Die Seite 3

Vertane Chance

Dr. Thomas Müller-Bohn, DAZ-Redakteur

Wenn diese DAZ erscheint, ist der diesjährige Tag der Apotheke bereits Vergangenheit. Zur Einstimmung auf den 7. Juni hatte die ABDA am Freitag voriger Woche eine Pressekonferenz veranstaltet – mit dem Titel „Das E-Rezept kommt“. Nicht gerade fantasievoll nutzte sie denselben Slogan, den DocMorris schon 2019 verwendet hat. Inhaltlich mühte sich ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening redlich, einige Missverständnisse zur Arbeit der Apotheken auszuräumen. Sie mahnte, Kampagnen von Marktbeteiligten nicht mit allgemeinen Informationen über das E-Rezept zu verwechseln. Das ist richtig und wichtig, aber etwas mehr Marketingdenken hätte auch der ABDA nicht geschadet. Mir fehlte eine offen­sive Botschaft dazu, was die Apotheken den Patienten zum E-Rezept bieten werden. Die Erklärungen zur Funktionsweise blieben im Formalen stecken. Auch an die Politik gab es kein Signal. Die ABDA hat erklärt, dass das Honorar für die Impfstoffversorgung zu niedrig ist, der Öffentlichkeit aber keine Details zur finanziellen Unterdeckung präsentiert. In einer Zeit, in der jede Fußnote zum Impfen zur Schlagzeile wird, war das eine verpasste Gelegenheit. Warum scheut die ABDA vor einer öffentlichkeitswirksam vorgetragenen Forderung zum Impfstoffhonorar zurück? Fürchtet sie den Bundesgesundheitsminister? Wie sollen die Honorarforderungen zur Arzneimittelversorgung jemals vorankommen, wenn die ABDA nicht einmal eine solche Chance nutzt?

Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand dagegen eine von der ABDA in Auftrag gegebene repräsentative Befragung zum E-Rezept (s. S. 10). Das ist demnach bisher kaum bekannt. Doch wer die Studie liest, dürfte an einer entscheidenden Stelle eher zusätzlich verwirrt werden. Dort wurde gefragt, ob Patienten ihre E-Rezepte beim Arzt ausdrucken lassen oder elektronisch in die Apotheke senden würden. Doch das Ausdrucken wird wohl eher eine Notwendigkeit, solange die elektronische Identifizierung der Patienten technisch scheitert. Als wichtigste Option erscheint dagegen die hier fehlende dritte Möglichkeit: mit dem E-Rezept-Zugangscode auf dem Smartphone in die Apotheke zu gehen. Denn das liegt der Gewohnheit am nächsten. Nach dem Gang in die Apotheke wurde aber nur als Alternative zu Botendienst und Versand gefragt. Doch die entscheidende Botschaft hätte sein können: Kommen Sie mit Ihrem Rezept direkt in die Apotheke vor Ort, egal ob Papierrezept oder E-Rezept! Wir kümmern uns auch um die Technik. – Weniger technikaffine Patienten sollten erfahren, dass sie auch mit dem Smartphone in die Apotheken gehen können und nichts vorher senden müssen. Das entlastet die Apotheken vorläufig auch von der Frage, wie die Verfügbarkeit bei Austauschmöglichkeiten zu beantworten ist.

So hat die ABDA mal wieder einen Termin abgehakt und eine Chance auf mediale Aufmerksamkeit vertan. Die wirksamste Öffentlichkeitsarbeit für die Apotheken vor Ort leisten die Apotheken weiterhin selbst – am Tag der Apotheke und an jedem anderen Tag.

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