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Beratung
Wie viel Magnesium darf es sein?
Aktualisierte Höchstmengenvorschläge in Nahrungsergänzungsmitteln
Magnesium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff und als Cofaktor an über 300 enzymatischen Reaktionen des Intermediärstoffwechsels beteiligt. Über 60% der Magnesium-Ionen befinden sich in den Knochen, 35% in der Skelettmuskulatur, und nur ca. 1% liegt im Plasma vor. Unser Körper kann Magnesium-Ionen nicht selbst herstellen – sie müssen über die Nahrung aufgenommen werden [1, 2, 3].
Referenzwerte der DGE
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für weibliche Personen ab 15 Jahren zwischen 300 und 350 mg Magnesium pro Tag; für männliche Personen sollte die tägliche Zufuhr zwischen 350 und 400 mg liegen. Für schwangere Frauen > 19 Jahre wird eine Zufuhr von 310 mg pro Tag empfohlen (Schwangere < 19 Jahre 350 mg/Tag) (s. Tab. 1). In der Stillzeit ist der Bedarf der Frauen erhöht, hier liegt der Referenzwert bei 390 mg/Tag [4].
Darüber hinaus kann unter bestimmten Umständen der tägliche Bedarf an Magnesium erhöht sein – so ist unter anderem bei Diabetikern, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Nierenfunktionsstörungen und Hyperthyreose ein Magnesium-Defizit möglich. Auch in Stresssituationen, bei Leistungssportlern oder chronischem Alkoholkonsum kann der Magnesium-Bedarf erhöht sein. Die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln kann die dem Organismus zur Verfügung stehende Menge an Magnesium-Ionen negativ beeinflussen. Insbesondere unter der Einnahme von Diuretika, einer Langzeittherapie mit Protonenpumpeninhibitoren oder unsachgemäßer Anwendung von Laxanzien [5 – 8].
Alter | Magnesiummg/Tag | |
---|---|---|
m | w | |
Säuglinge | ||
0 bis unter 4 Monatea | 24 | |
4 bis unter 12 Monate | 60 | |
Kinder | ||
1 bis unter 4 Jahre | 80 | |
4 bis unter 7 Jahre | 120 | |
7 bis unter 10 Jahre | 170 | |
10 bis unter 13 Jahre | 230 | 250 |
13 bis unter 15 Jahre | 310 | 310 |
Jugendliche und Erwachsene | ||
15 bis unter 19 Jahre | 400 | 350 |
19 bis unter 25 Jahre | 400 | 310 |
25 bis unter 51 Jahre | 350 | 300 |
51 bis unter 65 Jahre | 350 | 300 |
65 Jahre und älter | 350 | 300 |
Schwangereb | 310 | |
Stillende | 390 | |
a Schätzwert b Schwangere < 19 Jahre 350 mg |
Welche Mangelerscheinungen können auftreten?
Ein Magnesium-Mangel kann entstehen, wenn nicht genügend Magnesium-Ionen über die Nahrung zugeführt werden – z. B. bei einseitiger Ernährung oder Diäten – oder ein erhöhter Bedarf z. B. durch Leistungssport nicht gedeckt werden kann. Auch eine erhöhte Ausscheidung (über den Schweiß bei Sport oder schwerer körperlicher Arbeit) oder Störungen der Aufnahme z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen können einen Mangel begünstigen. Dabei kann sich ein Mangel anhand folgender Symptome bemerkbar machen:
- Muskelkrämpfe und Verspannungen
- Nervosität, innere Unruhe
- Schlafstörungen, Müdigkeit
- kardiovaskuläre Beschwerden
- Kopfschmerzen, erhöhte Migräneanfälligkeit
- Tremor
- gastrointestinale Beschwerden
Wichtig ist, dass ein Mangel rechtzeitig erkannt wird, die Symptome gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird [5, 7].
Wie äußert sich ein Zuviel?
Im Allgemeinen ist die Zufuhr von Magnesium gut verträglich. In einigen Fällen kann es insbesondere bei höheren Dosen (bei einer zusätzlichen Zufuhr von ungefähr 365 mg Magnesium) zu Durchfällen aufgrund osmotischer Effekte kommen. Intoxikationen sind sehr selten und treten vorwiegend bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz auf. Hier kann es durch Blockade der Erregungsüberleitung im ZNS zu Lähmungserscheinungen, Übelkeit und Erbrechen, Hypotonie und Arrhythmien kommen. Als Gegenmaßnahme würde unter anderem eine Magenspülung oder die intravenöse Verabreichung von 10%iger Calciumgluconat-Lösung eingeleitet werden [3, 10, 12].
Aufnahme und Resorption
Unter normalen Umständen kann der tägliche Bedarf über die Nahrung gedeckt werden. Insbesondere Nüsse, Vollkornprodukte, unpolierter Reis und Schokolade mit mindestens 40% Kakaoanteil sind reich an Magnesium (s. Tab. 2). Weitere Magnesium-Lieferanten sind unter anderem Käsesorten wie Emmentaler, Gouda oder Tilsiter und Hülsenfrüchte. Auch Magnesium-reiche Mineralwässer sind eine wichtige Quelle [2, 5].
Magnesium wird sowohl durch den Ionenkanal TRPM6, ein spezifisches Transportprotein in der Darmwand, als auch durch passive Diffusion aus dem Darm resorbiert. Dabei schwankt die Resorptionsrate zwischen 35 und 55% und ist abhängig von der zugeführten Menge. Mit zunehmender Zufuhr sinkt die Rate, weshalb eine Aufteilung der Tagesdosis auf mehrere Einzeldosen effektiver ist [2, 10].
Konzentrationsbereich Menge/100 g essbarem Anteil | Lebensmittel |
---|---|
300 – 700 mg | Weizenkleie; Sonnenblumenkerne, Sesam, Mohn (trockene Samen); Kakaopulver |
150 – 300 mg | Molkenpulver; Quinoa, Weizenkeime; Sojabohne, Portulak; Erdnuss, Haselnuss, Pistazie, Mandel (süß), Cashewnuss; Kaffee, Tee (schwarz) |
100 – 150 mg | Trockenmagermilch; Buchweizen, Gerste, Weizen (ganzes Korn), Reis (unpoliert), Haferflocken, Dinkelmehl (Vollkorn); Gartenbohne, Linse, Erbse, Kichererbse, Tofu; Walnuss, Pekannuss; Marzipan, Schokolade (milchfrei) |
70 – 100 mg | Trockenvollmilch, Hühnereiweiß (getrocknet); Garnele; Mais, Roggen (ganzes Korn), Roggenschrot, Knäckebrot; Milchschokolade |
50 – 70 mg | Butterkäse, Schmelzkäse; Alaska-Seelachs, Karpfen, Thunfisch, Zander, Seezunge; Gerstengraupen, Weizenmehl, Roggenmehl, Maismehl, Roggenvollkornbrot; Kichererbse (Samen, grün), Spinat, Pfirsich (getrocknet), Aprikose (getrocknet) |
25 – 50 mg | Kondensmilch, Edamer, Tilsiter, Roquefort, Gouda, Parmesan u. a. Käsesorten; Hühnerei; Rindfleisch, Schweinefleisch (Muskel); Hering, Makrele, Sardine, Heilbutt, Forelle, Lachs, Aal, Matjeshering; Weizenmehl (Type 550, 630), Roggenbrot, Brötchen, Weizentoastbrot, Eierteigwaren; Pastinake, Petersilienwurzel, Artischocke, Kohlrabi, Meerrettich, Grünkohl, Tomatenmark; Papaya, Brombeere, Himbeere, Banane, Zitrone, Avocado, Rosine; Kokosnuss |
10 – 25 mg | Kuh-, Ziegen-, Schafmilch, Joghurt, Sahne, Camembert, Feta, Speisequark, Hühnerei (gesamt), Hühnereigelb; Fleisch u. Innereien von Rind, Kalb, Schwein, Fleischprodukte: Schinken, Wurst; Flunder, Scholle, Kabeljau, Hering, Heilbutt; Zwieback; Kartoffel, Rettich, Möhre, Rote Beete, Sellerieknolle, Brokkoli, Blumenkohl, Sauerkraut, Weißkohl, Rotkohl, Wirsing, Rosenkohl, Spargel, Tomate, Paprika, Champignon; Apfelsine, Erdbeere, Mango, Ananas, Fruchtsäfte (u. a. Apfelsinensaft); Weißwein, Rotwein |
0 – 10 mg | Butter, Molke, Frischkäse (fett); Kürbis, Gurke, Kopfsalat, Zwiebel; Kirsche (sauer), Weintraube, Apfel, Birne, Pflaume, Pfirsich, Heidelbeere, Aprikose, Grapefruit, Fruchtsäfte (z. B. Apfelsaft, Birnensaft); Honig |
Wer sollte wie viel substituieren?
Grundsätzlich gilt eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung für gesunde Erwachsene als ausreichend, um den notwendigen Vitamin- und Mineralstoff-Bedarf zu decken. Nur in Einzelfällen ist die zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll. Es ist darauf zu achten, dass die Nahrungsergänzungsmittel nicht zu hoch dosiert werden, insbesondere wenn zusätzlich angereicherte Lebensmittel verzehrt werden – das Risiko einer Überversorgung steigt [1]. Um dieses Risiko zu verringern, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung im März dieses Jahres die Empfehlungen für Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln aktualisiert. Dabei wurden die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tolerierbaren Obergrenzen für die Tageszufuhr (Tolerable Upper Intake Level, UL) des jeweiligen Nährstoffes berücksichtigt. Unter der tolerierbaren täglichen chronischen Aufnahme eines Nährstoff versteht man die Menge eines Nährstoffes, die bei dauerhafter täglicher Zufuhr nach derzeitigem Kenntnisstand nicht gesundheitsschädlich ist. Des Weiteren wurden bei der Überarbeitung der Höchstmengenvorschläge auch die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Ernährung (DGE, ÖGE, SSG/SSN) und der EFSA miteinbezogen.
Für Nahrungsergänzungsmittel empfiehlt das BfR eine Höchstmenge von 250 mg Magnesium pro Tagesverzehrsempfehlung eines NEM-Produktes. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Einnahme auf zwei oder mehr Portionen pro Tag verteilt wird. Für die Anreicherung in Lebensmitteln werden unter der Annahme eines „gesättigten Marktes“ (30% der Tagesenergiezufuhr in Form angereicherter Lebensmittel) folgende Höchstmengen für Magnesium empfohlen:
- feste Lebensmittel: 31 mg pro 100 g
- Getränke 8 mg pro 100 ml
Das BfR stützt seine Empfehlungen auf die vom Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (Scientific Committee on Food, SCF) abgeleiteten UL-Werte von 250 mg Magnesium/Tag für leicht dissoziierbare Magnesium-Salze und -verbindungen. Dabei bleibt der Anteil an Magnesium unberücksichtigt, der mit der üblichen Nahrung bzw. aus den natürlichen Magnesium-Gehalten in Lebensmitteln zugeführt wird. Begründung für die festgelegte Höchstmenge ist, dass ein geringer Prozentsatz an Erwachsenen bei einer höheren Zufuhr von ca. 300 bis 360 mg Magnesium pro Tag mit leichten Durchfällen reagiert. Bei der Aufnahme von Magnesium mit den üblichen Lebensmitteln des täglichen Verzehrs konnten bisher keine unerwünschten Wirkungen beobachtet werden. Bisher liegen keine aussagekräftigen Studienergebnisse vor, wie es mit unerwünschten Wirkungen bei der Aufnahme von mit Magnesium angereicherten Lebensmitteln aussieht. Das BfR hielt es ebenfalls für vertretbar, auch bei angereicherten Lebensmitteln die Tageshöchstmenge von 250 mg Magnesium/Tag anzuwenden, die für Nahrungsergänzungsmittel vorgeschlagen wird. Jedoch nur unter der Annahme, dass 30% der Tagesenergie in Form von angereicherten Lebensmitteln zugeführt wird [1, 12].
Sollte ein Magnesium-Salz bevorzugt werden?
Für die Supplementation steht eine Vielzahl an Präparaten mit unterschiedlichen organischen Magnesium-Verbindungen (Aspartat [z. B. Magnesiocard Filmtabletten], Citrat [z. B. Magnesium Diasporal Granulat], Glutamat [z. B. Magnesium Verla N Dragees], Orotat [z. B. Magnerot classic N Tabletten]) und anorganischen Verbindungen (Oxid [z. B. Magnetrans forte Hartkapseln], Carbonat [z. B. Cebion plus Magnesium Brausetabletten], Phosphat [z. B. Magnerot N Magnesiumtabletten]) zur Verfügung. Ob bestimmte Salze besser aufgenommen werden, bleibt weiterhin umstritten. In einigen kleineren Studien gab es Hinweise darauf, dass organische Magnesium-Verbindungen eine leicht höhere Bioverfügbarkeit aufweisen. Eine eindeutige Empfehlung kann jedoch nach derzeitigem Wissensstand nicht gegeben werden [10, 11]. |
Literatur
[1] Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Stand März 2021, www.bfr.bund.de
[2] Hahn A. Nahrungsergänzungsmittel und ergänzende bilanzierte Diäten. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2006
[3] Magnesium. DocCheck Flexikon, https://flexikon.doccheck.com/de/Magnesium
[4] Referenzwerte Magnesium. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/magnesium/?L=0
[5] Gröber U, Kisters K. Patientenratgeber Magnesium. 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2017
[6] Fachinformation Furosemid-ratiopharm® 40 mg/500 mg Tabletten, Stand Juni 2016, www.ratiopharm.de
[7] Fachinformation. Pantoprazol AbZ 40 mg magensaftresistente Tabletten, Stand April 2018, www.abz.de
[8] Fachinformation. Laxans-ratiopharm®, Stand April 2017, www.ratiopharm.de/
[9] Bucher SF. Erfahrungen mit Magnesium bei der Behandlung von funktionellen Störungen. Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin 1991;2:1-4
[10] Eder K. Ernährungsforschung: Magnesium und Mg-Verbindungen in Supplementen. DAZ 2008;36:44
[11] Organisches und anorganisches Magnesium. PharmaWiki. www.pharmawiki.ch
[12] Höchstmengenvorschläge für Magnesium in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Stand März 2021, www.bfr.bund.de
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