Foto: destillat/AdobeStock

Beratung

Für immer und ewig

Mit optimaler Tattoo-Pflege hält die Farbe lebenslang

Ob eine Schlange auf dem Oberarm oder eine Rose auf der Schulter, ob Watercolor oder Fineline, ob Letterings oder ein schlichter Schriftzug – vom Schlüsselbein bis zu den Zehenspitzen liegen Tattoos stark im Trend. In Deutschland ist etwa jeder Zehnte tätowiert. Doch jedes neue Tattoo geht unter die Haut und benötigt eine passende Wundversorgung, regelmäßige Pflege und einen guten Sonnenschutz. Sonst können aus schönen Motiven auf der Haut leicht Infektionen entstehen. Auch dem Tattoo-Aging gilt es vorzubeugen. Dann bleiben Farbintensität und Leuchtkraft lange erhalten.

Beim Tätowieren werden die Tattoo-Farben wiederholt mit feinen Nadeln bis zu zwei Millimeter tief in die Haut gestochen – durch die Epidermis hindurch bis in die darunterliegende Dermis. Viele Studios arbeiten heute mit Tätowiermaschinen, die auf eine Frequenz von bis zu 10.000 Stichen pro Minute kommen. Die handelsüblichen Tattoo-Farben bestehen im Wesentlichen aus Pigmenten und Suspensionsmitteln als Trägerflüssigkeit. Diese kann Verdicker und Konservierungsstoffe enthalten. Insgesamt wird eine Vielzahl an Einzelsubstanzen benutzt [1, 2].

Was passiert mit der Tattoo-Farbe nach dem Stechen?

Je nach Tätowierungsvorgang und gestochener Tattoo-Farbe schwankt die Menge des Farbpigments, die in der Haut verbleibt. Innerhalb kurzer Zeit kann sich die ursprüngliche Konzentration der Pigmentpartikel um bis zu 80% reduzieren. Denn während sich die größeren, nicht transportfähigen Farbpigmente in der Dermis einlagern, werden die kleineren Farbpar­tikel sowie die löslichen Bestandteile bereits über das Lymphsystem abtransportiert oder mit dem Wund­sekret ausgewaschen. Gut zu wissen also: Klebt am Wundverband Tattoo-Farbe, ist das ganz normal und kein Anlass zur Sorge. Auch Farbanteile, die beim Tätowieren automatisch in die Epidermis gelangt sind, gehen mit dem natürlichen Hauterneuerungsprozess wieder verloren. Entsprechend der Zellteilung dauert das ca. drei bis vier Wochen [1].

Wie reagiert die Haut beim Tätowieren?

Da viele einzelne Einstiche der Tätowiernadeln sowohl die Epidermis als auch die darunterliegende, durchblutete Dermis verletzen, reagiert die Haut häufig mit Juckreiz, Hautrötungen, Ödemen und Brennen. Bei einer normal ablaufenden Wundheilung des Tattoos tritt für ca. 24 Stunden im Wundbereich vermehrt Wund­sekret aus. Dadurch versucht der Körper, die Wunde zu reinigen und Fremdstoffe und Bakterien auszuspülen. Die gestörte Hautbarriere führt zu einem erhöhten transepidermalen Wasserverlust sowie zu einem steigenden Infektionsrisiko. Um die Wundheilung zu fördern, die Hautbarriere wieder herzustellen und Komplikationen wie Wundinfektionen oder Narbenbildung zu vermeiden, ist die richtige Versorgung des Tattoos wichtig. Mit der passenden Pflege bleibt die Haut geschmeidig. Außerdem bilden sich keine Verkrustungen, die Teile der Farbe mit abtragen können. Somit entstehen keine Farblücken im Tattoo [1, 3].

Das 1 × 1 der Tattoopflege

Direkt nach dem Stechen wird das Tattoo im Studio mit einem Wundgel (z. B. Tyrosur® CareExpert Wundgel, BepanGel®) versehen und mit Frischhaltefolie oder alternativ mit einem speziellen wasserdichten, aber atmungsaktiven Folienwundverband (z. B. Suprasorb® F Folienverband, TegadermTM Film, TattooMed® Protection Film 2.0) gegenüber reibender Kleidung sowie Keimen geschützt. Anders als Frischhaltefolie kann der Folienverband – je nach Angaben der Hersteller – über einen Zeitraum von 24 Stunden bis hin zu vier Tagen auf der Haut verbleiben. Nach Entfernung des Wundverbands oder der Folie wird die frische Tätowierung vorsichtig unter lauwarmem Wasser – ohne Waschlappen – abgewaschen. Ein Abtupfen ist nach Möglichkeit zu vermeiden, zumindest sollte das verwendete Tuch nicht fusseln. Geeignet sind zum Beispiel sterile Kompressen oder Küchenpapier. Ab dem vierten Tag ist die äußerste Hautschicht, die Epidermis, wiederhergestellt. Jetzt steht Heilung ganz oben auf der Agenda. Experten empfehlen regelmäßiges Cremen der tätowierten Hautareale, mindestens dreimal täglich – je nach Hauttyp und beanspruchter Hautstelle auch bis zu sechsmal pro Tag. Ein Wundgel, eine Heilsalbe oder eine spezielle Tattoo-Creme unterstützen die Haut bei der natürlichen Regene­ration und fördern den Wieder­aufbau der Hautbarriere. So kann das Tattoo schneller und leichter abheilen [3].

Die richtige „Tattoo-Creme“

Doch immer wieder stellt sich die Frage: Welche Creme ist für ein Tattoo geeignet? Grundsätzlich gilt: ein Produkt mit weicher Konsistenz wählen, das sich leicht auf der empfindlichen Haut verteilen lässt, eine kleine Portion eventuell vorher zwischen zwei Fingern erwärmen, Pflege nur mit sauberen Händen in dünner Schicht auftragen. Bewährt haben sich vor allem Präparate mit dem Wirkstoff Dexpanthenol (z. B. Pegasus Pro Tattoo Creme, Skin Stories® Tattoo Rapid Repair Balsam, Bepanthen® Wund- und Heilsalbe). Dexpanthenol wirkt wundheilungsfördernd und antiinflammatorisch. Es trägt zur Regeneration geschädigter Haut bei, indem es die Produktion humaner dermaler Fibroblasten und epidermaler Keratinozyten fördert und somit die Bildung von neuem, gesundem Hautgewebe beschleunigt. Zudem werden die Hautschutzbarriere und das Feuchthaltevermögen der Haut gestärkt [4].

Ein besonderer Vorteil gegenüber anderen Tattoo-Cremes ist, dass die Bepanthen® Wund- und Heilsalbe in einer Studie explizit zur Nachsorge von Tätowierungen getestet wurde. Hier zeigte sich nicht nur, dass die Salbe die Hautbarriere wieder komplett herstellen konnte (gemessen am verringerten Wasserverlust über die Haut), die Tattoos heilten auch bei allen Teilnehmern unkompliziert ab [5, 6].

Was ist dran an den Spezial­produkten zur Tattoo-Pflege?

Nach abgeschlossener Wundheilung reicht die tägliche Pflege mit einer milden, feuchtigkeitsspendenden Bodylotion aus, um die tätowierten Stellen langfristig vor dem Verblassen und Verwischen zu schützen. Alternativ stehen spezielle Tattoo-Pflegeprodukte zur Verfügung (z. B. Skin Stories® Tattoo Daily Lotion, TattooMed® Daily Tattoo Care). In letzter Zeit ist ein vermehrtes Aufkommen dieser Produkte festzustellen. Sie werden beworben mit zahlreichen Versprechen und kommen mit aufwendigen Designs und höheren Preisen als herkömmliche Produkte daher. Zudem laden sie oftmals dazu ein, den nicht-tätowierten Teil der Haut zu vernachlässigen oder weniger intensiv zu pflegen. Doch nicht nur die tätowierten Hautareale benötigen regelmäßige Pflege, sondern auch die übrige Haut.

Sonne tanken mit Tattoos: Geht das?

Tätowierte Haut ist extrem sonnenempfindlich. Vor allem frisch gestochene Motive brauchen ganz besonderen Schutz, für sechs bis acht Wochen ist ein Sonnenbad tabu. Zu beachten ist auch: Direkte Sonneneinstrahlung auf dem Tattoo vermeiden, am besten lockere Kleidung darüber tragen. Mancher Tätowierte mag seine Tätowierung zwar als permanenten Sonnenschutz betrachten, doch selbst wenn die gestochenen Motive teilweise UV-Licht absorbieren, ist ein Tattoo-Sonnenschutzprodukt das A und O. Hier gilt: Vor dem Sonnenbad das Tattoo immer großzügig eincremen mit einem hohen bis sehr hohen Lichtschutzfaktor (LSF 30 bis 50+). Daran denken, nach dem Baden, Schwitzen und Abtrocknen wieder nachzucremen – nur so kann der hochwirksame Schutz aufrecht erhalten werden. Nach dem Sonnenbad eine Feuchtigkeitspflege benutzen (z. B. TattooMed®After Sun Creme, Avène Repair Lotion After Sun).

Frisch gestochen? – Die wichtigsten Tipps zur Tattoo-Pflege

Tattoo-Wunde nur mit sauberen Händen berühren; Reinigen des Tattoos nur mit Wasser, nicht mit Seife oder Duschgel (Vorsicht Parfümstoffe!)

  • Wunden möglichst atmungsaktiv abdecken. Je nach Folie sind das nach dem Stechen wenige Stunden (bei Frischhaltefolie) oder drei bis vier Tage (bei spezieller Wundfolie).
  • Zur optimalen Wundheilung Tattoo mindestens dreimal pro Tag über einen Zeitraum von 14 Tagen dünn mit Wundgel oder Heilsalbe eincremen.
  • Die besten Tattoo-Anti-Aging-Methoden sind eine tägliche Tattoo-Pflegeroutine mit intensiver Feuchtigkeitspflege und ein wirksamer Schutz vor Sonneneinstrahlung.
  • Keine scheuernde, zu enge oder fusselnde Kleidung an der tätowierten Stelle tragen.
  • Krusten nicht entfernen; bei Juckreiz nicht kratzen! Leichtes Klopfen mit der flachen Hand auf das Tattoo kann ebenso helfen wie erneutes Eincremen mit einem Wundgel.
  • Für sechs bis acht Wochen keine Sonnenbäder oder Solarienbesuche.
  • Keine körperlichen Anstrengungen während der ersten 14 Tage.
  • Vorsicht: Wasser, Schweiß, Sonne: Vollbäder, Besuche im Schwimmbad, im Fitnessstudio oder in der Sauna sind mit einem frischen Tattoo tabu.

Weniger Tattoo-Aging dank Sonnenschutz

Tattoo-Aging bedeutet, dass ein Tattoo im Laufe der Jahre verblasst oder an Konturschärfe verliert. Zu den häufigsten Ursachen zählen der natürliche altersbedingte Elastizitätsverlust der Haut, ständige mechanische Belastung sowie UV-Strahlen. Diese dringen bis in die tieferen Hautschichten ein und verursachen eine photochemische Spaltung der Farbpigmente. Dadurch nimmt die Konzentration der Pigmente ab und die Tätowierung verliert an Farbbrillanz und Leuchtkraft.

Verschiedene Hersteller bieten spezielle Sonnenprodukte für Tattoos an – ohne Weißeleffekt, damit die Farben des Tattoos klar zu erkennen sind. Skin Stories, eine Hautpflegemarke von Beiersdorf, propagiert für ihre Sun Lotion mit UV-A-/UV-B-Schutz und LSF 30 und ihren Sun-Stick mit LSF 50 für kleine und feinlinige Tattoos die InkGuard-Technology®, die Tattoo-Aging vorbeugen soll. Dahinter steckt ein Wirkstoffkomplex aus Himbeerstammzellen, Panthenol und Vit­amin E und somit hauptsächlich eine hautglättende und regenerierende Wirkung. Einen direkten Einfluss auf die Tätowierung selbst und die Erhaltung der Farbpigmente nimmt die InkGuard-Technology® vermutlich nicht. Die Firma Stada bietet ebenfalls zwei Spezialprodukte an: Ladival® Tattoosonnenschutz-Lotion und -Creme, beide mit LSF 50. Zudem wirbt die Firma TattooMed® für ihre Sonnencreme mit LSF 50 und einen Sonnen-Stick mit LSF 30, jeweils mit Farbschutztech­nologie [7]. Ob alle Produkte ihr Versprechen halten können, ist fraglich. So hat die Stiftung Warentest einen Tattoo-Sonnenschutz-Stick der Firma Australian Gold getestet, der im Vergleich zu herkömmlichen Sonnenschutzmitteln deutlich schlechter abgeschnitten hat. Weder der versprochene Sonnenschutz reichte aus, noch die Kennzeichnung. Es war nicht zu entnehmen, welche Inhaltsstoffe gegen das Ausbleichen der Tattoofarbe wirken könnten [8].

Fazit: Insgesamt dürften die Spezialprodukte eher über einen breiten UV-Filter vor Tattoo-Aging schützen, als über eine gesonderte Farbschutztechnologie. Und damit erfüllen auch herkömmliche, zuverlässige Sonnenschutzmittel auf tätowierter Haut ihr Soll. |
 

Literatur

[1] Tattoo-Pflege: Die Skin Stories Tattoo-Pflege-Tipps. Informationen der Beiersdorf AG, www.skin-stories.com/de/knowledge/tattoo-pflege

[2] Fragen und Antworten zu Tätowiermitteln. Aktualisierte FAQ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 16. September 2019, www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_taetowiermitteln-187854.html

[3] Tipps zur Tattoo-Pflege nach dem Stechen. Informationen der myLife Media GmbH, https://wunden.behandeln.de/tipps-tattoo-pflegen.html

[4] Wiederholt T et al. Calcium pantothenate modulates gene expression in proliferating human dermal fibroblasts. Exp Dermatol 2009; 18(11)969-978; doi: 10.1111/j.1600-0625.2009.00884.x., Epub 8. April 2009

[5] Tattoo-Pflege. Informationen der Bayer Vital GmbH, www.bepanthen.de/haut/tattoos/tattoo-pflege

[6] Olsavszky R et al. Skin barrier restoration upon topical use of two 5% dexpanthenol water-in-oil formulations on freshly tattooed skin: results from a single-blind prospective study. Wounds International 2019;10(1):33-39

[7] Angaben der Hersteller zu den genannten Produkten

[8] Tattoo Stick 50 + von Australian Gold: Sonnenschutzfaktor zu schwach. Stiftung Warentest vom 23. April 2015 www.test.de/Tattoo-Stick-50-von-Australian-Gold-Sonnenschutzfaktor-zu-schwach-4833908-0/

Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

Das könnte Sie auch interessieren

Gesundheitsrisiken durch Piercings und Tattoos

Achtung, frisch gestochen!

Risiko für unerwünschte Wirkungen ist gering

Mit Tattoo zum MRT?

DAZ-Tipp aus der Redaktion

„Ich lasse mich tätowieren!“

Gesundheitsgefahren durch Tattoos, Permanent Make-up und Detätowierung

Ornamente mit Risiken

Tattooentfernung kann mit erhöhtem Lymphomrisiko einhergehen

Besser lassen als weglasern

Allergene Metallpartikel gehen unter die Haut

Reizende Tätowiernadeln

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.