive eröffnen können. Gleichzeitig betritt man mit den konkreten Vergütungen jedoch Neuland und ein äußerst aktives Minenfeld.

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