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Arzneimittel und Therapie
Knochenschutz für Krebspatienten
Vor allem Menschen mit Mamma- oder Prostatakarzinom sind gefährdet
Welche Mechanismen genau bei der Metastasierung ablaufen ist bisher unklar. Jedoch weiß man, dass verschiedene Organe wie die Prostata, Darm und Mamma über den sogenannten Batson-Venenplexus, einem Gefäßnetz aus klappenlosen Venen, direkt mit der Wirbelsäule verbunden sind, und daher dieser Körperteil meist als erstes von Metastasen befallen wird. Da die gestreuten Krebszellen über Jahre hinweg im Knochenmark verbleiben können, ist es nicht ungewöhnlich, wenn Knochenmetastasen erst etliche Jahre nach der Diagnose des Ursprungstumors auftreten.
Drei von vier Frauen betroffen
Etwa 75% aller Brustkrebspatientinnen mit Metastasen weisen auch Veränderungen an den Knochen auf. Diese gehen neben einer Hypercalcämie oft mit heftigen Schmerzen, Frakturen, Bestrahlung und im fortgeschrittenen Fall auch mit Operationen und Spinalkanalverengungen, die wiederum zu Lähmungen und neurologischen Ausfällen führen können, einher. Daher muss der osteoprotektiven Therapie von Anfang an der gleiche Stellenwert wie der chemotherapeutischen Behandlung zugesprochen werden. Grundstein der antiresorptiven Therapie bilden zum einen Bisphosphonate (vor allem Zoledronsäure), die in etlichen Studien zwar das Auftreten solcher Skelettkomplikationen nicht verhindern, aber immerhin stark reduzieren konnten. Zudem bekämpfen sie, neben Opioiden, auch die teilweise unerträglichen Knochenschmerzen. Ein Wermutstropfen dieser Therapeutika stellen die Nebenwirkungen dar, die sich vor allem in Kieferknochennekrosen und Nierenfunktionsstörungen äußern. Demgegenüber weist der monoklonale Antikörper Denosumab, der über eine Hemmung von RANK-L (Receptor Activator of NF-κB Ligand) die Funktion der Osteoklasten herunterfährt, als zweite Therapieoption ein deutlich besseres Nebenwirkungsspektrum auf. Eine weitere Methode, die Nebenwirkungen von Bisphosphonaten zu reduzieren, stellt das Strecken der Therapiezyklen dar: So können Zoledronsäure und Co. auch alle zwölf, statt alle vier Wochen verabreicht werden. Wahrscheinlich gilt das auch für Denosumab, jedoch reicht die Studienlage hierzu noch nicht aus.
Auch Therapeutika schaden dem Knochen
Zudem muss im gynäkologischen Onkologiebereich beachtet werden, dass viele eingesetzte Hormontherapeutika selbst die Knochendichte negativ beeinflussen. Hier sind vor allem die Aromatasehemmer zu nennen, die nach dreijährigem Einsatz die Knochendichte massiv reduzieren können. Zur Behandlung dieser therapieassoziierten Osteoporose stehen ebenso Bisphosphonate und RANK-L-Inhibitoren zur Verfügung. Doch was kann man tun, damit Knochenmetastasen gar nicht erst entstehen? Gute Erfahrungen hat man hier insbesondere mit dem lang erprobten Off-label-Einsatz von Bisphosphonaten gemacht. Den besten Effekt hat man hier bei postmenopausalen Frauen gesehen. Für Denosumab ist die Datenlage in diesem Kontext bisher noch unzureichend.
Und die Prostatakrebspatienten?
Im Vergleich zu Knochenmetastasen beim Mammakarzinom sind beim Prostatakarzinom nicht die Osteoklasten, sondern vielmehr die Osteoblasten in ihrer Funktion gestört. Insgesamt zeigt sich jedoch ein ähnliches Bild wie beim Mammakarzinom: Auch hier erleiden 85 bis 90% der Patienten innerhalb ihrer Erkrankung Knochenmetastasen, die laut Leitlinie mit Bisphosphonaten oder Denosumab behandelt werden. Nach einer Androgenentzugstherapie kann auch hier eine behandlungsassoziierte Osteoporose auftreten, betroffene Patienten sollten dementsprechend aufgeklärt werden. Nennenswert ist zudem, dass einige neue Therapeutika, beispielsweise das Antiandrogen Enzalutamid, unabhängig von antiresorptiven Wirkstoffen skelettale Komplikationen in Studien verhindern konnten. Trotzdem sollte auch bei diesen Therapien nicht auf Bisphosphonate und Denosumab verzichtet werden. |
Literatur
Diel IJ, Kolberg-Liedtke C, Todenhöfer T. Virtueller Fachpresse-Workshop: Knochenschutz in der Onkologie. Eine Veranstaltung von Amgen 20. Mai 2021
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