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DAZ aktuell
4802 Impfungen in 20 Stunden
Apotheker und Ärzte organisierten Holzgerlinger Impfmarathon
Rund 250 Helfer, 4802 verabreichte Impfungen in 20 Stunden und „ganz viel positive Vibes“ – so lautet für den Holzgerlinger Apotheker Dr. Björn Schittenhelm die Bilanz aus dem Impfmarathon, der vergangenes Wochenende in seinem Heimatdorf stattfand und den er mitorganisiert hat. Man habe richtig gesehen, wie den Leuten eine Last abgefallen sei – so nach dem Motto „für mich ist die Pandemie jetzt vorbei“ berichtet Schittenhelm. Diese gute Stimmung habe sich auch auf die Helfer übertragen, sodass alle bis in die Haarspitzen motiviert waren. „Das Feedback war unfassbar.“ Der Apotheker erzählt weiter: „Es hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert, bis wir uns eingeruckelt haben, danach waren wir immer eine halbe Stunde vor dem Zeitplan. Drei Minuten pro Patient hatten wir eingeplant, am Ende dauerte es im Schnitt 2,46 Minuten – plus einer Viertelstunde Beobachtung im Freien. Wir hätten also noch mehr impfen können.“ Vor diesem Hintergrund findet es Schittenhelm besonders ärgerlich, dass knapp 200 Angemeldete nicht erschienen sind. Allerdings liege damit die No-Show-Quote deutlich niedriger als bei den Impfzentren, wo sie bei etwa acht Prozent sei.
Die Idee ist laut Schittenhelm nach einer Gemeinderatssitzung vor ein paar Monaten entstanden, als sein Gemeinderatskollege Dr. Alexander Failenschmid, der als Arzt viel im Kreisimpfzentrum arbeitet, die ineffizienten Abläufe – die „Zettelwirtschaft“ – dort monierte. Hätte er Impfstoff, würde er impfen „wie ein Weltmeister“. Der Bürgermeister habe ihn beim Wort genommen, erzählt der Apotheker weiter. Er selbst habe seine Unterstützung bei der Impfstoffbeschaffung und der Bereitstellung einer digitalen Terminvergabelösung analog zu den Testzentren zugesagt. „Das Hauptproblem war am Ende ein politisches“, so Schittenhelm weiter, „nämlich ob es über die Hausarztschiene laufen soll und die Impfstoffe darüber beschafft werden oder über das Sozialministerium. Damit würde die Impfstoffbeschaffung analog zu den Impfzentren laufen. Wir haben jongliert, wo die Chance größer ist, die benötigten Impfstoffe zu bekommen. Als dann klar war, dass das bei den Hausärzten der Fall ist, haben wir beschlossen, die Aktion wie eine ausgelagerte Praxis zu organisieren.“ Und es hätten tatsächlich alle 17 Hausärzte aus den Praxen vor Ort mitgemacht und waren vor Ort.
Zusätzlich zu den über die Hausärzte beschafften Impfstoffen habe ihm sein Großhändler, der von der Aktion erfahren hatte, 400 Dosen angeboten, die Ende des Monats verfallen wären und die seit Monaten keiner abrufe. „Der Vorwurf auch aus der Apothekerschaft, dass ich anderen den Impfstoff wegnehme, ist also ungerechtfertigt“, findet Schittenhelm. Und auch den zweiten Vorwurf, mit dem er sich konfrontiert sah, nämlich dass es keine Beratung gab, entkräftet der Apotheker: „Jeder Impfling hat ein Aufklärungsgespräch angeboten bekommen. Das längste hat 55 Minuten gedauert und der Patient hat sich am Ende trotzdem impfen lassen.“ Für diese langen Beratungen habe man die Ärzte eingesetzt, die Bauchweh hatten, den AstraZeneca-Impfstoff abweichend der STIKO-Empfehlung an unter 60-Jährige zu verimpfen, berichtet Schittenhelm weiter. Und tatsächlich war auch die Mehrheit aus dieser Altersgruppe: Es waren nur 330 Personen über 60.
Am 17. Juli geht der Impfmarathon in Holzgerlingen dann in die nächste Runde, dann stehen die Zweitimpfungen an. Somit steht zumindest nach den aktuellen Corona-Regeln für den einen oder anderen Holzgerlinger der Urlaubsreise in den Sommerferien nichts mehr im Wege. |
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