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Arzneimittel und Therapie
Testosteron zur Diabetes-Prävention?
Vielversprechende Ergebnisse werden durch Nebenwirkungen getrübt
Niedrige Testosteron-Konzentrationen bei älteren Männern mit Übergewicht oder Adipositas können das Erkrankungsrisiko für Diabetes mellitus Typ 2 erhöhen. So konnte gezeigt werden, dass Männer mit einem Testosteron-Spiegel von über 15,5 nmol/l ein um 42% geringeres Risiko hatten, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Männer, deren Werte darunter lagen.
Schützendes Sexualhormon?
In einer multizentrischen randomisierten, placebokontrollierten Phase-IIIb-Doppelblindstudie sollte daher untersucht werden, ob jenseits der Effekte eines Lifestyle-Programms die zusätzliche Gabe von Testosteron Typ-2-Diabetes bei Männern verhindern oder einen bestehenden Diabetes umkehren kann. Insgesamt wurden 1007 Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren mit einem Taillenumfang von über 95 cm und einer Testosteron-Konzentration unter 14,0 nmol/l in die Studie eingeschlossen. Bei keinem der Teilnehmer lag ein pathologischer Hypogonadismus vor. Alle Probanden hatten entweder eine gestörte Glucosetoleranz oder einen neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes.
Unterstützt von „Weight Watchers“ erhielten alle Teilnehmer ein zweijähriges Lifestyle-Programm, an dem sie über eine interaktive Website oder wöchentliche Gruppentreffen teilnehmen konnten. 504 Probanden bekamen zusätzlich 1000 mg Testosteron-Undecanoat intramuskulär zu Beginn, nach sechs Wochen und danach alle drei Monate über zwei Jahre appliziert; die übrigen 503 Teilnehmer erhielten ein Placebo. Die Werte von 413 Personen aus der Testosteron-Gruppe sowie von 443 Personen aus der Placebo-Gruppe flossen schlussendlich in die Auswertung ein. Von diesen 856 Männern hatten 20% zu Beginn der Studie einen Typ-2-Diabetes.
Weniger Diabetes-Neudiagnosen
Primäre Endpunkte waren die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes (Glucosewert über 199,8 mg/dl zwei Stunden nach oralem Glucose-Toleranz-Test) und eine Verbesserung des Zwei-Stunden-Glucosewertes verglichen zu den Baseline-Werten. 21% der Placebo-Gruppe versus 12% der Testosteron-Gruppe hatten nach zwei Jahren einen Typ-2-Diabetes entwickelt. Die Testosteron-Gabe war somit signifikant mit einem niedrigeren Risiko zur Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verbunden (Relatives Risiko: 0,59, 95%-Konfidenzintervall: 0,43 bis 0,80; p = 0,0007). Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass sich die Zwei-Stunden-Glucosewerte in der Placebo-Gruppe um durchschnittlich 17 mg/dl verbesserten, in der Testosteron-Gruppe um 31 mg/dl.
Im Vergleich zur Placebo-Gruppe zeigten die Männer der Testosteron-Gruppe nach zweijähriger Therapie unter anderem einen geringeren Taillenumfang, eine reduzierte Fettmasse und eine Erhöhung der Skelettmuskelmasse und der Handgriffkraft. Wie zu erwarten konnte auch eine Verbesserung der sexuellen Funktionen festgestellt werden. In Bezug auf Wohlbefinden oder Lebensqualität gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Den positiven Ergebnissen einer Testosteron-Therapie stehen jedoch eine Erhöhung des Hämatokrit-Wertes sowie des PSA-Wertes gegenüber.
Fazit
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine zweijährige Testosteron-Therapie bei älteren Männern den Verlauf bzw. die Entstehung eines Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen kann. Jedoch sind weitere klinische Langzeit-Studien erforderlich, um eine abschließende Bewertung geben zu können und auch die Risiken einer langfristigen Testosteron-Anwendung abzuschätzen. |
Literatur
Wittert G, Bracken K, Robledo KP et al. Testosterone treatment to prevent or revert type 2 diabetes in men enrolled in a lifestyle programme (T4DM): a randomised, double-blind, placebo-controlled, 2-year, phase 3b trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2021; 9:32-45
Ding EL, Song Y, Malik VS, Liu S. Sex differences of endogenous sex hormones and risk of type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. JAMA 2006; 295:1288-99
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