Prisma

Dem Parasit sei Dank!

Von Bandwurm befallene Ameisen leben länger

Foto: puckillustrations/AdobeStock

us | Ameisenköniginnen können mehrere Jahrzehnte alt werden – für Insekten ein geradezu biblisches Alter. Die Arbeiter dagegen werden selten älter als einige Monate. Wenn sie die Kolonie verlassen, um Futter zu suchen, begeben sie sich in Gefahr, selbst als Futter zu enden, sich mit Krankheiten zu infizieren oder Para­siten ins Nest einzuschleppen. Einer dieser Parasiten, der Bandwurm Ano­motaenia brevis, für den die Ameisen als Zwischenwirt dienen, hat jedoch einen lebensverlängernden Effekt auf die infizierten Arbeiter. Das geht aus einer Publikation von Forschern des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns in Köln hervor. Die Wissenschaftler untersuchten infizierte und nicht infizierte Kolonien aus mitteldeutschen Wäldern über einen Zeitraum von drei Jahren im Labor. Über 95% der nicht infizierten Arbeiter starben innerhalb der drei Jahre, während gut die Hälfte der infizierten Tiere noch am Leben war. Den Preis dafür bezahlen nicht infizierte Mitglieder der parasitierten Kolonie. Im Vergleich zu Tieren einer vollständig parasitenfreien Kolonie zeigten sie eine erhöhte Mortalität. Infizierte Ameisen blieben oft inaktiv und erhielten mehr Pflege und Futter von ihren Artgenossen als gesunde Tiere. Ein Grund hierfür könnte im Duft zu finden sein, mit dem Ameisen kommunizieren. Mit Bandwurmlarven befallene Tiere zeigen ein verändertes Kohlenwasserstoffprofil, das sie für ihre Kameraden äußerst attraktiv wirken lässt. Verbringt eine infizierte Ameise ein langes Leben wohlgenährt und faul in ihrem Nest, erhöhen sich die Chancen, dass die Bandwurmlarven ihren Lebenszyklus vollenden können. Ihre Endwirte sind nämlich Spechte, und die suchen gerne in Hohlräumen von morschem Holz nach fetten Insekten zum Fressen. |

Literatur

Beros S et al. Extreme lifespan extension in tapeworm-infected ant workers. R Soc Open Sci. 2021;8(5):202118. doi: 10.1098/rsos.202118

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