Pandemie Spezial

Vorteile für heterologes Impfen

Überzeugende Immunantwort nach Vaxzevria gefolgt von Comirnaty®

cel | Sollte künftig nach einer Erstimpfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria von AstraZeneca mit einem mRNA-Impfstoff geboostert werden? Eine Studie der Universität des Saarlandes spricht dafür.
Foto: Stimmungsbilder/AdobeStock

Vielversprechendes Impfschema. Mit einem heterologen Impfschema bestehend aus Vektor-und mRNA-Impfstoff könnte die Immunantwort optimiert werden.

Viele unter 60-Jährige, die aufgrund der ersten STIKO-Empfehlungen zunächst mit Vaxzevria geimpft worden sind, erhielten nach Bekanntwerden thrombotischer Komplikationen als Zweitimpfung den mRNA-Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer. Entsprechende Daten zur Wirksamkeit dieser heterologen Impfung werden derzeit noch generiert. Die Studien laufen, doch mittlerweile haben Wissenschaftler erste Daten zur Sicherheit und auch zur Wirksamkeit bekannt gegeben: So scheint Ergebnissen der Com-COV-Studie zufolge eine Prime-Boost-Impfung mit gemischten (heterologen) Impfserien (Vaxzevria plus Comirnaty® oder Comirnaty® plus Vaxzevria) zu mehr systemischen Nebenwirkungen zu führen, als wenn Teilnehmer zweimal den gleichen Impfstoff erhalten. Wirksamkeitsdaten aus der Com-COV-Studie fehlen derzeit noch. Doch veröffentlichten spanische Wissenschaftler erste Daten zur Wirksamkeit bei gemischten Impfserien: Die vorläufigen Ergebnisse aus CombivacS deuten darauf hin, dass die Immunantwort nach heterologer Impfserie verstärkt ist und eine Impfkombination aus AstraZeneca- und Biontech/Pfizer-Impfung besonders gut schützen könnte. Entgegen ihren Kollegen der Universität Oxford (Com-COV-Studie) konnten die spanischen Wissenschaftler nach heterologer Impfserie auch keine erhöhte Nebenwirkungsrate feststellen. Nun füllt sich der Pool an Informationen zu heterologen Impfserien weiter – dieses Mal mit Daten aus Deutschland: „Besonders deutliche Immunantwort bei der Impfstoffkombination von AstraZeneca und Biontech“, titeln Wissenschaftler der Universität des Saarlandes. 250 Teilnehmer erhielten entweder zwei Impfungen mit Vaxzevria, zwei Impfungen mit Comirnaty®, eine Kombination aus Vaxzevria und Comirnaty® (Impfabstand 9 bis 12 Wochen) oder zwei Dosen des COVID-19-­Impfstoffs Moderna oder eine Kombination aus AstraZeneca und Moderna. Untersucht wurde die Immunantwort zwei Wochen nach einer abgeschlossenen Impfserie.

Waren die Teilnehmer zweimal mit Biontech/Pfizer oder gemischt – erst mit AstraZeneca, dann mit Biontech/Pfizer – geimpft worden, entwickelten sie zehnmal mehr Antikörper als zweifach mit AstraZeneca Geimpfte. Bei den neutralisierenden Antikörpern soll die kombinierte Impfstrategie sogar noch leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung zeigen. Ausgewertet wurde auch eine weitere wichtige Komponente der Immunreaktion – die T-Zell-Antwort mit natürlichen Killerzellen (NK). Am stärksten aktivierte in der saarländischen Studie die heterologe Impfserie mit Vaxzevria und Comirnaty® die Bildung von natürlichen Killerzellen. Auch eine zweifache Impfung mit der Biontech/Pfizer-Vakzine stimulierte die NK-Zell-Antwort gut – und besser als eine zweifache Vektorimpfung mit AstraZeneca.

Das bedeute aber nicht, dass die zweifach mit AstraZeneca Geimpften keinen ausreichenden Schutz auf­wiesen, betonte die Studienleiterin Prof. Dr. Martina Sester in der Pressemitteilung.

Künftig besser heterolog?

Noch sind die Ergebnisse der Saarländischen Studie nicht wissenschaftlich begutachtet und in einem Fachjournal veröffentlicht. Dafür wollen Sester und ihr Team die Daten auch noch genauer analysieren. Doch könnten ihre Ergebnisse – so auch andere Forscherteams gleiche Ergebnisse fänden – Anstoß sein, „intensiv über eine Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoffen“ nachzudenken. Vor allem auch für vorerkrankte Menschen könnte vielleicht spätestens bei einer dritten Impfung heterolog geimpft werden, um eine „möglichst breite Immunreaktion des Körpers“ zu erzeugen, so Sester. |

Literatur

Pressemitteilung der Universität des Saarlandes vom 7. Juni 2021 https://www.uni-saarland.de/universitaet/aktuell/news/artikel/nr/23581.html

 

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