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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Die Angst, dass COVID-19-Impfstoffe Männer unfruchtbar machen könnten, haben Forscher nun widerlegt. Dagegen sind Schwellungen der Lymphknoten nach der zweiten Dosis normal – eine durchgeführte Impfung sollte dementsprechend vor einer Mammografie-Untersuchung dem Arzt mitgeteilt werden.

Wir haben im Folgenden wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.

Grafik: GEMINI / AdobeStock

Infektion mit Delta-Variante ähnelt schwerer Erkältung

Anders als eine Infektion mit dem Wildtyp von SARS-CoV-2, die sich durch Symptome wie Fieber, trockenen Husten sowie Geruchs- und Geschmacksverlust bemerkbar macht, klagen Personen, die sich mit der ­Delta-Variante infiziert haben, vor­wiegend über Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Rhinorrhoe. Dies geht aus den Auswertungen der „Zoe COVID Symptom Study“ hervor, in der Erkrankte in dem stark von der Delta-Variante getroffenen Großbritannien ihre Symptome per App dokumentiert hatten. Dieser Umstand macht es Betroffenen schwierig, eine SARS-CoV-2-Infektion von einer normalen Erkältung zu unterscheiden. Laut Studienleiter Prof. Tim Spector sollte im Zweifel ein Test auf SARS-CoV-2 durchgeführt werden, um eine Weiterverbreitung der Delta-Variante zu ­verhindern [www.bbc.com/news/health-57467051, Abruf am 21. Juni 2021].

Dritte Dosis schützt Immunsupprimierte

Aufgrund der immunsuppressiven Therapie fällt die Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe trotz zweimaliger Impfung bei organtransplantierten Personen deutlich geringer aus als beim Rest der Bevölkerung. Wissenschaftler haben vor Kurzem untersucht, welchen Benefit eine dritte Dosis für diese Patientengruppe haben könnte, und haben die Ergebnisse im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht. In die Studie wurden 30 organtransplantierte Personen im durchschnittlichen Alter von 57 Jahren einbezogen. Alle Teilnehmer waren zu Studienbeginn bereits zweimal mit einer mRNA-Vakzine immunisiert worden (57% Biontech/Pfizer, 43% Moderna). Die immunsuppressive Therapie bestand bei 25 Probanden aus Tacrolimus bzw. Cyclosporin und Mycophenolat. 24 Probanden nahmen zusätzlich Glucocorticoide ein. Neun Tage vor der dritten Dosis wiesen 24 Studienteilnehmer negative und sechs Teilnehmer nur einen niedrig positiven Antikörper-Status auf. Etwa 67 Tage nach der zweiten Dosis erfolgte dann die dritte Impfung: ­Dabei wurde bei 15 Personen ein ­heterologes Impfschema mittels der Ad26.COV2.S-Vakzine von Johnson & Johnson durchgeführt. Die übrigen Personen wurden nach homologem Impfschema entweder mit der Moderna-Vakzine (neun Teilnehmer) oder Comirnaty® (sechs Teilnehmer) geboostert. Und es scheint zumindest teilweise funktioniert zu haben: Bei den sechs Patienten, die zuvor niedrige Antikörper-Titer aufgewiesen hatten, konnten nun hohe Spiegel nachgewiesen werden. Bei den Teilnehmern, die zuvor gar keine Antikörper gebildet hatten, waren immerhin bei sechs (25%) hohe Titer und bei zwei (8%) niedrige Titer nachweisbar. Bei den übrigen Probanden waren die ­Antikörper-Titer nach wie vor negativ. Die Impfreaktionen fielen mild bis moderat aus. Eine Beteiligung anderer möglicher Immunsystemkomponenten (z. B. T-Zellantwort, B-Gedächtniszellen) wurde nicht ausgewertet [Werbel WA et al. Annals of Internal Medicine 2021. doi: 10.7326/L21-0282].

Geschwollene Achsellymph­knoten nach COVID-19-Impfung

Etwa jeder Vierte entwickelt nach der zweiten Impfung mit einer mRNA-Vakzine eine deutliche Schwellung der Achsellymphknoten. Das berichtet die Forschungsgruppe um Adin et al. Sie hatten die Computertomografie- und Positronenelektronentomografie-Scans von 68 Patienten nach einer COVID-19-Immunisierung mittels mRNA-­Vakzine (Moderna oder Biontech/Pfizer) unter die Lupe genommen. Im Durchschnitt zehn Tage nach der ersten Dosis hatten 13% der Probanden einen reaktiven axillären Lymphknoten entwickelt, nach der zweiten waren es bereits 26%. Eine vorherige Impfung gegen SARS-CoV-2 sollte daher von Patienten dem behandelnden Arzt bei einer Mammografie- oder PET-Scan-Untersuchung berichtet werden [Adin ME et al. JAMA Oncology 2021. doi:10.1001/jamaoncol.2021.1794].

Gute Behandlungserfolge mit Tofacitinib

Nach Baricitinib wurden nun auch mit Tofacitinib als zweiten Januskinase-Inhibitor vielversprechende Behandlungserfolge bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten gemeldet. 289 hospitalisierte COVID-19-Patienten hatten in 15 brasilianischen Krankenhäusern 1 : 1 randomisiert über zwei Wochen bzw. bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus entweder zweimal täglich 10 mg Tofacitinib oder Placebo erhalten. Nach 28 Tagen hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant weniger Patienten, die den JAK-Inhibitor bekommen hatten, ein Atemver­sagen erlitten oder waren verstorben (18,1% vs. 29%; Risiko-Reduktion: 0,63; p = 0,04). Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf (14,1% vs. 12% in der Placebogruppe). Tofacitinib (Xeljanz®) ist zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, Psoriasis sowie einer Colitis ulcerosa zugelassen und unterbindet die Signalweiterleitung von Zytokinen [Guimarães PO et al. NEJM 2021. doi: 10.1056/NEJMoa2101643].

Keine Angst vor Unfruchtbarkeit!

Ein Grund, warum sich einige ­Menschen aktuell nicht mit einer mRNA-Vakzine impfen lassen wollen, ist, dass sie einen potenziell negativen Effekt der Impfung auf die Fruchtbarkeit befürchten. Um diesem Verdacht nachzugehen, haben Forscher die Spermienqualität (Volumen, Konzentration, Motilität und Gesamtzahl beweglicher Spermien) von 45 Männern im durchschnittlichen Alter von 28 Jahren vor und nach einer mRNA-Impfung (Moderna und Comirnaty®) bestimmt. Vorab wurden alle Männer auf Unfruchtbarkeit untersucht. Auch acht Männer mit Oligospermie (Spermienkonzentration < 15 Millionen/ml) wurden in die Studie eingeschlossen. Etwa 70 Tage nach der zweiten Dosis zeigte sich, dass sowohl die Konzentration (von 26 auf 30 Millionen/ml) als auch die Gesamtzahl beweglicher Spermien (von 36 auf 44 Millionen/ml) leicht gestiegen waren. Das war auch bei sieben der Männer mit ursprünglicher Oligospermie der Fall, bei einem blieb diese bestehen [Gonzales DC et al. JAMA Network 2021. doi:10.1001/jama.2021.9976].

Bandwurmmittel gegen SARS-CoV-2?

Um sich der Antwort des Immunsystems zu entziehen, schalten Viren häufig gezielt Stoffwechselprozesse in den menschlichen Wirtszellen aus. Welche das bei SARS-CoV-2 sind, haben Forscher des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) an der Charité Berlin und der Universität Bonn herausgefunden. Ihren Angaben zufolge drosselt SARS-CoV-2 einen Recycling-Mechanismus in der Wirtszelle, bei dem normalerweise beschädigtes Zellmaterial und Abfallprodukte abgebaut werden, um neue Zellstrukturen produzieren zu können. Die Wissenschaftler vermuten, dass dieser als „Auto­phagie“ bezeichnete Prozess auch zur Abwehr von Viren genutzt wird. Sie haben sich daher auf die Suche nach Substanzen gemacht, die diesen Mechanismus ankurbeln und dadurch eine verbesserte Immunantwort gegen SARS-CoV-2 induzieren. Und sie sind fündig geworden: Neben den körpereigenen Stoffen Spermidin und Spermin, die beide in vitro die Virusproduktion um 85% bzw. 90% senkten, konnte das auch für einen in der Forschung befindlichen Krebsarzneistoff (MK-2206) gezeigt werden. Da allerdings hohe Konzentrationen an Spermidin/Spermin notwendig sind und sich MK-2206 noch in der Forschung befindet, wollen sich die Forscher auf den vierten potenziellen Kandidaten bei zukünftigen klinischen Studien konzentrieren: Es handelt sich um den zur Bandwurm-Therapie zugelassenen Wirkstoff Niclosamid, der die Produktion infektiöser SARS-CoV-2-Viren um mehr als 99% senkte. In einer Phase-II-Studie (NICCAM) soll das Bandwurmmittel nun in Kombination mit Camostat untersucht werden. Letzteres ist in Japan für die antiinflammatorische Therapie der Bauchspeicheldrüse und Speiseröhre zugelassen und hat in präklinischen Studien die Vermehrung von SARS-CoV-2 reduziert [Pressemitteilung der Charité Berlin, 21. Juni 2021]. |

 

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