Rezension

Guten Appetit!

Mit der richtigen Kost die Lebensqualität älterer Menschen verbessern

Schon bei der ersten Durchsicht des Buches zeigt sich Erfreuliches: Hier geht es nicht eindimensional um allgemeines und spezielles Ernährungswissen für eine definierte Altersgruppe. Im Vordergrund steht vielmehr ein interdisziplinäres Konzept, das den Menschen ganzheitlich und voller Respekt für das Individuum, aber auch für die gesamte Gruppe der Seniorinnen und Senioren wahrnimmt. Darüber hinaus werden unterschiedliche Settings, wie selbstständiges Leben im häuslichen Umfeld oder im Heim sowie in der Pflegesituation, berücksichtigt.

Das Autorenteam besteht aus zehn Fachleuten nicht nur aus den Ernährungswissenschaften, sondern auch aus der Präventionsforschung und Epidemiologie, der Geriatrie, der Pharmazie, der Zahnmedizin, der Lebensmittelhygiene, der Psychologie und der Rechtskunde. Herausgeber ist der den Lesern der DAZ bekannte Prof. Dr. Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck. Sämtliche Aspekte der Ernährung von Seniorinnen und Senioren sollen wissenschaftlich fundiert und praxisnah zugleich abgehandelt werden – das ist ein hoher Anspruch, dem sich die Autoren stellen. Dass die Beiträge aus den verschiedenen Fach­disziplinen dabei homogen wirken und gut miteinander vernetzt sind, ist eine Leistung, die nicht hoch genug geschätzt werden kann und zum Nutzwert des Buches enorm beiträgt.

Die Gliederung des Buches in drei Teile ist überzeugend und konsequent. Teil I liefert den theoretischen und wissenschaftlichen Unterbau. Hier geht es um physiologische Veränderungen beim alternden Menschen, aber auch um generelle Ernährungsempfehlungen und Studien zum Status quo sowie um besonders kritische Nährstoffe. Teil II behandelt spezielle Ernährungssituationen und bietet viel Praxiswissen. Auch der Hygiene und Lebensmittelsicherheit ist ein Kapitel gewidmet. Einfühlsam und informativ zugleich geht es außerdem um die Ernährung am Lebensende, wobei auch ethischen und juristischen Aspekten Raum gegeben wird. In Teil III steht die Gemeinschaftsverpflegung im Vordergrund, angereichert durch psychologisch fundierte Anregungen für eine appetitfördernde Wohlfühlkultur auch unter schwierigen Umständen.

Eine Bestandsaufnahme der Ernährungssituation von Seniorinnen und Senioren zeigt, dass mithilfe einer nährstoff- und mengenmäßig richtig ausgewählten Kost die Lebensqualität ganz entscheidend beeinflusst und verbessert werden kann. Auf der einen Seite ist mehr als die Hälfte der Menschen im Alter über 65 übergewichtig oder gar adipös – eindeutig ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Auf der anderen Seite ist auch in einem von Lebensmitteln überquellenden Land wie Deutschland Mangel­ernährung im Alter häufiger, als man denkt. Hier die richtigen Lösungs­ansätze zu entdecken und vor allem praktisch in die Tat umzusetzen, ist ein zentrales Anliegen des Buches.

Ernährungspraxis Senioren
Beratungswissen kompakt

Martin Smollich (Hrsg.), mit Beiträgen von Ulrike Arens-Azevedo, Urs Früh, Georg Gaßmann, Ulrike Grohmann, Heribert Keweloh, Julia Kugler, Thomas Reinbold, Uta Reinecke, Katharina Stapel und Helga Strube

XX, 304 S., 48 farb. Abb., 39 farb. Tab., 
17,0 × 24,0 cm, gebunden, 44,00 Euro

 

ISBN 978-3-8047-3393-0
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2021

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Erfreulich ausführliche Kapitel widmen sich den im Alter häufigen Kau- und Schluckbeschwerden, der konsequenten Mundhygiene sowie den für Apotheker besonders interessanten Ernährungsproblemen als Folge der Arzneimitteltherapie. Fallbeispiele erleichtern die Umsetzung in die Praxis. Insofern ist das Buch ein ideales Nachschlagewerk für jede Apotheke, denen eine ganzheitliche Betreuung ihrer geriatrischen Kunden bzw. Patienten am Herzen liegt.

Zu Corona-Zeiten wehmütig stimmt eine grundlegende Aussage des Buches: „Regelmäßige körperliche Bewegung an der frischen Luft und rege soziale Kontakte sind in Kombination mit einer mediterranen Ernährung und geistiger Förderung die beste Demenzprävention.“ Man darf hoffen, dass eine kontinuierlich fortschreitende Durchimpfung vor allem älterer Menschen bald wieder ein Leben ermöglicht, das optimal präventive Maßnahmen zulässt.

Große Anerkennung für das Autorenteam, das ein hervorragendes Werk zusammengestellt hat. Ein einziges Thema habe ich vermisst: Alkohol als nicht unwichtiger Bestandteil unserer Ernährung wird leider völlig ausgeblendet. Sollte Alkohol für Senioren tatsächlich keine Rolle spielen, hätte ich mir zumindest Hinweise darauf gewünscht. |

Apothekerin Reinhild Berger

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