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Overwiening: „Wir können nicht jeden Druck auffangen“
Westfalen-Lippe: Unverständnis über Honorarkürzung
Die Nachricht schlug vergangene Woche ein wie eine Bombe: Wie aus Teilnehmerkreisen der am 16. Juni tagenden Gesundheitsministerkonferenz (GMK) zu vernehmen war, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Vergütung der Apotheken für das Erstellen digitaler Impfnachweise drastisch kürzen. Ursprünglich hatte der Minister festgelegt, dass die Offizinen 18 Euro brutto je Impfzertifikat erhalten sollen. Werden die beiden QR-Codes für Erst- und Zweitimpfung in einem Rutsch erzeugt, gibt es nach aktuellem Stand 18 plus 6 Euro, also 24 Euro inklusive Umsatzsteuer für die Digitalisierung einer vollständigen Impfserie mit zwei Einzelimpfungen.
Diese Vergütungshöhe könnte nun allerdings schon zum 1. Juli fallen – und zwar auf pauschal 6 Euro je Impfzertifikat. Bei einer Infoveranstaltung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) am selben Tag kam das gar nicht gut an. Für Klaus Michels, der als Chef des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) zu Gast war, läuft das Fass nun über. „Jetzt reicht’s“, sagte er. Schon die Kürzung der Vergütung für Bürgertests von 12 auf 8 Euro sei eine „absolute Frechheit“ gewesen. „Ich gehe davon aus, dass keine Apotheken unter den Betrügern waren“, so der AVWL-Vorsitzende. Doch gerade diese treffe die Kürzung hart: Da sie häufig hochqualifiziertes Fachpersonal für diesen Service einsetzten, sei die Testung für diesen Preis für die meisten von ihnen nicht mehr machbar.
Und mit Blick auf die aktuellen Bedingungen sei auch das Ausstellen der Zertifikate für die Apotheken nicht wirtschaftlich. Denn noch spielt die Technik nicht richtig mit. Laut Michels haperte es am 15. Juni nicht am DAV-Portal, sondern am RKI-Server. Die Folge: Jeder erfolgreich ausgestellte Impfnachweis erfordere derzeit ungefähr 30 Minuten, in denen die Apotheken immer wieder versuchen müssen, den Prozess ordnungsgemäß zu Ende zu bringen, um dem Geimpften seine QR-Codes aushändigen zu können. „Dann sind 18 Euro schon eine Unverschämtheit“, wetterte Michels. Er forderte die ABDA-Chefin und Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, auf, von Berlin aus klare Worte an den Minister zu richten. „Es ist an der Zeit, Spahn öffentlich ein paar Takte zu sagen.“
Overwiening: „Das geht so nicht!“
Overwiening nannte den Vorstoß eine „heftige Sache“. Sie kündigte an, die ABDA werde sich „deutlich dagegen positionieren“. Zur Apothekenvergütung finde derzeit eine Neiddebatte statt, die Spahn unter Druck setze. „Aber wir können nicht jeden Druck auffangen, den der Minister abkriegt.“ Nun gelte es zunächst auszuloten, wie weit man gehen wolle. „Ich kann Spahn natürlich sagen: Wenn die Vergütung gekürzt wird, fordere ich die Apothekerschaft auf, keine digitalen Impfzertifikate mehr auszustellen.“ In jedem Fall werde sie sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es nicht zu einer solchen Honorarkürzung komme. „Das geht so nicht!“ |
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